„Schwarze“ Sonne über dem „schwarzen“ Afrika (Sambia 2001)
Von Joe T.
Am 11. August 1999 hatte man die einmalige Gelegenheit in einheimischen Gefilden eine Sonnenfinsternis zu beobachten. Wir reden hier natürlich nur von totalen Sonnenfinsternissen.
Die letzte im Jahre 1887 und die nächste im Jahre 2087 liegen außerhalb unseres Lebensbereiches. Um so enttäuschender war die, für die meisten interessierten Beobachter, leider verregnete oder bewölkte letzte Finsternis des auslaufenden Jahrtausends.
Aber um so entschlossener war der Wille vieler dieser enttäuschten Beobachter, die nächste Sonnenfinsternis im nächsten Jahrtausend, eben die am 21. Juni 2001, erleben zu wollen - koste es, was es wolle - und wenn man dafür weit reisen muss. Und südliches Afrika ist schon ein Stück von Deutschland entfernt.
Und so sitze ich jetzt hier, einen Tag vor Reisebeginn und bin aufgeregt, als sei es meine erste Reise. Es geistern Gedanken durch den Kopf, wie: Livingston reiste dort, Sandwüsten nehmen weite Gebiete ein, der Sambesi ist ein riesiger Fluss, das heiße Afrika (obwohl im südlichen Winter nur ca. 20°C zu erwarten sind), Begegnungen mit für uns exotischen Tieren usw. Irgendwie ist es diesmal ein viel stärkeres Gefühl des Ungewissen, was einen beschleicht. Was kommt da auf einen zu? Man will ja eigentlich hauptsächlich eine Sonnenfinsternis beobachten und den fantastischen südlichen Sternenhimmel sehen, aber eben an einem Ort, den man nur aus dem eigenen Schulunterricht kennt, also gar nicht. Man erwartet urwüchsige Natur (Wüste, Hochebenen oder große Flüsse) und fremde Kulturen und Lebensweisen. Und man weiß, es sind wieder nur 14 Tage zum Einfangen aller Eindrücke und aufgeregt bin ich, wahnsinnig aufgeregt. Noch sind es 24 Stunden bis zum Abflug.
Wer eine Reise tut, der hat was zu erzählen!
Manchmal ist dabei der Weg das Ziel. Diesmal ist es der Weg und das Ziel. Schon die Fahrt zur ersten Station der Reise - Namibia - war vielfältig und hochinteressant. Sei es die ICE-Fahrt zum Flughafen Frankfurt am Main. Wer hat schon mal bewusst einen Regenschauer im ICE, der mit rund 200 km/h durchbraust, betrachtet? Oder überhaupt dieses entspannte Reisen - Musik im Ohr, Füße auf die Bank (kann man im Auto nicht), die Friedlichkeit der Landschaft genießen und dabei die Alltagshektik nach und nach abstreifen. Im Alltag rennt man von Ereignis zu Ereignis , von Aufgabe zu Aufgabe, von Höhepunkt zu Höhepunkt und... kann es am Ende selten verarbeiten oder wirken lassen, weil immer die Zeit knapp ist. Eine solche Reise bricht das auf, sie zeigt eine andere Bedeutung der Dinge. Wir sind nicht so wichtig im Einzelnen. Wir sind ein Teil dieses Lebens. Auf dem Flughafen kam mir noch ein anderer Vergleich in den Sinn. Mit dem Blick auf das Flugfeld sehe ich wie es wimmelt - einem Ameisenhaufen gleich - jeder hat seine Aufgabe, damit die großen Flugzeuge fliegen und... ich „kleine Ameise“ mal nach Afrika komme. Das Leben also ein Aufeinanderfolgen von Handlungen, die darauf bedacht sind, damit es so wie es ist weiterläuft.
Beobachtung ist ein Teil von Erfahrung, so gab es während der weiteren Reise noch eine Vielzahl von beobachteten Ereignissen: die Landung eines Flugzeugschattens, ein sehr intensiver und ungewöhnlicher Regenbogen (verursacht durch unterschiedliche Wasserfronten), ein nach Überqueren des Äquators wieder umgekippter Mond, ein imposantes Gewitter irgendwo über Angola oder ein fantastischer orange-blauer Sonnenaufgang beim Landeanflug auf Windhoek, der Hauptstadt von Namibia. Vom Stress eines 9stündigen Fluges in einem vollbesetzten Jumbo-Jet will ich mal nichts erzählen.
Namibia
Da sind wir nun. Afrika... frisch eingezogen in der Elisenheim-Gästefarm. Nahe an einer Bergkette, den Erosbergen, gelegen ungefähr 15 km nördlich von Windhoek. Die Straße hierher wurde langsam zur Sandpiste und im Gebüsch waren ziemlich große und stabile Spinnweben, entsprechend auch die Spinnen, ca. 5 bis 7 cm groß, Tigerspinnen genannt, eben afrikanisches Tierleben. Wir sitzen hier, im afrikanischen Winter, bei tiefblauem Himmel und ungefähr 25° C an einem Swimmingpool. Jahreszeitgemäß sind wir aus dem europäischen Frühling kommend in den afrikanischen Herbst geflogen, um hier ab 21. Juni den Winter zu erleben und dann wieder in den Sommer zurückzufliegen. Und so ein Sommer möchte man in Deutschland manchmal haben, wie hier der Winter ist. Unsere erste Aktivität bestand dann logischerweise in einer Sonnenbeobachtung mit zwei mitgebrachten Kleinstteleskopen („Russentonne“). Zahlreiche gut verteilte Einzelflecken, ca. 15, und zwei Gruppen an den Rändern waren zu sehen.
