Reise-Aufkleber Naturschauspiele am Himmel,
wie auch auf Erden.
USA-Karte mit SoFi-Verlauf

Sonnenfinsternisreise nach Nebraska

10. bis 25. August 2017

ein Reisebericht von Joe T.


Joe, Joe Trebs aus Wyoming. Was macht er hier? Wie kam er hier her? Haben alle Amerikaner eine europäische Herkunft?

Also eigentlich bin ich ja aus anderen Gründen gekommen. Aber es ist schon spannend, wenn man von solchen Querverbindungen erfährt. Es gab Ende des 19.Jahrhunderts diese große Auswanderungswelle in Richtung „gelobtes Land“, auf die andere Seite des großen Teiches. Und auch unter meinen Vorfahren gab es einige, denen das Land Sachsen damals keine Lebensgrundlage mehr geboten hat. Bei den Bauern (es waren große Familien) verhinderte das Erbrecht, dass alle davon leben konnten. Die Städte hatten nicht für alle Arbeit. Und hier in den USA gab es gute Angebote, wenn man sich in den weiten Landschaften des Nordwestens niederließ.

Am Ende hatte ich leider keine Zeit dem nach zu gehen, denn ich war auf einer Sonnenfinsternisreise. Aber es ist ein Grund noch einmal herzufahren.

Eclipse-Manie, ich weiß gar nicht so recht, zähle ich schon zu den Süchtigen oder nicht. Für jemanden der nichts mit der Astronomie am Hut hat und der selten reist, bin ich bestimmt schon gefährdet. Andere, welche zu ihrer zwanzigsten SoFi reisen, würden es eher verneinen. Ich weiß ja nicht einmal wie ich meine Anzahl zählen soll. Zählen alle Finsternisse zu denen man gereist ist, nur die erfolgreichen, nur die totalen oder nur die erfolgreichen totalen Sonnenfinsternisse? Klingt kompliziert und ist am Ende auch egal. Es war auf jeden Fall wie immer, wenn man mit Kultur, Astronomie und Reisen unterwegs ist, eine schöne, erlebnisreiche, Erfahrung bereichernde und angenehme Reise, mit Freunden unterwegs.

Und wieder ist es fast ein Jubiläum, nach 20 Jahren wieder ein Besuch in Amerika, wieder ein drittes Mal. 1997 waren wir im Südwesten der USA, auf einer Traumstraße der Astronomie. Wir besuchten Mt.Palomar, Kitt Peak und noch 3 weitere große Sternwarten. Ließen uns aber auch Las Vegas, Grand Canyon, den Meteoritenkrater in der Nähe von Flagstaff und den Yosemite-Nationalpark, ach und nicht zu vergessen das Death Valley, und, und, und … nicht entgehen.

Dann dauerte es eine Weile bis mich 2011 meine Dienstreise mit dem Flugzeugobservatorium „SOFIA“ wieder nach Kalifornien (Palmdale) führte. Ja und jetzt zwanzig Jahre später sind wir mal etwas nordwestlicher unterwegs, mit dem Versprechen wieder Kultur, Natur und Astronomie zu erleben. Das sind dann mittlerweile auch 12 durchquerte Bundesstaaten, sind noch ein paar übrig.

Der Sprung über den großen Teich ist dann übrigens auch nicht gerade ein Vergnügen, ich glaube damals nicht und heute auch nicht. Gut es geht eigentlich schneller heute, aber bei dem modernen Zeitverständnis sind 24 Stunden dann doch schon recht mühsam. Da waren die 10 Stunden (also Zeit für 3½ Spielfilme) Flug von Frankfurt nach Dallas. Dort dann eine 2- stündige Odyssee, wenn gut gemeinte Hilfe keine Hilfe ist. Man hatte extra für uns als Gruppe, um einen „schnellen“ Transfer (Einreise - Zoll - Gepäck - neue Gepäckabgabe - Zoll - Gate Wechsel) zu ermöglichen, Hilfskräfte arrangiert. Diese machten es leider umständlicher, weil die Gruppe ständig getrennt wurde. Das Ergebnis war zwar, dass wir erfolgreich als ganze Gruppe im Flieger nach Salt Lake City saßen, der Flug aber mit einer Stunde Verspätung (wegen uns) startete. Am Ende waren wir irgendwann im Hotel mit einem zerbrochenen Stativ und einem Koffer weniger. Evelyn, unsere deutschsprachige Reiseführerin, welche uns am Flughafen abgeholt hatte, schaffte es dennoch unsere Laune nach diesen 24 Stunden hoch zu halten.

