6. Tag, Samstag, 10. Juli
Rano Raraku, Rongo Rongo, Ahu Tongariki, Ahu Vinapu
Es war ein verregneter Tag. Trotzdem hatten wir Glück, dass, wenn wir unseren Bus verließen, der Regen verschwand. Lange hielten wir uns auf der Außenseite des Vulkans auf mit dem schönsten Ahu Tongariki, von dem aus uns 15 Moais begrüßten. Es ist noch gar nicht so lange her, dass die gesamte Anlage in mühevoller Kleinarbeit von Japanern wieder zusammengesetzt und aufgebaut worden ist. Nachdem die Kurzohren auch mit diesem Ahu kurzen Prozess gemacht hatte, wurden die Blöcke der Ahus und die zig Tonnen schweren Moais durch das Erd- und Seebeben, das Chile 1960 heimsuchte und Tsunamis bis zur Osterinsel schickte, landeinwärts gespült. Es ist dem chilenischen Archäologen Claudio Christino zu verdanken, dass der größte Ahu heute in seiner vollen Pracht zu bewundern ist.
Es war zu rutschig, die Innenseite des Kraters zu begehen, das schadete aber nichts, denn hier sollen sowieso weniger interessanten Moais liegen. Außerdem hätten uns die ausgewilderten Pferde gefährlich werden können. Diesen Gefahren wollte uns Claudia partout nicht aussetzen, denn erst kürzlich ist ihr Onkel von einem Huftritt am Kopf getötet worden. Außerdem tut den alten Skulpturen das Schubbern nicht gut.
Hier wieder Text aus dem Iwanowski:
Der Rano Raraku
Neben dem Zeremoniendorf Orongo ist der Rano Raraku spirituell eine der wichtigsten Stätten auf der Osterinsel. Hier entstanden die Moais, und in der Vorstellung der Rapa Nui war der Krater bevölkert von den verschiedensten Geistern. Heyerdahl berichtet von einem Archäologen aus seinem Team, der hier Ausgrabungen machte und auch am Krater übernachten wollte. Die Rapa Nui, die bei den Ausgrabungen halfen, waren entsetzt, weigerten sich, bei ihm zu bleiben und waren überzeugt, dass er die Nacht nicht überleben würde. Als sie ihn am nächsten Morgen unversehrt antrafen, waren sie sehr verwundert und umso überzeugter von seinem starken Mana. Und der Krater hat tatsäch-lich etwas Besonderes. Wenn man den äußeren Kraterrand hinaufsteigt, ist man umgeben von halbfertigen und fertigen Moais, die zum großen Teil noch in der Erde stecken; die Köpfe scheinen hier wie Champignons aus dem Boden zu wachsen. 395 Moais sind hier bis jetzt gefunden worden, unter anderem auch der größte Moai der Insel, von dem nur die Vorderseite fertig geworden ist. 20,90 m misst er, waagerecht wie in einem Grab liegend in den Fels gehauen.
Hier steht bzw. kniet auch der Moai Tuturi, der einzige Moai, der Beine hat. Heyerdahl hat ihn 1953 mit seinem Team ausgegraben, aber bis heute hat man keine genaue Erklärung dafür, warum sich dieser Moai so sehr von den anderen Statuen unterscheidet, ebenso wenig, wie man weiß, aus welcher Periode er stammt.
Hat man den Kraterrand erreicht, bietet sich im Inneren des Vulkans ein ganz anderes Bild: sanft fallen die Hänge zu einem See am Grund des Kraters ab, in dem man auch schwimmen kann, wenn man sich nicht am schlammigen Boden und am Totora-Schilf stört, das hier wächst. Am Innenrand führt ein Trampelpfad halb um den Krater herum, auch hier stehen noch Moais, zwischen denen braune Pferde (alle Pferde der Osterinsel sind braun!) friedlich weiden. Ende.
Hier außen gab es für uns genug Spannendes zu sehen und zu erleben. Der Rano Raraku ist der Steinbruch aus dem die Moais einst herausgeklopft worden sind.