Das Essen während der gesamten 14 Tage (bis auf eine Ausnahme in Sambia) war nicht zum Abnehmen geeignet. Es mundete hervorragend, auch wenn es meist exotisch war. In Deutschland hätte mich schon der Name abgeschreckt: Antilopenfleisch oder Fleisch vom Krokodil oder Emu, aber hier schmeckte es einfach gut. Als nächstes fuhren wir dann zur Besichtigung in die Hauptstadt zurück. Dort leben von den 2 Mio. Einheimischen ungefähr 200.000. Die Stadt liegt in einem Talkessel, begrenzt von den Erosbergen, den Auasbergen und Khomas Hochland, und dennoch etwas mehr als 1.600 m über dem Meeresspiegel. Obwohl man sehr weit von zu Hause weg ist, fühlt man sich ein wenig wie daheim. Klar, wenn der „Blumenladen an der Ecke“ in der Peter-Müller-Straße zum Einkaufen einlädt und wenn man sich mit der eigenen Muttersprache hier gut verständigen kann (Amtssprache ist aber wie im restlichen südlichen Afrika Englisch). Man ist eben im ehemals deutsch kolonialisierten Südwestafrika. Entsprechend auch der Eindruck in der Christuskirche, dem Gotteshaus der evangelisch-lutherischen Gemeinde, wo man einen in deutsch abgehaltenen Gottesdienst erleben konnte. Wir begaben uns dann noch auf die Suche nach dem Meteoritenbrunnen mit Teilen des Gibeonmeteoriten. Während des Stadtrundganges begegneten wir einer Angehörigen der Himba, was nicht nur für uns ungewöhnlich war, sondern auch für die einheimische Stadtbevölkerung. Für uns war es eher das Aussehen der jungen Frau - sehr spärlich bekleidet, stark geschmückt und am ganzen Körper mit rotem Lehm bedeckt, für die anderen war es wohl die Anwesenheit an sich. Normalerweise sind Himbas in Windhoek nicht zu sehen, aber wie wir später erfuhren, protestierten einige in der Hauptstadt gegen den Bau eines Staudammes in ihrem Gebiet, der ihnen ihr Land rauben würde.
Für den Abend hatten wir uns noch den Besuch der Cuno-Hoffmeister Gedächtnissternwarte, südlich von Windhoek gelegen und von Frau Sonja Enke geführt, vorgenommen. Den direkten Sonnenuntergang auf der Sternwarte schafften wir nicht mehr, aber wir konnten noch das Anheben des Erdschattens auf der gegenüberliegenden Seite sehen und dann begann sich wieder einmal der überwältigende südliche Sternenhimmel zu entfalten. Während dieser Zeit erläuterte uns in einer niedlichen, etwas hektischen Art unsere Gastgeberin die Gegebenheiten des Himmels, einfache astronomische Grundlagen und einige ihrer, meist im Selbstbau entstandenen Gerätschaften. Frau Enke war in den 50er Jahren nach Namibia gekommen und kannte wohl auch Cuno Hoffmeister ganz gut und baute dann hier die Sternwarte mit auf. Und der Sternenhimmel wurde immer brillanter. Oh Schreck, was ist das für ein Lichtpunkt, 5° über dem Osthorizont? Schon wieder ein Flugzeug? Nein! Aber Mars kann doch dort noch nicht zu sehen sein!? Mars war's! Dann sah man den Skorpion, das Kreuz des Südens und und und ... Man konnte die Augen nicht voll genug bekommen von diesen Himmelslandschaften und wurde dann noch ständig „gezwungen“ durch ein Celestron 14-Teleskop (ein 32 cm-Spiegel) ausgewählte Objekte näher zu betrachten: Omega Centauri, Radiogalaxie mit Staubband, Eta Carinae, Tarantelnebel, den zu stark blendenden Mars. So hatte ich Objekte am Himmel noch nicht gesehen, so strukturiert und gestochen scharf, wow! Nach ca. drei Stunden und einigen wenigen Versuchen von Himmelsfotografie mussten wir dann zur Rückfahrt aufbrechen.
Am nächsten Tag fuhr uns Pieter Oosthuizen, der unser Reiseführer und gleichzeitig unser Fahrer in Namibia war, ca. 150 km in Richtung Südwest in die Nähe des Gamsberges auf die Farm Isabis. Die Landschaft wurde immer trockener, menschenleerer und tierexotischer. Bei Windhoek traf man auf Verkehrsschilder, die vor dem Queren von Warzenschweinen warnten. Später sah man Elandantilopen, Siedelwebervögel, Esel, Strauße, Paviane und andere kleinere Antilopenarten. Unser Ziel war das Klipdam-Camp auf der Farm, dort dann schnell Zeltaufbau und ein kurzer Spaziergang durch die Einsamkeit einer bizarren Landschaft. Seit heute haben wir noch zwei tatkräftige Helfer und „Reisebegleiteranwärter“, zwei namibische Jugendliche, die super deutsch sprechen. Mit geschlossenen Augen würde man keine Schwarzafrikaner erwarten. Beide haben fünf Jahre in Deutschland gelernt und mussten auf Druck der namibischen Regierung wieder zurück in die Heimat. In einer halben Stunde wird die Dämmerung eintreten und wir werden uns auf eine naturnahe, sternenreiche Nacht in der Gamsbergebene vorbereiten.