Wir sind in Amerika, Trump-Land, Land der Mormonen, im Land der Großen Finsternis (natürlich einer Sonnenfinsternis). Die Temperatur hier freundliche 35°C, da aber bei nur 30% Luftfeuchtigkeit, gut aushaltbar. Am ersten Tag absolvieren wir einen typischen Touristentag: Besichtigung des Salt Lake, das Capitol, Mormonengeschichte, Planetariums-Ausstellung und ein wenig Shoppingzeit. Ruhiges Einstimmen und Kennenlernen der Gruppendynamik (wir sind immerhin rund 40 Personen, die Hälfte kennt man schon).

Und nun beginnt die weite Busreise. Immerhin werden es ca. 3000 km durch 7 Bundesstaaten sein. Und gleich am Anfang der Horror eines jeden Reiseführers, man könnte sagen Pleiten, Pech und Pannen. PPP die erste: 6:00 Uhr Weckruf – Frühstück – und eigentlich 8:00 Uhr Abfahrt, so sollte es immer sein. Aber „einer“ fehlt! Unser Chef (alle hatten ihn beim Frühstück gesehen), er hatte sich noch mal kurz ausruhen wollen und war fest weggenickt. Also ein weiterer Weckruf und mit kleiner Verspätung ging es los. Ok! PPP die zweite: wir sind nun schon 2 Stunden gefahren und am Bear Lake, und stellen wieder fest eine Person fehlt. Nein nicht der Chef, aber seit Salt Lake City sind wir schon einer zu wenig, ups! Jan war noch dort. Er hatte einen Spaziergang in der Stadt gemacht und die Zeit vergessen und wir sind nach der Aufregung mit Ecki einfach losgefahren. Jan suchte sich dann selbst eine Fahrgelegenheit zum nächsten Ort und konnte gleich eine vergessene Kamera aus dem Hotel mitnehmen. Cooler Start, und Evelyn lernt die unsrige Gruppendynamik kennen, an der sie aber nicht verzweifelt (das hoffen wir). Die Fahrt (heute rund 430 km) selber führte durch zauberhafte Natur, wie man sie lieben muss, gekennzeichnet durch Berge, Ebenen und Weite. Wir sind immer in Höhen zwischen 1000 m und 2500 m ü.N. und die Temperatur sinkt auf 23°C und es gibt auch mal einen Regenschauer. Mein persönliches PPP erfuhr ich durch mein Handy. Wir sind erst den 2.Tag hier und meine Handy-Kosten liegen schon bei 47,60 €, so funktioniert Daten-Roaming. Wofür? Man hat ja kaum eine ordentliche Verbindung. Da gibt es nur eine Konsequenz, schließlich will ich nicht verarmen. Die Handy-Nutzung wird auf das Wesentliche reduziert.

Hier in Jackson beschließen wir den Abend im Cowboy-Land mit einem Planwagen-Trail zum urigen Abendessen. Und im Hotel sieht man die ersten Eclipse-Shirts. Zum Ereignis in ein paar Tagen werden wir sehr bunt ausgestattet sein.


