Kurzbericht Libyen-Tour zur Sonnenfinsternis
22.3. - 3.4.2006
eingelesen über OCR
von Dr. Horst Kitzki (Reiseleitung)
1. Tag Mi, 22.3.06: Abflug -Tripolis
Der Abflug zum 9.30 Uhr bedingte ein Treffen mit den Passagieren zwei Stunden früher, in Halle B, Schalter 543. Alle, die nicht
innerdeutsch angeflogen waren, hatten schon eingecheckt unter der Regie von Herrn Schmidt. An Bord des LH-Flugs ausnehmend üppiger
Frühstücks-Brunch, auch mit Alkohol. Getränken, der Rotwein wurde besonders angepriesen. Die saß weitgehend geschlossen an Bord.
Die Landung In Tripolis pünktlich. Nuri, Ali Saidis Airport-Manager, war behilflich beim Check-In und der Visierung. Alles war bestens
vorbereitet. Der Check-In verlief flott, trotz eines vollen LH-Flugs. Gepäck auf Wagen und ohne Komplikationen durch den Zoll,
vorher hatte man das Handgepäck bei der Einreise durchleuchtet (also Vorsicht mit Alkohol!). Draußen wartete ein neuer sauberer Bus,
dazu Jihad, unser Reiseleiter für den Tripolis-Teil. Der Flughafen liegt 35 km außerhalb Richtung Süden. Unser Hotel BLUE SHIP liegt
etwa 6 km Östlich des Zentrums am Meer, Schnellstraßenverbindung zur Stadt. Der Check-In im Hotel etwas holprig, jeder musste ein
Formular ausfüllen und dieses zusammen mit dem Pass abgeben. Das Hotel macht keineswegs den Eindruck von fünf Sternen - bestenfalls
drei Sterne nach internationalem Standard. Doch auffällig freundlicher Service überall, an der Rezeption, im Restaurant.
Die Gästeschar wurde durch eine fünfzigköpfige Lehrerinnengruppe, die zu einem Seminar von Bengazi hierher gekommen waren, dominiert,
vor allem abends, als es bis fast Mitternacht sehr laut zuging. Obwohl nicht im Programm, entschlossen wir uns mit Jihad, ins
Stadtzentrum zu fahren und einen Rundgang in der Altstadt zu unternehmen. Marc-Aurel-Lucius-Verus-Triumphbogen, Wanderung durch die Kasbah.
Gemeinsamer Tee oder Kardamon-Kaffee in den Straßen-Cafés hinter der Zitadelle. Gruppe wirkt locker, erwartungsfroh,
keiner war vorher in Libyen gewesen. Um 19.00 Uhr treffen wir uns alle vor der Zitadelle, mit dem Bus zurück zum Hotel.
Heute Abendessen im Hotel: vielseitig, Couscous. Für einige noch ein nichtalkoholisiertes Bier in der Lobby-Bar.
2. Tag, Do, 23.3.06: Leptis Magna
Es ist besser, mit dem absoluten Höhepunkt, der einen ganzen Besichtigungstag erfordert, zu begingen, also mit einem Ausflug nach
Leptis Magna. Büffet-Frühstück, etwas chaotisch, da sich alles gegen 8 Uhr drängte. 9 Uhr Abfahrt - ursprünglich wollte Jihad bereits
um 8 Uhr abfahren. Da unser Hotel im Osten liegt, erreichen wir schnell die Oase Tajura und rollen dann flott auf der Via Balbia bis
Leptis Magna, alles in allem knapp eineinhalb Fahrstunden. Über Mikrophon Vortrag über die Geschichte Tripolitaniens
(frühe Völkerschaften, Punische Kriege, Rom, Numider, Septimus Severus, um so einen geschichtlichen Rahmen für Leptis Magna,
Sabratha und die Sammlung des Nationalmuseums zu schaffen). Eintritt in unmittelbarer Nähe des Triumphbogens des Septimius Severus,
wo sich Cardo und Decumanus kreuzen. Hadrianische Thermen, Marktgebäude, Kolonnadenstraße, Severisches Forum und Basilika,
altes Forum und vom Hafen zu den Marktgebäuden und zum Theater. Mittagessen im Restaurant neben dem Museum, gut und schnell.
Nachmittags Rundgang im Museum mit durchweg - auch während des Ruinenrundgangs - guten Erklärungen durch Jihad. Mit dem Bus
abschließend zum Amphitheater. Rückfahrt mit Ankunft gegen 19 Uhr. Es fing an, dunkel zu werden. Abendessen im Rennbahn-Restaurant,
Couscous mit Fisch. Auch hier alles perfekt.