Es wurde ein weiterer fantastischer Beobachtungsabend, wieder Südhimmel pur. Das Fotografieren dieses Himmels ist eine echte Herausforderung, damit auf den Fotos auch das erscheint, was man mit den Augen erlebt. Thematisch könnte man es so umschreiben, „Namibian stay on milky way“. Zu einer Morgenbeobachtung, immerhin ist Venus zur Zeit Morgenstern, trauten wir uns nicht so recht aus den Zelten. Pieter hatte am Abend zu viele Geschichten von Löwen und anderen gefährlichen Abenteuern lebensnah erzählt. Und dann gab es ja da noch diese Tigerspinnen!
Heute ist Gamsbergtag. Den Tag kann man als Kurzfassung so beschreiben: Ich habe einen fantastischen, großartigen Tag überlebt! Micha, unser spezieller Führer für den Gamsberg fuhr uns von der Gästefarm „Weissenfels“, die ca. 30 km von unserem Camp entfernt war, mit einem offenen Safariejeep von Landrover zum Gamsberg. Erst einmal kurz zu den Straßen hier. Es gibt asphaltierte Highways, geschotterte Bundesstraßen, geschotterte Landstraßen (teilweise schon abenteuerlich) und Farmstraßen, die auf jeden Fall Erlebnisse sind. So ging es von der Gästefarm durch verschiedenste Landschaften, einsames Farmland, Stauseen, die auch manchmal Wasser haben, Klein-Colorado bis zum Berg, d. h. bis zum Tor am Fuße des Berges. Eine kurze Höhenorientierung, wir nähern uns von Nordost dem Berg auf einer Höhe von ca. 1.500 m. Der Berg selbst, ein Tafelberg mit 2.347 m Höhe. Und in Richtung Namib-Naukluft-Park fällt er steil auf rund 800 m ab. Also ist die drittgrößte Erhebung Namibias auch weithin zu sehen.
Das Tor war nicht nur der Eingang zum vom Max-Planck-Institut gekauften Gelände, sondern auch der Anfang eines unerwarteten Abenteuers. Gelegentlich würde ich sogar sagen wurde es lebensgefährlich. Ohne ein gewisses Urvertrauen in unseren Fahrer und mit Erstaunen über die Leistungen dieses geländegängigen Jeeps, wäre ich diese Strecke wohl lieber gelaufen. Aber wir fanden die Überwindung (mitgegangen - mitgefangen) und nahmen die manchmal 70%igen Steigungen einschließlich waghalsiger Kurven, 20 cm hohen Stufen oder Wegpassagen, bei denen das Rad noch höchstens 5 cm bis zum Abgrund hat und das in einem offenen Fahrzeug.
Der Gamsberg lockte aber auch, mit seiner 1,3 Mrd. Jahre alten Quarzitdecke (die ihn vor der Abtragung gerettet hat) und den gigantischen Abbrüchen, die ein ideales Echo boten. Und vor allem war es die drei Quadratkilometer große freie Ebene in einer lichtfreien und auch sonst sehr sauberen Luft, die ihn für Astronomen so interessant macht. Nur die Anfahrt ist halt schwer. Deswegen ist Gamsberg-City auch wie eine verwilderte Geisterstadt (sieben Bungalows) - ungenutzt. Es fanden sich auf der Welt (z. B. Chile) genauso gute Standorte, die leichter zu erreichen waren. Wir haben dann einen Teil der Ebene bewandert, mit Michas Berichten über Flora und Fauna, und am Südpunkt der Ebene nutzten wir den weiten Blick bis hin zu den Sanddünen der Namibwüste, rund 100 km Luftlinie. Vor dem „Abstieg“ hatte man schon ein wenig Bammel, aber mit Galgenhumor und manchmal Augen zu, der Fahrer erzählte unterdessen Witze, erreichten wir lebend das Tor. Ich weiß jetzt, warum der Papst bei Ankünften immer den Boden küsst! Von hier ging es im rasanten Tempo (wir haben ja nur kurze Wintertage - 10 Stunden ungefähr) zurück zum Camp, nach manchen Bodenwellen standen wir in unserer hinteren Jeepsitzreihe. Derart geschult oder abgehärtet rang ich mich dann auch nach einer kurzen, ruhigen Nacht zu einer Morgenbeobachtung mit Venus, Mond - weiterhin abnehmend - und Magellanschen Wolken durch.
Gegen 7:00 Uhr setzte dann ein ziemliches Gewimmel im Zeltcamp ein, da ja abgebaut werden musste. Es sollte heute über ca. 270 km von hier über den Gamsberg-Pass zur Rostock-Spitze nach Solitaire und weiter in den Namib-Naukluft-Park gehen, den wir gestern vom Berg aus schon gesehen hatten. Der Gamsberg ist übrigens nicht nach den Bergziegen (oder Springböcken), die wir dort gesehen haben, benannt. Es kommt vom Nama-Wort „gamsxuis“ (wird mit einem knallenden „K“ gesprochen) und bedeutet „flache Klippe“. Er war übrigens bis fast ans Ende der Fahrt am Horizont zu sehen.