Weiter geht`s. Abfahrt wieder 8:00 Uhr, diesmal vollzählig. Ab hier wird soweit möglich jeden morgen der Mond fotografiert, damit man später den „Übeltäter“ für die Eclipse auch dabei hat. Wir fahren in den Teton-Nationalpark. Das ist ein Naturschutzgebiet mit phantastischer Bergkulisse, eben den Tetons. Der höchste Berg der Grand Teton hat eine stolze Höhe von 4197 m. Es werden schöne Fotos von den unterschiedlichsten Standorten aus gemacht (an einer Kirche, am Jackson Lake und, und, und…). Von Teton Village fahren wir mit einer Seilbahn auf eine Bergstation (3185 m hoch) um einen schönen Überblick zu gewinnen auf die Berge und auch auf das Jackson-Tal. Das Wetter hier oben ist nicht ganz freundlich, öfter ist man mitten in einer Graupelwolke. Die meisten fahren dann irgendwann mit der Seilbahn wieder ins Tal. Harald, Thomas und ich nehmen den Fußweg. Mit 2 Stunden rechnen wir für die 12 angekündigten Kilometer. Es sind 1200 Höhenmeter zu überwinden in unaufhörlichen Serpentinen abwärts. Nach 2 Stunden durch herrlichste blühende Steinwüste sind wir erst auf der Hälfte abgestiegen. Also trampen wir in einer viertel Stunde mit einem Baufahrzeug zur Talstation. In Jackson (eine 10.000-Einwohner-Stadt) erkunden wir noch eine quirlige Stadt, welche in der Eclipse-Zone liegt und ungefähr 100.000 Touristen erwartet. Hier brummt der Grizzly und das Abendbrot schmeckt.

Die nächsten Tage sind dann weiterhin der Natur vorbehalten. Wir tummeln uns im Yellowstone-Nationalpark. Wie soll man wieder einmal so etwas Grandioses beschreiben? Drei Tage nur und man hätte drei Wochen hier verbringen können. Wir fuhren in einer Art acht durch den Park, um soviel wie möglichst zu erhaschen. Was soll man zuerst erwähnen? Die Gerüche oder die Farben oder die Tierwelt oder doch erst die besonderen Ereignisse, wie Old Faithful? Am besten jeder fährt selbst hin und erkundet diese direkte Natur. Ich erwähne nur einige markante Stellen. Da wäre das Geysir-Feld bei West Thumb mit herrlichstem Schwefelgeruch und dem Abyss-Pool mit 53 ft (also rund 17 m) Tiefe und klarem Schwimmbadblau. Ein wenig zu heiß zum Baden. Oder wie schon erwähnt, Old Faithful, dem Geysir schlechthin. Wir hatten das Glück in unserer Zeit drei Ausbrüche verfolgen zu können, er bricht ja ca. alle 92 min. für ungefähr eine viertel Stunde aus. Dann strömen um die tausend Menschen in dieses Art Amphitheater und bestaunen den 20 m hohen Ausbruch und es entstehen unzählig viele Fotos. Als weitere Ecken kann man beim Midway Geysir Bassin (heiß-bunt-verdampft), beim Norris Geysir Bassin (schön als Wanderrundweg) oder die Mammoth Hot Springs (vielfältige Sinterterrassen) besuchen. Zwischen drin gibt es dann auch Wasserfälle, wie den Gibbon Falls oder im Grand Canyon von Yellowstone den Lower Fall (rund einhundert Meter Falltiefe und ein schöner Farbeffekt). Auch hier möchte man lange verweilen und anfassen oder den Moment einfach für immer verewigen. Die Tierwelt bot uns wie erwartet Bisons, ob als Herde oder ein einzelner Road-Blocker. Der „Hubschrauberkäfer“ war irgendwie cool, weil er wie eine Zikade aussieht, absolut angepasst an die Umgebung und dann fliegt wie ein Schmetterling. Halt ein Käfer (!?). Nicht vergessen möchte ich den Yellowstone-Lake, um den man ja auch herumfährt. Ein gewaltiger Süßwassersee und an seiner tiefsten Stelle wohl 140 m, und das über einer Magmablase. Das war alles so bezaubernd, dass es nichts zu meckern gab außer über das Wetter. Unsere Streifzüge konnten wir zwar immer trocken überstehen, aber es war stürmisch, frisch (nur um die 17°C) und öfter ein Regenschauer. Morgens zwar auch malerischer Nebel, welcher die Landschaft wie in Watte bettete, aber wir denken ja an unsere Finsternis und da brauchen wir so etwas nicht. Beim Verlassen des Parks nach drei Tagen sind am Wegesrand noch viele Schwefelbecken, Schlammlöcher und das Drachenmaul. Also noch mehr Gestank und Blubber, und eine schöne Libelle (orange…. Dragonfly). Noch in West-Yellowstone habe ich mal eine Sternbeobachtung versucht. Sommerdreieck, Himmels-W und „thebigdish“ mehr ging hier nicht. Was gut geklappt hat war aber das Bestimmen der geographischen Breite mit Fingertechnik. Ich hatte daraufhin 43° bis 45° gesagt und beim Nachsuchen 44,6° für diesen Ort gefunden. Geht doch! Von hier geht’s weiter zu Buffalo Bill (William Cody- eine historische Figur). Also nach Cody, weiter nach Sheridan mit überqueren unserer höchsten Buspassage bei rund 2750 m. Im Holiday Inn Sheridan fangen wir dann auch intensiver an uns auf die SoFi vorzubereiten, mit Vorträgen und ersten Diskussionen zum genaueren Ablauf am Tage. Unterschiedliche Ansichten in Bezug auf Planung und Perfektion prallen aufeinander. Kann man einen Reisebus über 300 km in ca. 3 Stunden zu einem variablen Punkt (den besten Beobachtungsort, wo wird er sein?) fahren? Ein wenig Optimismus und abwarten? Eigentlich gab es ja eine Festlegung durch die Planung der Reise von Deutschland aus. Es sind noch vier Tage Zeit. Halt die Erwartungshaltung.