Bevor die Steinmetze überhaupt eine Figur aus dem Gestein herausklopfen konnten, mussten sie drumherum Kanäle ausheben. Die unteren
Bilder zeigen das Staunen Thor Heyerdahls und Mitarbeiter. " Der Riese auf seinem Kiel. Unfertige Figuren im Steinbruch zeigen, dass zuallererst der Rücken aus dem Felsen herausgearbeitet wurde. Die steinernen Handbeile der alten Künstler lagen noch an Ort und Stelle und verraten, mit wie primitiven Geräten man diesem harten Berg zu Leibe gerückt war." Aber auch wir fanden noch Faustkeile und legten sie respektvoll, nachdem wir sie ausgiebig fotografiert hatten, wieder zurück. Beeindruckend sind Szenen aus dem Buch von Heyerdahl, der ja versucht hatte, das was früher geschah, mit Hilfe der Eingeborenen nachzuvollziehen. So die nächtliche Zeremonie, bevor man mit der Arbeit an einer Statue begann. Es wurde gesungen, und eine alte Frau war dabei. Die Steinmetze sangen und klopften im Takt. Ran an den Felsen! Das erinnert mich daran, dass Soldaten auch singend ins Feld ziehen. Ran an den Feind! Wenn man genau hinsieht, sieht man Flaschenkürbisse. Sie waren mit Wasser gefüllt. Damit konnte man gegen den Staub anspritzen.
Das Rückgrat der Figur wurde zuletzt aus dem Felsen gehauen, dann, wenn sie aufgestellt werden sollte. Und dann "watschelte sie davon".
Aus Wikipedia:
Nach der Bearbeitung wurden die (halb-)fertigen Statuen den Hang des Rano-Raraku an Seilen herunter gelassen. Noch heute sind am Kraterrand Löcher aufzufinden, die zur Verankerung der Seile an Holzpflöcken dienten. Auf halber Höhe des Hanges wurden die Statuen in Gruben stehend "zwischengelagert", dort fertig gestellt, fein bearbeitet und der Steg am Rücken vollständig entfernt. Zahlreiche mehr oder weniger fertige Statuen stehen heute noch dort. Anschließend erfolgte der Transport zum endgültigen Bestimmungsort. Katherine Routledge entdeckte regelrechte Transportrouten, sorgfältig geebnete, zum Teil aufgeschüttete oder stellenweise sogar gepflasterte Wege, die vom Rano-Raraku in alle Himmelsrichtungen führten. Die Art und Weise des Transportes ist umstritten. Die Überlieferung berichtet, die Moais seien auf Veranlassung zauberkräftiger Personen bei Mondlicht aus eigener Kraft zum Ahu gegangen.
Inzwischen wurden verschiedene Verfahren experimentell nachvollzogen, sowohl der liegende Transport mit Rollen, mit hölzernen Gleisen oder mit Schlitten als auch der aufrechte Transport in einem Balkenkorsett. Prinzipiell haben sich alle Verfahren als durchführbar erwiesen. Einen definitiven Beweis für die Richtigkeit der einen oder an-deren Methode konnte bisher niemand vorlegen. Am Bestimmungsort wurden die Moais auf den Ahu gezogen und dort mit Hilfe einer aus Steinen aufgeschichteten, provisorischen Rampe aufgerichtet. Wie bereits Thor Heyerdahl demonstriert hat, ist dies mit ausschließlich archaischen Mitteln möglich.
Nach diesen Eindrücken wende ich mich endlich dem Kerlchen zu, das mich fürchterlich an Wadenkrämpfe erinnert, denn es sitzt Zeit seines Lebens auf den Unterschenkeln, mit dem Po auf den Fersen. Wie hält der das bloß aus? Es ist der Moai Tuturi, von dem bereits oben im gescannten Iwanowski die Rede war.
Willst du dir nicht mal die Füße vertreten, Tuturi?