Unterwegs erlebten wir einige freiwillige Stopps, z. B. um zu fotografieren und leider auch unfreiwillige, wegen Reifenpannen. Normalerweise, erzählte Pieter, passiert das nur bei jeder vierten Tour. Wir erlebten hier schon die 2. Panne, aber bei diesen Pisten auch kein Wunder. Von unserer neuen Unterkunft, der Sossusvlei-Lodge fahren wir sofort in die Namib hinein, rund 60 km, direkt zur Sossusvlei, d. h. in die Sandwüsten-Dünenlandschaft. Wir fuhren bis zur letzten Wasserstelle, die auch jetzt noch etwas gefüllt war. Nach zwei intensiven Regenjahren war erstaunlich viel Grün in dieser ältesten Wüste der Welt. Uns blieb jetzt etwa eine Stunde, um in einem sehr großen Sandkasten zu „spielen“. Das Ersteigen einer Düne (die höchsten der Welt sollen 350 m hoch sein, unsere war 150 m hoch) ist ein anstrengendes Unterfangen. Man bringt den Kreislauf nahe dem Kollaps und hat schnell einen riesigen Durst. Wo ist hier die Punica-Oase? Vom Dünenkamm sieht man dann die nächste Düne, dann wieder eine und noch eine ... es sollen wohl noch 80 km bis zum Atlantik sein. Mehrere Windböen sorgten dann dafür, dass man vom Sand mehr bekam, in alle Taschen, in die Schuhe, die Augen, den Mund und die Ohren. Die Tierwelt, als kleinste Lebewesen auch hier vorhanden, faszinierte uns schon. Kurz vor Sonnenuntergang verließen wir diese roten Sanddünen und kehrten zur Lodge zurück.
Hier in dieser Lodge kommt übrigens das erstemal so richtig ein Afrikagefühl auf. Die Stimmung bedient so richtig alle Klischees: verschwitzter Reisender sitzt an einer Bar und hat eine spätabendliche „Savanne“ (eigentlich ja eine Wüste, aber die Regenzeit) mit Springböcken und Oryxantilopen im Hintergrund. Das Abendmahl war vorzüglich, wieder mit Oryxantilopenfleisch, dem Wappentier Namibias übrigens (müssten wir in Deutschland dann nicht ständig Adler essen?). Dann konnte man noch einen 23 m hohen Wasserturm besteigen, der eine gute Beobachtungsplattform abgab, und sich im Swimmingpool etwas abkühlen. In den Dünen hatten wir 28° C, Gott sei Dank ist Winter. Wir sind hier übrigens südlich vom südlichen Wendekreis, den wir am Gaub-Pass passiert haben, bei 24° 23’ 58’’ südlicher Breite und 15° 48’ 12’’ östlicher Länge. Den nächsten Tag beginnen wir mit einer kurzen Besichtigung des Sesriem, ein Canyon, rund 30 m tief, geschaffen durch den ab und zu in einer Dekade fließenden Tsauchab. Wenn er fließt, dann ist er gewaltig und hat eben diesen Sesriem geschaffen in ca. 20 Mio. Jahren, um sich irgendwo in der Namib zu verlieren. Vor ungefähr 60.000 Jahren soll der Tsauchab das letzte Mal den Atlantik erreicht haben.
Der Rest des Tages verlief eigentlich ruhig, über Rehoboth zurück nach Windhoek. Während dieser Fahrt ein paar Tierstopps (Zebras, Strauße, Antilopen, Paviane), wieder einen Reifenpannenstopp, einen Autopicknickstopp, einen PP-Stopp und einen Stau!-Stopp bei der Einfahrt nach Windhoek (da fand ein Fußballspiel zwischen Namibia und Nigeria sein Ende). Die Landschaften waren wie üblich geprägt durch Weite, Steine, Staub und ab und zu ein entgegenkommendes Auto, d. h. im Nama-Land (namibischer Volksstamm, hauptsächlich Viehzüchter für Ziegen und Maulesel) häufiger ein Mulikarren. Nichts ungewöhnliches bis auf ... die Wolken. Statistiken lügen. Wir haben Trockenzeit, Sonnenschein und 25° C. Wo? Bei der Einfahrt in Richtung Windhoek erwartet uns eine geschlossene Wolkendecke, dünn zwar, aber geschlossen. Und das Licht gedämpft, nur noch 20° C. Was soll uns da am 21. Juni erwarten? Naja, ganz vom Horizont blinzelte dann die untergehende Sonne in malerischem Rot auf das schon beleuchtete Großstadtleben und lilafarben von unten an die Wolkendecke, als kleine Entschädigung für den Schreck und gut fürs Foto.
Dieser Abend endet in Joe's Beerhouse, von Pieter empfohlen, zu einer Art Namibia-Abschiedsessen. Es herrscht gemütliche Atmosphäre: turbulent lebendig, vielfältiges Freiluftambiente und wieder gutes Essen. Der Buschmannspieß besteht aus Strauß-, Krokodil-, Hühnchen-, Zebra- und Kudofleisch. Die Atmosphäre war so ähnlich wie in San Franzisko im „Drive in“ oder wie in Arecife (Hauptstadt von Lanzarote) im „Les Moon“.
