2. Tag, Dienstag, 6. Juli
Santiago de Chile

Die Landung war sanft, wenn auch nicht, wie vorgesehen, um 7:40 Uhr chilenischer Zeit. Es war Mittag, als wir mit unserem kompletten Gepäck am Ausgang von einer deutschsprachigen Reisleiterin zum Bus gebracht wurden.

ikarus tours arbeitet hier mit der Agentur Travel Art zusammen.

Dichte Wolken am Himmel Südamerikas und Smog über der Stadt. Während der Fahrt zum Hotel - Galerias - Santiago, zentrumsnah, bekamen wir eine Einführung in die Geschichte Chiles. Geografisch ist Chile mit einem Schlauch entlang der Westküste Südamerikas zu vergleichen. Im Osten falten sich die Anden, gleichaltrig mit unserem Alpengebirge. Die Schlauchmitte bildet die Hauptstadt Santiago mit 5 Millionen Einwohnern. Insgesamt hat das Land 14 Millionen. Der chilenische Schriftsteller Antonio Skarmeta schreibt über Santiago: "Diese Metropole kennt keine urbanistischen Gesetze. Hier verstecken sich Häuser aus der Kolonialzeit zwischen postmodernen, verchromten Bauten, stehen einfache Läden neben keimfreien Supermärkten, dröhnen Flugzeugmotoren über Wohngebiete, sind Fortschritt und Verfall Nachbarn. Santiago ist eine Mischung aus Miami und Kastilien, Jaguar und Ochsenkarren."

Pedro de Valdivia, der große Eroberer Chiles, gründete Santiago 1540 als Hauptstadt des neuen Landes. Der Hl. Santiago war der Schutzpatron des spanischen Heeres, daher der Name. Die erste Siedlung, die hier erbaut wurde, wurde nach nur sechs Monaten Bestand von den Truppen der eingeborenen Gegner, den Mapuches wieder zerstört. Ein kriegerisches Volk, das sein Land nicht hergeben wollte. Da es mehrere Stämme mit mehreren Häuptlingen gab, konnte der oberste Stammesführer, wenn er fiel, sofort durch einen neugewählten aus der Gruppe der Häuptlinge ersetzt werden. Anders verlief es bei anderen Indianerstämmen Südamerikas. Diese hatten nur ein Oberhaupt, und wenn dieses fiel, wusste keiner mehr so recht wie es weitergehen sollte, man fiel in die Hände der spanischen Eroberer. Ein bisschen erinnert mich das an die Schlacht im Teutoburger Wald, wo die römischen Legionäre, da hier im Urwald keine Straßen ausgebaut waren, ihren gewohnten Marschtritt verloren und damit ihr kämpferischen Knowhow. Somit waren sie den Germanen rettungslos ausgeliefert, kein Soldat des römischen Statthalters Varus blieb übrig. Auch die Zulus in Afrika waren die Stämme, die am wackersten ihr Land zu verteidigen wussten.

Der Wiederaufbau Santiagos bestand zunächst aus elenden Hütten, da die spanischen Eroberer in Richtung Süden zogen, um weitere Niederlassungen zu gründen. Die Aufstände der Mapuches zwangen die Indio - Bevölkerung, nördlich nach Santiago zu fliehen. Dadurch wuchs die Stadt. Oftmals zerstörten Erdbeben diese Stadt, so dass die Kolonialkirchen häufig wieder aufgebaut werden mussten. Der Salpeterboom gegen Mitte des 19. Jahrhunderts verhalf dem Land zu Reichtum, so dass die besten Architekten Europas hier Prachtbauten erstellen konnten. All dieses wollten wir heute Nachmittag zu Fuß abklappern. Zunächst ging es ins Hotel. Unsere Reiseführerin hatte ganze Arbeit geleistet; anhand einer schon vorhandenen Namensliste an der Rezeption wurden sogleich die Zimmerchips verteilt und die Koffer vom Personal, nachdem wir unsere Zimmer bezogen hatten, und die Aufzüge wieder frei waren, herauf gebracht. Wir machten uns schnell frisch, denn in einer halben Stunde sollte die Stadtführung losgehen. Unsere Passnummern waren dem Hotel bekannt, das war noch von zu Hause per Internet erledigt worden. Alles klappte wie am Schnürchen, nur der Regen schnürte jetzt nicht mehr, er übergoss uns eimerweise. Mit eingezogenen Köpfen turnten wir nun von Bau zu Bau.

Die älteste erhaltene Kirche der Stadt ist die Iglesia San Francisco. Sie hat bis jetzt sämtliche Erdbeben überstanden. Lediglich ihr Kirchturm musste erneuert werden. Im Inneren ist die Statue der "Helfenden Jungfrau" beheimatet. Sie wurde von Pedro de Valdivia, am Sattel seines Pferdes festgebunden und von Spanien durch sämtliche Feldzüge hindurch unversehrt bis hierher gebracht. Das ehemalige Kloster ist heute Museum.

Die Plaza de Armas ist das Stadtzentrum, sie wurde vom Stadtgründer als kleines Fort für seine Soldaten angelegt. Valdivia sitzt lässig hoch zu Ross und sieht dem lebhaften Treiben der Leute zu. Um den Platz sind einige der wichtigsten historischen Gebäude der Stadt verteilt.

Auf dieser Seite wunderbare Impressionen von Santiago, jedoch kriege ich nicht mehr zusammen, um was es sich im Einzelnen handelt (z. B. um die Börse und das Gebäude des Provinzgouverneurs). Unsere Reiseführerin tat ihr Bestes, indem sie mit uns Prachtbauten außen und innen im Klassizistischen Stil vom Feinsten besuchte. Und unser Mitstreiter Rainer fotografierte wie ein Weltmeister und schickte uns, wieder zu Hause, eine CD mit einer Bildersammlung, der ich einiges hierfür entnommen habe.

U-Bahn-Station bei der Universität, geschmückt mit Bildern aus der Zeit der Eroberung durch die Spanier.

Bei diesem Wetter verzichteten wir gern auf den Besuch des Berges San Cristóbal mit Panoramablick auf das von den Anden eingerahmte Santiago und verschoben ihn auf den Tag zwischen Osterinsel und Atacama-Wüste. San Cristobal wollte heute nichts von uns wissen, er lag total eingebettet im Nebel. Wir kehrten beim Italiener ein, ein empfohlenes Speiserestaurant nicht weit von unserem Hotel gelegen, aßen gut und tranken chilenischen Wein. Jetzt hatten wir die nötige Bettschwere und freuten uns, endlich die Beine hochlegen zu können.