Immer wieder trafen wir auf Petroglyphen. Hier am Berg sogar die nur auf dieser Insel gefundene Rongo-Rongo-Schrift. Die Rapanui - Priester beherrschten die Rongo-Rongo-Schrift, deren Zeichen in Holztäfelchen geritzt und vor der Christianisierung in jedem Haushalt zu finden waren. Die Missionare verbrannten einen Großteil der Tafeln, wenige sind heute weltweit in Museen ausgestellt. Der letzte Priester, der um 1860 als Mitgefangener auf einer Guanoinsel ums Leben gekommen war, hinterließ ein Heft, in dem er diese Schrift ins Polynesische übersetzt hatte. Der damalige Besitzer dieses Heftes ließ es den Fotografen von Thor Heyerdahl kopieren - er wollte sich nicht von ihm trennen. Er ertrank, als er mit einigen Kameraden per Boot die Insel verlassen hatte. Da das Heft verschollen war, nahm man an, dass er es mit sich geführt hatte. Einige Jahre später tauchte es aber wieder auf. Es wurde dem Forscher Francis Mazière zu treuen Händen überlassen. Heute versucht der französische Professor Jean Guiart, diese Schrift zu identifizieren. Die Kopien Heyerdahls wurden Professor Thomas Bartel in Tübingen überlassen. Beide Schriftgelehrte werden sich aber nicht einig. Es heißt, dass nach dieser Schrift gesungen und zelebriert worden war.
Gescannt aus Iwanowski
Neben den Moais hat nichts so sehr die Fantasie der Forscher beschäftigt wie die hölzernen Schrifttafeln, die auf der Osterinsel gefunden wurden und bis heute nicht entschlüsselt sind. Die wenigen Tafeln mit der ästhetisch so schönen Rongo Rongo- Schrift, die man Ende des 19. und bis ins 20. Jahrhundert hinein gefunden hat, sind Schätzungen nach nicht älter als 250 Jahre. U.u. wurden aber immer wieder Kopien hergestellt, so dass die Schrift durchaus älter sein kann. Früher gab es einen speziellen Unterricht, in dem von den Alten das Wissen über die Schrift, aber auch über die kultischen Texte, die man damit auf den Tafeln dokumentierte, weitervermittelt wurde. Und bevor die Schüler die Texte nicht auswendig wussten, durften sie sich auch nicht ans Schreiben machen. Dann übten sie zunächst mit Stöckchen auf Bananenblättern, bevor sie auch in Holz ritzen durften. Unter dem Einfluss der Missionare wurden viele der Tafeln verbrannt, andere wiederum in Höhlen versteckt, um sie vor dem Zugriff der Kirchenmänner zu schützen. Wann genau das Wissen um die Bedeutung der Schrift verloren gegangen ist, weiß man nicht genau. Heyerdahl berichtet noch von einer Art "Wörterbuch", von dem ihm ein Rapa Nui erzählt hatte, er bekam es jedoch nie zu sehen. Wahrscheinlicher ist aber, dass schon spätestens im 19. Jahrhundert, als die Bevölkerung der Osterinsel durch die Sklavenschiffe stark dezimiert wurde, die letzten "Schriftgelehrten" entweder verschleppt wurden oder an den Pocken starben. Das übliche Material für die Schrifttafeln war das Holz des Toromiro-Baums, der ursprünglich überall auf der Insel weit verbreitet wuchs. Man fing unten links in der Ecke an zu schreiben, wenn man in der rechten Ecke die Zeile beendet hatte, wurde die Tafel gedreht, und es ging wieder von links nach rechts. Die Schrift verlief also in Serpentinen, und auch beim Lesen musste man die Tafel fortwährend drehen, weil jede zweite Zeile auf dem Kopf stand. Bisher mussten die verschiedenen Wissenschaftler, die sich mit der Entschlüsselung der Schrift beassten, an einem bestimmten Punkt aufgeben. Wahrscheinlich bedeuten die Symbole keine einzelnen Buchstaben, sondern Silben, ganze Wörter oder Begriffe.
Aus dem Internet:
Rongorongo
Als einzige aller Inseln des polynesischen Raumes besitzt die Osterinsel ein eigenes Schriftsystem, das scheinbar vor dem 18. Jh. auch auf einigen der westlich gelegenen Gesellschaftsinseln bekannt war. Die Schrift ist bis heute nicht vollständig entziffert. Erschwert wird die Untersuchung vor allem aber nicht nur dadurch, dass bis auf 21 Exemplare alle Holztafeln während des Versuchs der Christianisierung durch Missionare als heidnische Kultgegenstände abgetan und vernichtet wurden. Die verbliebenen Stücke gelten heute als wertvolle Exponate in ethnologischen Sammlungen der ganzen Welt.