Ziel der Reise ist es, etwas meist einmaliges, nämlich eine Sonnenfinsternis anzuschauen. Es soll einige Beobachter geben, die nur für dieses Erlebnis auf die Finsternislinie reisen (Flug nach Lusaka), um dort zu beobachten, um anschließend wieder nach Hause zu fliegen. Warum soll man aber nicht auch gleich den Landstrich, indem man so etwas besonderes erlebt, kennenlernen? Für unsere Gruppe war das ein Bedürfnis. Deshalb begann unsere Reise in Namibia und setzte sich fort in Richtung Finsterniszone, d. h. über Simbabwe nach Sambia. Diesen ersten Abschnitt in Namibia konnte man durchweg genießen. Von allem was noch folgen sollte, kam dieses Land am nächsten an unsere europäische Lebensweise heran. Das ist nicht unbedingt erwünschenswert für alle Ecken der Welt, es hat uns aber die Sache leichter gemacht. Wenn man noch dazu bedenkt, dass in dieser Gegend vor zehn Jahren Bürgerkrieg herrschte, dann kann man für andere kriegführende Länder des Kontinents (Angola, Kongo etc.) noch hoffen. Dieser Kreislauf, dass es Kinder dieser Länder nicht anders kennen, muss doch mal durchbrochen werden. Wir Deutschen kennen mittlerweile seit 56 Jahren kein anderes Leben als in Frieden. Und ich hoffe persönlich, dass dies so bleibt, und bald auch für die restliche Welt überall Realität wird.
In Namibia war der Eindruck dominierend, dass die Natur hier das Sagen hat. Klar als Land zwischen zwei Wüsten - der Namib und der Kalahari - mit langen Trockenzeiten und auf einer Fläche doppelt so groß wie die Bundesrepublik, aber nur 2 Mio. Einwohner, da ist der Faktor Mensch mal nicht das Bestimmende. Das macht dieses Land auch sympathisch. Ein weiteres Plus, von dem wir uns verabschieden mussten, war unser exzellenter Reiseführer Pieter; als As auf für uns wichtigen Gebieten wie Koch, Fahrer und wissender Reisebegleiter mit Humor und sympathischer Ausstrahlung. Danke Pieter.
Simbabwe
Wir nähern uns merklich dem wirklichen Schwarzafrika. Das deutete sich nicht nur in dem sofort auffallenden krassen Unterschied zwischen arm und reich an, sondern auch im Anteil der schwarzafrikanischen Bevölkerung. Unser Flug nach Viktoria-Falls verlief insofern schon wieder ungewöhnlich, als das wir mit einer 12-sitzigen Cessna flogen. Außer dem Erlebnis, dem Piloten über die Schulter zu schauen und mit ihm während des Fluges plaudern zu können, hatte man bei einer Flughöhe von 13 000 Fuß (ca. 4 000 km) und einer Reisegeschwindigkeit von 180 Knoten (ca. 360 km/h) einen guten Ausblick. Sei es das trockene Namibia, das imposante Okawanga-Flussdelta in Botswana oder die dann schon, aufgrund der Gischt, weithin sichtbaren Viktoria-Wasserfälle in Simbabwe. Und dann wieder dieser Faktor Mensch, der irgendwie alles beeinflusst. Bei der Einreise, ein dickerer Mann, an dem kommst du nicht vorbei, er will das Geld fürs Einreisevisa (Visa war ja klar), leider war die Preisfestlegung blanke Willkür. Krass, eigentlich möchte man gleich umkehren, aber man hat ja ein Ziel.
Die Fahrt zur Lodge, wir waren jetzt (bis einschließlich Sambia) immer mit „Baobab-Tours“ unterwegs, führte uns durch das ärmliche aber lebendige einheimische Viertel von Viktoria-Falls. Zum Abendbrot später fuhren wir dann mit „Mosi-Taxi“ zum „Kingdom-Hotel“. Deutlicher kann der Unterschied nicht sein. Eine Hotelanlage im schönsten afrikanischen Stil, voll mit SoFi-Touristen aus Japan, Amerika, Europa und wer weiß woher noch. Also Menschen, die aus sogenannten reichen Ländern kommen, in einem pomfortionösen Haus wohnen und für ein komplettes Abendmenü (aufgrund des Umtauschkurses) gerade mal 10 DM bezahlen. Und bei den Taxen härtester Konkurrenzkampf - vergleichbar mit den Schwarztaxen in der ehemaligen DDR. Die sonstige Situation lässt sich erst einmal so beschreiben: Wetter ist gut, trocken, 20°C und keine Wolken; im Moment noch keine Mücken (denen ist es wohl zu kalt, auch Einheimische rennen hier mit Handschuhen rum); die Vegetation ist üppiger (richtige Bäume und Wälder). Unsere Stimmung ist eher uneindeutig. Wehmütig nach Namibia, neugierig erregt wegen der zu erwartenden Erlebnisse und teilweise abwehrend wegen der schwarzafrikanischen Lebensweise, die uns unbekannter ist. Das man jetzt Gitter vor der Eingangstür und nachts einen Wachdienst hat, befremdet einen schon.
