Reise nach Französisch-Guyana
zur ringförmigen Sonnenfinsternis
vom 22. September 2006
Von Francoise Gröning
Guyana, das "französische Amazonien", liegt in Südamerika zwischen Brasilien und Surinam. Dort befindet sich auch Kourou, die Startanlage der Ariane-Rakete. Von 1852 bis 1949 wurde es vor allem als eine Strafkolonie, der "bagne", benutzt. In diesem Überseedepartement war die Sonnenfinsternis vom 22.09.06 zu sehen.
St Laurent du Maroni
Nach unserer Ankunft am Flughafen von Cayenne-Rochambeau bin ich mit einer 40-köpfigen Reisegruppe über die ruhige Küstenstraße in Richtung Nordwesten bis St Laurent du Maroni gefahren. Der Fluss Maroni dient zugleich als Grenze zum Surinam (ehemals holländisches Guyana). Bei einer Fahrt mit einer motorbetriebenen Piroge konnten wir Mangroven sehen, die den Fluss umranden. An dessen Ufern befinden sich Dörfer, in denen die "Noirs-Marrons", Nachkommen der afrikanischen Sklaven, sowie auch die "Amérindiens", Ureinwohner Amazoniens, leben.
In der Stadt besichtigten wir schließlich die restaurierten Gebäude der ehemaligen Sträflingskolonie. Der "bagne" wurde nach der entgültigen Abschaffung der Sklaverei im Jahre1852 von Frankreich nach Guyana verlegt. In knapp 100 Jahren befanden sich ungefähr 70 000 Sträflinge in diesem Gebiet. Durch Waldrodung, Straßenbau und anderen Bauarbeiten sollten sie die Kolonie aufbauen. Wegen des Klimas, den Krankheiten und den besonders schrecklichen Arbeitsbedingungen starben viele der Gefangenen.
Am darauffolgenden Tag sind wir nach Mana zur Mündung des Maroni gefahren. In der Zeit von Juni bis September kommen Riesen-Schildkröten an den Strand, um dort ihre Eier zu legen. Leider kamen wir zu spät, so dass nur einige Eierschalen übrig waren. Die Tiere unterstehen dem Artenschutz.
Kourou, CSG (Centre Spatial Guyanais), CNES (Centre National des Etudes Spatiales) und ESA (European Space Agency)
Nachmittags hatten wir die Möglichkeit das Raumfahrtsgelände der ESA und CNES zu besichtigen. Der CSG existiert seit 1964, die 1. Rakete namens Véronique wurde im Jahr 1968 gestartet. Seit 1975 leitet die ESA, bestehend aus 17 europäischen Ländern, das Ariane-Programm.
Aufgrund seiner idealen Lage ist Kourou der weltweit beste Standort für Raketenabschussrampen: er befindet sich lediglich 5° über dem Äquator direkt am Atlantik, gesichert vor Erdbeben und Wirbelstürmen.
Am Eingang sind ein großer Stahlglobus mit 17 Flaggen sowie ein Modell der Ariane 5 Rakete in Originalgröße zu sehen. Gleich daneben befinden sich das Jupiter-Kontrollzentrum und ein Weltraummuseum. Die Sicherheitsvorkehrungen im CSG sind selbstverständlich sehr hoch. Dennoch konnten wir die Startanlage der Ariane 5 besichtigen.
Iles du Salut (Inseln der Rettung)
Die drei Inseln, welche sich 17 km entfernt von Kourou befinden, werden auch die Inseln der Rettung genannt. Der Name stammt aus dem 18. Jahrhundert als auf dem Festland eine Epidemie wütete und nur die Bewohner verschont wurden, die auf die Inseln geflüchtet waren. Von 1852 bis 1946 wurden die 3 Inseln als Gefängnis benutzt. Seit 1971 sind sie Eigentum der CNES.
- Ile Royale: Die größte Insel war für "normale" Sträflinge. Die Gefängnisgebäude wurden restauriert und dienen heute als Polizeiwache, Leuchtturmverwaltung und Hotels wo auch wir z.B. übernachtet haben. Dort ist ein Cinetheodolithe gebaut; er folgt der Arianebahn während des Starts und ist ein wichtiges Beobachtungsinstrument der CNES.
- Ile St Joseph: Dort wurden die Schwerverbrecher, unter den schlimmsten Bedingungen eingesperrt.
- Ile du Diable: Auf der "Teufelsinsel" wurden die politischen Gefangenen festgehalten ( Alfred Dreyfus verbrachte dort 4 Jahre bis er als unschuldig erklärt und rehabilitiert wurde).
Sonnenfinsternis auf der Ile Royale
Der 1. Kontakt begann um 5h 47min 38s lokaler Zeit. Dieser konnte auf der Ile Royale nicht gesehen werden, da die Sonne noch nicht aufgegangen war. Es war leicht bewölkt, doch wir waren guter Hoffnung alles sehen zu können. Erwartungsvoll spähten wir auf den Horizont und warteten bis die Sonne im Osten über den Ozean hervor kam. Jede Minute schien Stunden zu dauern. Um 6h20 war es dann soweit. Erst eine kleine Spitze. Dann die sogenannte Sichel. In den ersten 10 Minuten konnten wir sie ohne Filter durch die Wolken beobachten. Sie stieg sehr schnell senkrecht zum Horizont hoch. Beim 2. Kontakt um 6h49min38 stand die Sonne bereits 8° hoch. Was für ein magischer Moment. Der 3. Kontakt geschah um 6h55min15. Während der ringförmigen Phase, die 5min30sec dauerte, bedeckte der Mond 85% der Sonne. Die Begeisterung spiegelte sich in jedem einzelnen Gesicht. Der 4. Kontakt war um 8h09min, die Sonne war schon 28° hoch.
Cayenne
Nun stand die Besichtigung der Hafenstadt Cayenne an. Die kleine "Provinzstadt" mit 50 000 Einwohner ist die "Préfecture" des Departements. Die quadratisch angelegten Strassen werden von kleinen Häusern mit Blechdächern gesäumt. Weit und breit sind keine Türme oder moderne Hochhäuser zu sehen. Die angelieferten Teile für die Arianeraketen und die Satelliten kommen dort im Hafen oder im Flughafen Cayenne-Rochambeau an. Sie werden als Schwertransporte nach Kourou gefahren (ca. 75 km).
Dort endete unsere Reise nach einem letzten Spaziergang im Wald, wo wir Bäume, Blumen und auch Affen und Faultiere sehen konnten.
Guyana: französische Überseedepartement
185 000 Einwohner: Cayenne 50 000, St Laurent du Maroni 20 000, Kourou 20 000
90 000 km² / 90% Regenwald
Klima : feucht und warm, durchschnittlich 26°C