3. Tag, Fr, 24.3.06: Sabratha
Auch heute eine Programmumstellung, denn morgen spätnachmittags oder abends soll der Flug nach Bengazi erfolgen, daher naheliegend,
an diesem morgigen Tag sich auf Tripolis zu konzentrieren. Heute also unser Tagesausflug nach Sabratha. Auch diesen wollen wir zu
einem kompletten Ganztagesprogramm ausbauen. Hinfahrt über die Zweite Ringstraße und nach einer guten Stunde Ankunft in Sabratha.
Unterwegs Stop für einen Früchteeinkauf durch die Teilnehmer. Wir begannen mit den beiden Museen. Das Hauptmuseum war nur mit einem Raum,
der die großen Mosaiken zeigt, geöffnet, das übrige wegen Einsturzgefahr des Daches gesperrt, Rundgang durch das Punische Viertel
und die großen Tempel jenseits der Byzantinischen Stadtmauer. Gegen 12 Uhr waren wir an den See-Thermen, die uns in der heißen
Mittagssonne Sitzgelegenheit boten. Hier ein Vortrag über die neueste Geschichte Libyens seit der Kolonisierung durch die
Italiener 1911 bis in die Gegenwart Hauptthema natürlich Gadafi, jede Menge Zwischenfragen auch an Jihad. Mittagessen in einem
Restaurant in der Stadt, es gab wieder Fisch, gut. Die vier notorischen Nicht-Fischesser erhielten wieder einmal ein Steak.
Nachmittags nochmals auf das Ruinengelände: Theater, dann zum Isis-Tempel und einen knappen Kilometer durch wildes Gelände
auf einem Pfad zum Amphitheater. Dieses eine große Überraschung, denn im Gegensatz zum „geleckten“ perfekten Amphitheater in
Leptis Magna hier kaum Restaurationsarbeiten. Wieder gegen 19 Uhr im Hotel. Abendessen in einem vornehmen Restaurant im
Italienischen Viertel am Midan al-Jazir gegenüber der ehemaligen italienischen Basilika, heute die Hauptmoschee. Hervorragendes Essen,
sehr gute Bedienung, jeder war mehr als happy, viel gelacht -, trotz ohne Alkohol.
4. Tag, Sa 25.3.06: Tripolis - Benghazi
Heute fuhren wir erst um 9.30 Uhr ab, die Damen verlangten Zeit für Haarwäsche etc. Ein fast dreistündiger Rundgang im Nationalmuseum,
Jihad erklärte hervorragend, hier war er ganz in seinem Element. Die Exponate sind allerdings auch überwältigend. Gegen 1 Uhr gingen
wir 300 Meter, an der Zitadelle und an der Nationalbank auf der Uferseite, entlang zu einem Restaurant, das vollen Blick auf die
Hafenanlagen gewährte. Wieder Fisch, jeder war zufrieden. Anschließend wünschten die meisten einen nochmaligen Rundgang unter der
Leitung von Jihad durch die Kasbah mit Schwerpunkt auf Einkaufsmöglichkeiten. Da heute Abend der Flug nach Benghazi um 21 Uhr von
der ehemaligen US-amerikan. Wheelus Field Airbase, ganz in der Nähe unseres Hotels, erfolgen sollte, mussten wir das Abendessen bereits
sehr früh terminieren. Wir hatten das Hotel bereits mit fertig gepacktem Gepäck verlassen, so dass wir nicht mehr zum Hotel zurück mussten.
Für 18.30 Uhr hatten wir einen Treffpunkt für unseren Bustransfer zu unserem Restaurant vor der Zitadelle vereinbart, jeder war
dann auch da, und wir spiesen vornehm und unter Beifall aller wieder in einem Restaurant am Midan al-Jazir. In der Zwischenzeit war
der Bus mit unserem Sicherheitsoffizier und Jihad zum Flughafen gefahren, hatte dort das Gepäck ausgeladen und Jihad holte uns dann
gegen 19.30 Uhr vom Restaurant ab. Das Gepäck war zwischenzeitlich eingecheckt, die Bordkarten mit Sitzplatzvergabe, der Abflug pünktlich.
Vorm Besteigen des Flugzeugs musste jeder sein Gepäck identifizieren, wobei es gelang, die vorher im Autobus abgestellten
Handgepäckstücke noch rechtzeitig herauszufischen und sie mit in die Kabine zu nehmen. Üppiges Trinkgeld, Herr Schmidt händigte -
verbunden mit einigen herzlichen Worten - sowohl Jihad als auch unserem Fahrer jeweils einen dicken Geldumschlag aus.