Der nächste Tag beginnt sonnig. Innocent (übersetzt: der Unschuldige), unser Sambesi-Reisebegleiter, fährt uns 45 km stromaufwärts an den Sambesi. Es geht quer durch den Busch. Sandwege. Einen Jeep mit Schweizern ziehen wir aus dem Sand, einen voll festgefahrenen südafrikanischen PKW können wir nur quer durch die Botanik umfahren. Über dem Sambesi erheben sich die morgendlichen Nebelwolken. Zuerst bekommen wir ein Breakfast im Freien, dann die obligatorischen Sicherheitshinweise für eine Schlauchbootkanufahrt, dann der Klamottenwechsel (es wird feucht werden) und dann geht es gegen 11.00 Uhr endlich auf den Sambesi. Es war wirklich so, wie man es vorher in Reisebeschreibungen lesen konnte. Wenn man sich auf den Sambesi treiben lässt, empfängt man ein Gefühl der Friedlichkeit und Ruhe. Das ist entfernt vergleichbar mit Ballon fahren. Für 2/3 der Strecke konnten wir das voll genießen. Einfach treiben lassen und die Tierwelt beobachten. Davon gibt es am, im und um den Sambesi reichlich zu sehen: Warzenschweine, Impalas, Paviane, Flusspferde, Krokodile, Wasserböcke, Elefanten (von den 76 000 in Simbabwe lebenden sahen wir zwar nur acht, aber dafür massig von ihnen niedergemachte Baumfelder), Leguane, Gibbonaffen, Perlhühner, Adler, Giraffen und eine Menge Vögel. Das restliche Drittel der Strecke war eher waghalsig, eben eine Wildwasserstrecke mit vielen Stromschnellen. Das ist ein anderes Lenkverhalten als beim Autofahren. Schön, wie man unbeabsichtigt Pirouetten drehen kann oder anstrengend, wenn man einen Abzweig verpasst und gegen den Strom wieder hoch paddeln muss. Aber Spaß macht es. Nur baden wollte keiner. Die Krokodile und Flusspferde am Ufer flößten wohl doch ziemlichen Respekt ein. Diese Tour ging über 2 Tage, daher gab es auch eine Zeltnacht am Fluss.
Es war ein geräuschvoller Abend mit malerischem Sonnenuntergang und klarem sternenreichen Nachthimmel. Am Feuer wird das Abendbrot bereitet und man ist etwas groggy. Die Nacht war dann nicht kalt, aber sehr feucht. Der Schlafsack beschlug von außen. Malerisch dann wieder der beginnende Tag und der aufsteigende Nebel. Ungefähr 8 km vor den Vikoria-Wasser-fällen verließen wir ziemlich geschafft den Sambesi und wollten als nächstes die Wasserfälle live sehen (nicht nur immer von Weitem hören oder die Gischt sehen). Beim Eintritt kam erst wieder das Gefühl der Abzocke auf, 20 US-Dollar pro Person. Aber dieser Wasserfall ist es wert! So wie wir (natürlich ohne Eintrittsgeld) stand einst Livingston hier und war einfach fasziniert von diesem Anblick. Ich möchte behaupten, es ist der schönste Wasserfall der Welt. Beeindruckend in seiner Größe (ca. 100 m Tiefe), seiner Gewaltigkeit der weißschäumenden Wassermassen, in seiner Struktur und seinem Farbspiel (mit grüner Vegetation, sonnengelben Wasserflächen, grauscheinenden Gischtgebieten und dazu überall den Regenbogen). Die Ehrfurcht vor diesem Wasserfall ergab sich wohl auch aus der Tatsache, dass wir ihn kurz vorher im oberen Teil befahren haben. Meiner Behauptung fehlt vielleicht die Basis des Vergleichs, für mich ist er der Schönste! Man braucht so um die zwei Stunden für das Erwandern und Bestaunen, aber es lohnt sich, und man wird auf jeden Fall nass, ob mit Regenschirm oder Regencape oder ohne. Der Abend wurde dann bei Pizza und „Sambesi“-Bier beendet.
Sambia
Noch ist es ein Tag bis zur Sonnenfinsternis und unsere Spannung nimmt auch zu. Man informiert sich immer häufiger über taktische Details, die damit zusammenhängen (z.B. Buschbrände - Brandrodungen, die die Sicht nehmen könnten). Und wir müssen in die Finsterniszone gelangen, die für uns in Sambia liegt, etwas nordwestlich von Lusaka. Der Sambesi ist der Grenzfluss zwischen beiden Ländern, also brauchen wir nur bei Viktoria-Falls über eine Brücke (in England gebaut, hierher transportiert) unter der in 111 m-Tiefe der Sambesi wieder ruhigeren Zeiten entgegenfließt. Diese Tiefenangabe wird noch Bedeutung erlangen. Bei der Einreise wieder wie erwartet unerwartet hohe Visagebühren. Da wollte hoffentlich der Staat von den 20 000 SoFi-Touristen profitieren.