Am Ostersonntag des Jahres 1722 entdeckte der niederländische Admiral Jakob Roggeveen eine bis dahin den Europäern nicht bekannte Insel und nannte sie Paasch-Eyland (Osterinsel), nach dem Tag der Entdeckung.
Möglicherweise handelte es sich bei der Insel um die gleiche, die der britische Freibeuter Edward Davis im Jahr 1680 (oder 1687) entdeckt hatte, und ihr den Namen Davisland gegeben hatte. 1770 wurde der Name durch einen vorbeisegelnden Spanier in Don-Carlos-Insel geändert, zu Ehren des damaligen spanischen Königs.
In der Sprache der Eingeborenen heißt das Eiland Rapa Nui (Großer Stein). Gebraucht wird auch der Name Te pito o te henua (Nabel der Welt; Das Auge, das zum Himmel blickt). In der offiziellen Amtssprache lautet ihr Name Isla De Pascua. In älteren Lexika findet sich auch die Bezeichnung Waihu.
Als die ersten Europäer 1722 an ihrer Küste landeten sahen sie dort große Steinstatuen die ins Landesinnere blickten. Die Bewohner der Insel nahmen gegenüber den Seeleuten sehr unterschiedliche Haltungen ein. Die einen winkten die Neuankömmlinge freundlich heran, andere verhielten sich misstrauisch und sammelten Steine um sich verteidigen zu können. Als Kapitän Roggeveen und seine Mannschaft an Land gingen, begegneten sie drei verschiedenen Rassen, die in Eintracht miteinander lebten. Einige Menschen waren dunkelhäutig, einige rothäutig und andere hatten eine auffällig weiße Hautfarbe. Abgesehen von der Neigung, dass sie alles mit nach Hause nahmen was ihnen gefiel (und ihnen gefiel alles was sie nicht kannten), waren sie sehr freundlich. Dieses von den Seefahrern als Diebstahl gewertete Verhalten führte jedoch letzten Endes zu einem Konflikt zwischen den Einheimischen und der holländischen Admiralität, infolgedessen Soldaten einige Bewohner erschossen und die Holländer einige Tage später die Insel verließen.
1770 machte eine spanische Expedition aus Peru ähnliche Beobachtungen, die Bewohner der Osterinsel waren noch immer freundlich, das Land kultiviert. Nicht so 4 Jahre später, als Kapitän J. Cook die Insel anlief. Das Land war auf einmal vernachlässigt und verödet, die Menschen unfreundlich und bewaffnet, die Statuen umgestoßen und niemand schien sie mehr anzubeten.
Im 19. Jahrhundert war die Insel Ziel für Sklavenjäger, was die Bevölkerung stark dezimierte. Nachdem die Kultur bereits beinahe vollkommen zerstört war kamen die Europäer um sie näher zu untersuchen. Beim Versuch die Einwohner zu christianisieren, entdeckten Missionare in den Wohnungen kleine Statuen eines Gottes den sie Make-Make nannten. Später fand man auch hölzerne Tafeln in die Schriftzeichen geschnitzt waren. Diese Rongo-Rongo-Tafeln wurden von links nach rechts beschriftet und dann umgekehrt von rechts nach links.