Wir fahren nun durch weite Landschaften, Grasland und hügelig. Links und rechts des Weges immer wieder Büffel, Springböcke, Esel (aus der Goldgräberzeit ausgewildert) oder in der Ferne auch mal eine Grizzly-Familie. Im Kohlegebiet lange Züge auf den Gleisen. Rekord für uns war ein Zug mit 143 Waggons und drei Loks, da macht doch Zählen Spaß. Bei Hulett besuchen wir den Devil Tower. Basaltsäulen, welche 250 m über das übrige Niveau herausragen. Wir nutzten die Gelegenheit ihn für zwei Stunden zu umwandern. Einige Tierbeobachtungen (Büffel, Truthahngeier oder Präriehunde) ergänzten das Gesamtbild. Erdmännchen „Jonny“ war der Hit. Man kam bis auf 1,50 m an ihn heran und dann noch das 400 mm-Objektiv. Amazing, ist der süß. Nach dem Abendbrot nutzten wir noch einmal die Chance, vom 20 km entfernten Hotel für eine Nachtbeobachtung zum Devil Tower hinzufahren. 2½ Stunden herrlichste Milchstraße bis zum Skorpion und viel Fachsimpelei und Test der Technik für die Finsternis und die Zeit war im nu vergessen. Nach Mitternacht waren wir wieder im Hotel. (Danke Steve – unser Busfahrer – dass du alles so mitgemacht hast). Beim Weiterfahren in Richtung Hot Springs sind auf jeden Fall als Pflichtpunkte das „Crazy Horse Memorial“ und die versteinerten Präsidenten (Mt. Rushmore) zu absolvieren. Die Präsidenten wurden in einer Bauzeit von 14 Jahren bis 1941 fertiggestellt. Das Crazy Horse Denkmal nur rund 14 km entfernt wird 1948 begonnen. Da aber aus privater Hand finanziert und gebaut, ist es noch in Bau. Es ist auch ein riesiges Monument. Müssen wir uns also über den Berliner Flughafen gar keinen Kopf machen? Im Bus kommt es immer wieder zu „demokratischen“ Anfragen, ob man die Reiseroute ändern sollte, z.B. nach Scotchbluff. Das vorgesehene Besichtigungsprogramm wird über den Haufen geschmissen. Wir fahren noch über viele Kilometer bis nach North Platte, unserem Domizil für den Ausflug zur Finsternis, ohne etwas zu erreichen, außer einem Starbucks-Cafe. Das Wetter ist wieder mal uneindeutig, eigentlich kennt man das ja, aber es zerrt an den Nerven. Beim „unterkühlten“ Abendbrot im Ole`s Steakhouse in Paxton, das ist wegen der Temperatur so gemeint, draußen gute 30°C und im Restaurant wurde auf 17°C runtergekühlt, einigen wir uns auf die Aufstehzeit für den morgigen Finsternistag. Es geht um 5:00 Uhr in der Frühe los (eigentlich sogar 4:00 Uhr, denn wir hatten Zeitzonenwechsel), noch im Dunkeln und bei Nebel. Steven findet aber unseren ausgesuchten Ort ohne Schwierigkeiten. Er liegt bei 41°40`40,32“ n.B. und 100°58`54,17“ w.L., nördlich von Tryon. Auf der Farm gibt es nicht wirklich Internet, so dass man sich nicht über die Wettersituation informieren kann. Nach 1½ Stunden wechselnder Diskussionen beschließen 7 Personen der Gruppe den Bus zu „kapern“ und fahren an einen „sicheren“ Ort, welcher 120 km westlicher in Alliance liegt. Egal. Der Nebel hebt sich ab 9:30 Uhr Ortszeit. Kleinere Wanderungen in einer abgelegenen Welt verkürzen die Wartezeit. Man hört hier nur Zikaden und eine Kuhherde blökt in der Ferne.