Amerika ist bekanntlich das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, dann ist Afrika der Kontinent der unbegrenzten Überraschungen. Wir hatten drei Tage Sambia vor uns, ein Land mit sehr viel Buschland, wenigen dafür aber abenteuerlichen Straßen (Potholes). Das hieß 1 300 km Fahrt in einer Zeit von 22 Stunden, nur um 3 Minuten und 13 Sekunden Finsternis zu sehen. Die erste Überraschung fing nach dem Frühstück am 20. Juni an. Wir, 10 Personen plus Fahrer, wollen eine lange Strecke zurücklegen, in den Kafue-Nationalpark. Vor uns steht ein kleiner (in Deutschland für 9 Personen zugelassener) PKW-Bus, der hier für 18 Personen zugelassen sein soll. Na gut, rein in den Bus mit Gepäck, etwas eng, aber für eine Sonnenfinsternis irrelevant. Vor der Grenze lädt unser örtlicher Reiseführer noch 4 Amerikaner in den Bus, jetzt wird's „gemütlich“. Und ab geht die Reise im typisch afrikanischen Stil: eng, staubig, langsam und weit. Bei Mazabuka, nach 400 km Fahrt, machen wir wieder einmal eine Zeltübernachtung. Und wenn man bedenkt, dass wir den ganzen Tag nichts zu essen bekamen (selbst Getränke mussten wir erkämpfen - eigentlich hatten wir Vollpension gebucht), kann man sich vorstellen, wie wir uns auf das Abendbrot beim Farmer freuten.
Die nächste Überraschung lautete: Wir fahren nicht in den Kafue-Nationalpark, sondern zum Ort Kafue (Übermittlungsschwierigkeit von Deutschland aus). Toll, da dieser am Rand der Finsterniszone liegt. Also Neuplanung, wir wollen am nächsten Tag nach Mumbwa. Da spielen aber die Straßen nicht mit. Bei diesem Reisetempo (streckenweise 30 km/h) ist die Finsternis vorbei, ehe wir am Ort sind. Deswegen fahren wir, nachdem wir Lusaka (dort hatten wir unser SoFi-Brillen-Erlebnis, wie es später auch in den Medien beschrieben wird) passiert haben, von der Straße (dem Highway T1 nach Westen) nach Norden ab, einfach in den Busch hinein. Rund 20 km südlich von der Finsterniszentrallinie (bei 15° 6’ 44“ südliche Breite und 27° 28’ 44“ östliche Länge) machen wir dann Halt und befinden uns an der Wasserstelle des Dorfes Kapyanga.
Hier wollten wir nun unsere, für die meisten die erste „echte“ SoFi, erleben. Der Ort war fantastisch gewählt: freie Lage, keine Brandrodungswolken (wohl auch weil dieser Tag zum Feiertag erklärt wurde), einzelne Bäume für Ausruhschatten und eine Dorfbevölkerung (wieviel hier lebten und von wo sie alle kamen, hatten wir nicht erfahren können), die unser Erlebnis nur noch bereicherten. Sie waren zurückhaltend bis kurz vor dem 2. Kontakt, standen im „sicheren Abstand“ und betrachteten uns mit Humor und Verwunderung. Nachdem wir auf sie zugingen wurden sie neugierig, und dann waren sie festfreudig bis zum Ende. Für sie war es ein besonderes geschichtliches Ereignis in ihrer Dorfchronik. Ein Ereignis am Himmel (welches nur einige erwartet haben und nicht alle verstanden) und dann noch mit Bleichgesichtern (Europäern) in ihrem Dorf.
Für die Finsternis selber haben wir eine Menge Daten gesammelt, wollten aber auch die eigenen Beobachtungen nicht vernachlässigen (siehe auch Erwartungen bei der 1999er Wolkenfinsternis). So machten wir außer der „Lochkamera“-Geschichte bei Bäumen noch Tierbeobachtungen . Die Insekten, insbesondere Schmetterlinge verschwanden während der Totalität und Ziegen kehrten erst heim und zogen danach wieder ins Land. Beim eigenen Schatten beobachtete man (nicht die flirrenden) dass er ab ca. 75% Bedeckung unscharf am Rand wurde. Und die Temperatur ging während der Zeit von 27°C auf 15,5°C zurück, um später auf 20°C wieder anzusteigen und dann mit dem anbrechenden Abend abzunehmen. Das Licht wurde während der ersten partiellen Phase immer unwirklicher, gespenstisch (nicht wie bei einer Dämmerung). Der erste Kontakt (wenn der Mond beginnt, die Sonnenscheibe zu verdecken) war bei 13:39 Uhr Ortszeit, der zweite Kontakt (wenn das Außergewöhnliche, nämlich die Totalität beginnt) war um 15:06 und 33 Sekunden. Und um 15:09 und 46 Sekunden war die Totalität schon vorbei, d.h. 3 Minuten und 13 Sekunden und 48 Hundertstel dauerte diese totale Sonnenfinsternis für uns. Und wie war sie?
Einfach Wahnsinn, das Erlebnis. Freudenschreie beim Diamantring, aufregendes Geschnatter ab dem zweiten Kontakt und lautes Staunen beim schlagartigen Erscheinen der sehr schönen Korona mit dem Zusatz von wunderschönen Protuberanzenerscheinungen (die bei drei Uhr tauften wir spontan Elefantenprotuberanz). 3:13:48 das bedeutet eine sehr kurze Zeit, die aber reichte, um nicht nur freudig-hektisch zu schauen und zu genießen. Sie musste auch reichen, um zu fotografieren, weiterhin die Temperatur zu messen, die Umgebung zu betrachten (gelber Horizont, viele zufriedene Menschen), Planeten und Sterne am Himmel (die ja jetzt sichtbar waren) zu identifizieren und sich wieder am Schauspiel zu ergötzen. Was diese Natur so drauf hat und vielen von uns vorenthält. I was so happy!! Dieser Anblick, eingespeichert in den Memory-Speicher auf Ewigkeit, er ruft selbst jetzt noch Gänsehaut hervor (die während der Finsternis fast eine halbe Stunde anhielt, nicht unbedingt wegen der starken Abkühlung). Dann war der dritte Kontakt wieder mit einem herrlichen Diamantring, man ist vollkommen aus dem Häuschen. Eine Flasche Whisky kreist, Umarmungen, aufgeregtes Austauschen des Wahrgenommenen, noch ein paar Fotos von der nachpartiellen Phase. Und die Ortsansässigen nehmen Teil an unserer und auch ihrer Freude. Das war unsere Finsternis! Insgesamt 4 Highlightstunden.