Die Bedeutung der Zeichen konnte, ähnlich wie die Vinca-Schrift der Donau-Kultur oder auch die kretische Linear A-Schrift, lange nicht entziffert werden. Ein Durchbruch gelang in den 1950er Jahren durch T.S. Barthel, der erkannte, dass es sich um eine Wortzeichen-Schrift handelt, die weder Silben noch Buchstaben kennt. Nur ein begrenzter Bestand an polynesischen Wurzelwörtern ist mit den Graphemen verknüpft und die in der gesprochenen Sprache so wichtigen Partikel wie Pronomina, Subjektanzeiger, Attributanzeiger und Verbalaffixe fehlen fast vollständig. Die Rongorongo-Texte sind weitgehend "entgrammatisiert", lediglich ein Restbestand von Syntax ist durch bestimmte Reihenfolgen von Rongorongo-Zeichen enthalten. Es handelt sich bei den Texten um eine stark kondensierte Form der Mitteilung, eine Gruppierung von Stichworten im Telegrammstil. Den alten Schriftkundigen, welche die Tafeln sorgfältig verpackt aufbewahrten und nur zu besonderen Anlässen auspackten um die Rongorongo-Texte anlässlich religiöser Zeremonien zu rezitierten, blieb bei dieser Schreibweise ein großer kreativer Spielraum, den Inhalt in die situa-tionsgebundenen Formulierungen der gesprochenen Sprache umzusetzen. Die letzten Rezitationsmeister starben Ende des 19. Jh. und mit ihnen das Verständnis der Osterinselschrift. Einzig das Wissen, dass es sich um Texte mit mythisch-religiösem Inhalt handelt blieb bei den Einheimischen erhalten.
Erste Siedler, welche im 4. Jh. n. Chr. auf der Insel lebten, müssen über eine relativ hochentwickelte Technik verfügt haben. Mit dieser haben sie aus riesigen Felsbrocken rechteckige, dreieckige und polygonale Gestalten geschnitten, die Moais. Ihr König war der legendäre Hotu-Matua. Er soll die "rongo-rongo" an Bord seines Schiffes gehabt haben. Dies war eine 2 Meter lange Tafel, auf welcher auf beiden Seiten eine Schrift und merkwürdige Zeichen eingeritzt gewesen sein soll. Diese Tafel hätte das Geheimnis der Steinkolosse und der Inselbewohner möglicherweise aufhellen können. Doch ein fanatischer christlicher Priester im Missi-onarsauftrag ließ sie im Jahr 1868 verbrennen. Er hielt die Tafel für "Teufelswerk". Danach gingen die Kenntnisse dieser Schrift schnell immer mehr verloren.
Es wird berichtet, dass die Moais die Rongo-Rongo-Tafeln um den Hals hängen hatten und dass Priester bei Zeremonien die Tafeln lasen, wobei sie diese ständig drehten und die Leserichtung veränderten. Der letzte in das Geheimnis der Entzifferung Eingeweihte soll 1914 gestorben sein. Seither haben sich Kryptologen, Ethnologen, Informatiker und Linguistikprofessoren an der Entschlüsselung versucht, jedoch ohne den erhofften Erfolg, ein übersetzbares Schriftsystem zu entdecken. Allerdings wurden überraschenderweise gewisse Ähnlichkeiten zu Schriftzeichen aus Altchina und der Induskultur (Harappa-Kultur mit der Hauptstadt Mohenjo Daro) gefunden, die zu Theorien führten, wonach die Osterinselschrift durch Kontakte mit den alten Schriftkulturen Ostasiens entstanden sei. Die moderne Wissenschaft ist sich heute allerdings einig, dass es keinerlei archäologisch feststellbare Spuren irgendeines Kontaktes zwischen der östlichen Peripherie der polynesischen Inselwelt und altostasiatischen Kulturen gibt und die Osterinselschrift eine bodenständige Originalschrift darstellt.
Einen Hinweis auf das Alter der Schrift-Tafeln gibt das Holz, auf dem die Zeichen eingeritzt sind. Dabei handelt es sich um als Treibholz auf die Insel gelangtes Material, was nicht älter als 400 Jahre ist. Damit ist natürlich nicht bewiesen, dass es nicht Tafeln gab, die älter waren und zerstört wurden.
Neben der klassischen Rongorongo (kohau rongorongo, Stäbe der Rezitation) wurden einst auf der Osterinsel noch zwei weitere Schriftarten benutzt, die sich alle stark voneinander unterscheiden, kohau ta'u (Stäbe des Jahres) und kohau mama (Stäbe der Tabuaufhebung); über die ist allerdings bis heute nur wenig bekannt und sie konnten auch noch nicht entziffert werden.