Und wir warten auf den 1.Kontakt: um 11:29 Uhr ist er zu sehen mit wenigen Wolken. Die Bewölkung bleibt, nimmt zu, aber dünn und Wind aus verschiedenen Richtungen, zum Schluss aus Nordwest. Der 2.Kontakt naht: 12:54 Uhr, oh noch eine dünne Wolke überzieht die schmale Sonnensichel. Aber wie auf Kommando ist sie weg. Diamantring, fliegende Schatten am Himmel rechts neben der Sonne. Alles wird wahrgenommen, aufgesaugt. Da ist sie wieder diese Erhabenheit. Korona, Horizontfärbung, Protuberanzen und Venus und Oh und Ah! Ich lass das jetzt mal wirken. Spannung fällt ab. Gänsehaut und Begeisterung, es hat geklappt. Irgendjemand ruft „Mitte“, wie jetzt, hat doch gerade erst angefangen. Also ein paar Fotos, technische Spielereien, damit man später etwas zum Austauschen hat, aber immer wieder den Anblick genießen, jede Nuance aufsaugen. Die Temperatur geht runter auf 22°C, von 28°C kommend. Und um 12:57 Uhr nach nur 2:30 min ist es schon vorbei, erneuter Diamantring und es wird schnell heller, 3.Kontakt vorbei. Wau! Bitte noch mal von vorne, möchte man rufen, habe ich sogar und einen Purzelbaum geschlagen, eben pure Freude.

In der Phase bis zum 1.Kontakt zeigten wir uns und den auch interessierten Farmleuten einige physikalische Phänomene, welche während einer Verfinsterung auftreten. Das Lochblenden-Verfahren: man nehme ein Haushaltsieb (viereckige Löcher) und zeigt im Schattenwurf die Sonnensichel in vielfacher Ausführung.

Das Schärfe-Phänomen: man nehme einen Grashalm oder etwas Längliches, halte es längs zur Sonnensichel (scharfer Schatten) und dann quer zur Sonnensichel (verwaschener Schatten). Und ab einer Bedeckung von über 90% kommt es wieder zur gespenstischen Dämmerung, ein sehr aschfahles Licht. Für mich zum dritten Mal erfolgreich, wieder berauschend, für Evelyn und Steven zum ersten Mal und sie sind auf ihre Art völlig von der Rolle. Evelyn als immer sprudelnde Person verschlägt es glatt die Sprache. Sie findet keine Worte. Und bei Steve, Adrenalin-Yankee? Er ist voll überschwänglich und lächelt nur noch. Wir schenken ihm als stete Erinnerung ein entsprechendes T-Shirt. Neue Fans! Diesmal haben wir Zeit auch den 4.Kontakt: 14:20 Uhr wahrzunehmen und wieder sitzt man einen kurzen Moment nur so da, ha… die Seele baumeln lassen. Gegen 16:00 Uhr ist unser Bus zurück (warum ist er eigentlich weggefahren?) und alle fahren wir zufrieden zum Umtrunk ins Hotel zurück.