Der Rest von Sambia ist schnell erzählt. Eine Rückfahrt auf demselben abenteuerlichen Weg, durch eigentlich schöne Landschaften mit vielen Lehmhüttendörfern, massig vielen Termitenhügeln, wieder schönen Sonnenunter- und -aufgängen, mit wenig Essen außer bei den freundlichen Farmersleuten und einem Zufriedenheitsgefühl, etwas Einmaliges (einige werden sich wohl damit noch nicht zufrieden geben) mitgenommen zu haben. Die Grenze diesmal problemlos, und da sind sie wieder, die 111 m Tiefe und ... Waltraud! Das macht sie nie, waren wir einhellig der Meinung. Sie hatte schon auf dem Hinweg den Gedanken geäußert und musste sich die letzten Tage viel Geflakse gefallen lassen. Und ... sie springt ihn, den Bungee-Jump! 111 m in die Sambesischlucht, unsere Knie waren genauso weich , die Hände genauso feucht und das Gefühl in der Magengegend genauso flau - vom zuschauen, aber sie springt.
Jetzt war Reinigung vom Straßenstaub einer dreitägigen SoFi-Safari angesagt und diesmal in Simbabwe wieder eine Art Abschiedsessen, diesmal im Boma-Restaurant der Viktoria-Falls-Safari-Lodge. Eine entspannte und offene Atmosphäre mit traditioneller Musik, traditionellen Speisen und Riten, eine wahre Touristenempfehlung. Die junge zunehmende Mondsichel grüßte uns noch kurz vorm Dunkelwerden. Morgen müssen wir uns unbedingt noch SoFi-T-Shirts organisieren.
Die Rückreise
Da die Organisation von Reisen in Afrika anders läuft, zumal sehr viele Menschen wegen einem besonderen Ereignis hier weilten, dauerte unsere Rückreise mehrere Tage über verschiedene Stationen.
Die erste Etappe unseres Rückzuges aus Afrika beginnt, leider. Es war zwar kein angenehmes Gefühl damals bei der Einreise nach Simbabwe. Aber man hat danach auch diesen kleinen Teil Afrikas an den Viktoria-Wasserfällen irgendwie kennengelernt und ihn akzeptiert in seinem Wechsel zwischen menschlicher Armut und natürlichem Reichtum. Beim Verlassen des Landes will man wieder unerwarteter Weise eine Gebühr von uns, diesmal eine Flughafengebühr. Und wir fliegen nach Johannesburg. Man fliegt über das Land mit der stärksten Wirtschaftskraft in dieser Region, das kann man aus der Luft an Hand der Besiedelung auch gut erkennen. Unsere Übernachtung erfolgt im „Senator“-Hotel des Caesar-Resorts. Jetzt heißt es „lets go to Las Vegas im Caesar“. Diese riesige Hotelanlage ist wie ein Hotelkomplex in Las Vegas aufgebaut, mit 2 Hotels (einem 5-Sterne-Hotel und einem noch nobleren), einem riesigen Casino, vielen Restaurants, einer Shoppingmeile, einem Vergnügungspark (Achterbahn etc.) im Haus und verschiedenen Konferenzräumen. Alles unter einem Dach und im römischen Stil gehalten. Das bedeutete eine kurze Nacht. Wir befinden uns übrigens am südlichsten Punkt unserer Afrikareise und im Lande Nelson Mandelas. Kapstadt soll eine Reise wert sein, beim nächsten Mal.
Am nächsten Tag flogen wir wieder nach Windhoek und da neun Stunden Zeit bis zum Weiterflug nach Deutschland waren, also rein in die Stadt. Es ist Sonntag und man fühlt sich auch so. Wir verbringen ganz ruhige Stunden im Hauptstadtleben Namibias. Nicht ganz gewöhnlich, weil gerade eine Parade vom Präsidenten Sam Nujoma zu Gunsten der rückkehrenden Streitkräfte aus dem Kongo abgehalten wird. Die Zeit reichte aber noch, um sich den Meteoritenbrunnen noch einmal, richtig beleuchtet (bei Sonnenschein), für ein Foto herzurichten. Oder einfach noch mal die Seele baumeln zu lassen (macht man zu Hause auch viel zu selten) - genießen wir die letzten Stunden in Afrika.
Afrika ist mit seiner Spröde und Härte, mit seinen Extremsituationen, eine liebenswerte Gegend. Ich habe mich wohl gefühlt hier und neugierig alles aufgesogen. „Heimweh nach Afrika“ oder „Afrikasüchtig“ - Begriffe, die ich nachempfinden kann.