Heutzutage schreiben die meisten Osterinsulaner spanisch und benutzen das lateinische Alphabet, wobei auch einige ihre eigene Sprache, Rapanui, mit dem lateinischen Alphabet schreiben.
Das Zeicheninventar der Rongorongo-Schrift besteht aus etwa 120 Symbolen, von denen 40 bildhafte Motive (Götter, Vögel, Fische, Pflanzen) zeigen und 80 überwiegend geometrisch-abstrakte Formen. Die Analyse der Texte hat ergeben, dass rund 2000 Kompositionen aus den Bestandteilen des Basisinventars gebildet worden sind.
Manche Symbole stehen für ganze Wörter, manche repräsentieren Klänge und andere abstrakte Begriffe. Einzelne Zeichen können, ebenso wie Zeichenkombinationen, vieldeutig sein und in unterschiedlichen Kontexten verschiedenes bedeuten. Die einzelnen Zeichen wurden in einem endlosen Band aneinandergereiht und in jeder zweiten Zeile stehen die Zeichen auf dem Kopf. Beim Lesen der Texte muss also die Tafel nach jeder Zeile um 180° gedreht werden, um die richtige Zeichenfolge zu bewahren.
Zeichen | Aussprache | Bedeutung |
| tangata | Mensch |
| toki | Axt |
| vai | Wasser |
| ruhite paku | trommeln |
| kohau rongorongo | sprechende Hölzer |
| koti | schneiden, zerschnitten |
| moe | schlafen, tot |
| tea | weiß |
| pua | Blume, Weib |
| rei kura | Schmuck, ältester Sohn |
| pure | Muschel, Gebet |
| tapa | Stoff aus Baumrinde, zählen |
Gut zwei Stunden hielten wir uns am Ranu Raraku auf, und wir wären noch länger geblieben, wenn sich die Wolken nicht wieder zusammengebraut hätten. Wir schafften es gerade noch zum Bus, dann knatterte es los. Blitz-Donner-Sturm und eimerweise Regen. Im Schritttempo bewegte sich unser kleiner Bus talwärts, umrundete den Rano Kau bis zu seinem Ostrandschaffte es aber dann doch nicht, uns möglichst nahe an die Ahus Vinapu I und II zu bringen, wir mussten das letzte Stück laufen. Es war mehr ein Rutschen. So bekamen wir nicht so recht die Fugenlosigkeit der Mauer mit, die Thor Heyerdahl einst den Peruanern zugebilligt hatte. Wir ließen die liegen gebliebenen Moais und Pukaos weiterhin links liegen und machten uns schleunigst auf den Weg zum Bus. Sein Inneres dampfte sofort, auf dem Boden bildeten sich Pfützen. Zum Glück war es nicht weit nach Hanga Roa zu unserem Hotel, wo wir uns als erstes umzogen. Hier stellten wir fest, wie trist unsere Behausung bei Regen war. Zum Glück kam bald wieder die Sonne durch, so dass die Jacken, Kapuzen und Hosen bald wieder trocken waren. Der Wind gab ein gehöriges Quäntchen dazu.
Aus dem Iwanowski:
Unterhalb des Ostrandes des Kraters vom Rano Kau liegen zwei der besterhaltenen und schönsten Ahus der Insel, die Ahus Vinapu l und II. Die Moais der beiden Plattformen stehen nicht mehr, sie liegen verstreut und teilweise zerbrochen auf der Wiese, zusammen mit den roten Klötzen der Pukao. Die mächtige, aus großen schwarzen Lavablöcken fast fugenlos zusammengesetzte Seefront besonders des Ahu Vinapu l war es, die Heyerdahl davon überzeugte, es müsse Verbindungen von der Osterinsel nach Cuzco geben, und tatsächlich ist der Eindruck verblüffend ähnlich. Die Achse des Ahu Vinapu l (bzw. Ahu OTahiri) ist fast genau in Nord-Süd-Richtung ausgerichtet, und manche Forscher sehen darin einen Hinweis darauf, dass die Rapa Nui die Rampen auch als Orientierung bei der Beobachtung der Sterne genutzt haben.