Die Nächste? Welche soll es sein? Für mich die Frage zwischen 2024 (Mexiko-USA-Kanada) oder 2026 (Spanien), immer wieder dieses Wunder der Natur ersehnen, aber ich bin kein Hunter, und die dürfen die Zeit nicht immer so schnell vergehen lassen, Yee-haw!!! (Freudenausruf der Cowboys).

Rückreisetage sind ulkig. Man hat das Wesentliche erlebt, das wichtige Ereignis ist geschehen und man treibt in Richtung Heimat, wo man erzählen will (also innerliche Verarbeitung). Aber es sind ja auch noch 3 Tage in der Fremde. Was kann man noch berichten?

Ich habe verschlafen! Am Tag nach der Finsternis, es soll wie immer um 8:00 Uhr weitergehen. Mein Wecker war von gestern noch falsch gestellt, das heißt 4:50 Uhr war mir natürlich zu früh. Tiefschlaf, ich höre den Hotel-Wecker nicht. 7:28 Uhr hochschrecken, ach, die Tasche noch nicht gepackt (war gestern nicht wichtig). Also hoch, waschen, Tasche packen, noch kurz beim Breakfest vorbei und um 7:38 Uhr ist mein Gepäck und ich im Bus. Noch so viel Zeit. Wir fahren nach Cheyenne (Hauptstadt von Nebraska), besuchen dort ein schönes Eisenbahnmuseum und fotografieren im Abendlicht nach ca. 30 Stunden unseren ersten Mond (Sichel mit 2,1%). Im Hotel hören wir noch den dritten Teil der Vortragsreihe, z.B. das in 250.000 Jahren ein Merkur- und Venus-Transit zeitgleich stattfinden. Das Wetter ist ruhig und klar, warum gestern nicht so? Weiter geht’s nach Denver, Großstadt, und beim Einfahren lässt Evelyn die Filmmusik vom Denver-Clan im Bus ertönen. Vorher haben wir in Boulder noch das meteorologische Institut besucht und das Fiske-Observatorium. In Denver dürfen wir noch einmal richtig Tourist spielen, shoppen, Starbucks-Kaffee genießen und verrückte Leute beobachten. Eine ungefähr 65jährige Dame, die am Hard-Rock-Café vorbeirockt, nebenbei Elvis im Himmel grüßt und kurz Luftgitarre spielt. Großstadt-Koller sage ich immer dazu. Noch einmal gibt es schöne Abendbilder vom Jupiter und dem Mond (jetzt schon rund 6%). Und dann am nächsten Tag Abschiede. Zuerst am Flughafen von Steve (ein großartiger Mensch und unser Busfahrer), nach dem Einchecken von Evelyn und vorher schon von einigen Reiseteilnehmern, die es sich nicht nehmen ließen noch eine Weile (Harald z.B. noch für mehrere Monate) in den USA zu verweilen. Im großen Flieger dann einen herrlichen Sonnenuntergang kurz vor der Ostküste und gleich wenig später beim Überflug von England einen ebenso malerischen Sonnenaufgang erleben. Nach wieder drei Filmen und leider keinen Polarlichtern völlig übermüdet der Abschied von den anderen Rei­se­gruppen­mit­gliedern am Frankfurter Gepäckband.

Und nun so in einem ICE-Sprinter sitzend, auf dem Heimweg zu meiner lieben Frau gebe ich ein erstes Resümee der Reise in Form einer Zensur: eine „1“, keine „1+“. Nö, der Himmel war perfekt, die Natur war perfekt, Reiseleitung und Driver super, meine Hotelzimmer waren immer in Ordnung (war nicht bei allen so), aber es fehlte der im Schneidersitz sitzende und winkende Grizzly .

Und nun bin ich wieder in meinem grüneren Deutschland, welcome home!