Der Abflug pünktlich, ein Bouraq-Linienflug mit einer Boeing 737-300, die von Karthago Airlines gechartert war, natürlich jeder Platz
besetzt. Der Flug eine knappe Stunde - anders also als die mehr als 14 Fahrstunden für die 1.000 km lange Via Balbia von Tripolis
bis Benghazi. Kleiner Imbiss und Softdrink an Bord. Beim Abflug hatten wir schon Khaled, unseren neuen Führer, kennengelernt,
denn Jihad konnte uns nicht weiter begleiten. Khaled wirkte ein wenig ungepflegt, fettiges Haar, ein kugelrundes Berbergesicht,
seine knapp 2 m Lebendgröße überall gut gepolstert, na, wollen mal sehen, wie es so weitergehen wird. Also Ankunft in Benghazi
so gegen 22 Uhr, Gepäck und Beladen des Busses sehr schnell. Nach den drei kontinuierlichen Hotelnächten in Tripolis jetzt also
drei ebenso kontinuierliche Nächte in Benghazi. Unser Bus war extra - wegen der Mangelsituation aufgrund der Sonnenfinsternis -
aus Alexandria mit einem ägyptischen Fahrer angefahren worden. Wir erhielten eine Polizei-Eskorte, die uns bei jeder Ampel auch bei
rot kreuzen ließ. Das OUZO Hotel deutlich eine Klasse besser als unser Hotel in Tripolis. Der Check-In wurde in einigen Minuten erledigt,
es war dann aber auch schon nach 23 Uhr.
5. Tag, So 26.3.06: Cyrene - Apollonia
Auch hier wurde die Tagefolge umgestellt, um eine gewisse logistische Harmonie in unser Programm hereinzubringen. Wir werden am Dienstag
eine sehr lange Anfahrt von Benghazi in die Oase Jalu haben. Also liegt es nahe, den heutigen Tag als „Strapazentag“ vorwegzunehmen,
d.h. den Ausflug zum alles in allem 270 km entfernten Cyrene und Apollonia, und dann nochmals die 270 km zurück, vorzuziehen,
um dann morgen einen etwas programmleichteren Tag vor dem Transfer in die Oase Jalu zu haben. Abfahrt um 8 Uhr, der Weckdienst des
Hotels war entsprechend geordert worden. Während der langen Hinfahrt nach Cyrene ein Mikrophon-Vortrag über die Geschichte der Kyrenaika
mit allen ihren komplizierten Windungen. Nicht jeder Battos und nicht jeder Arkesilaos wurde im Detail geschildert, doch wurde der
enge Bezug zu Griechenland vor allem Kreta, zu den gemeinsamen Mythen, herausgestellt. Wir waren etwa um 10.15 Uhr in Cyrene angekommen,
durchfahrend und nur mit einem Pinkelpause in freier Natur. Am Eingang in die Oberstadt wartete Ali Mohammed, ein englischsprachiger
Führer für Cyrene und Apollonia, auf uns. Khaled habe allerbeste Erfahrungen mit Ali bisher gemacht. Die Führung dauerte etwa 3 Stunden,
in gutem und klarem Englisch. Wir gingen die bekannte S-Kurve von oben nach unten, das Caesareon, Odeon, die weitflächige Villa des
Jason Magnus, Agora, von hier Abstieg - die Akropolis haben wir uns geschenkt - zur Prozessionsstraße und zur Apollon-Quelle.
Die Kalkbrennöfen, der Apollo-Tempelbezirk, dann zum Amphitheater. Gegen 14.15 Uhr im Restaurant zum Mittagessen. Danach Auffahrt
zum Zeus-Tempel und den Jebl Akhdar hinunter nach Apollonia, wo wir gegen 16.30 Uhr ankamen. Auch in Apollonia die Führung durch Ali,
hier musste ein wenig aufs Tempo gedrückt werden, also einmal von Westen nach Osten, bis zur Ost-Basilika, Palast des byzant. Stadthalters,
die römischen Gräber und die Zentralbasilika, und es war so etwa 17.45 Uhr, als wir unsere Rückfahrt antraten. Wir wollten unbedingt
noch Ghasr Libia und seine Mosaiken sehen. Knapp vor 19 Uhr kamen wir hier an, der Wärter wollte schon den Schlüssel abziehen,
die Dämmerung war angebrochen, die Mosaiken im Schnelldurchgang, dann die urtümliche Westkirche, schon im Halbdunkel, und die Ostkirche,
wo 1957 die Mosaiken gefunden wurden. Schon in der Dunkelheit fuhren wir weiter. Um 21.30 Uhr Ankunft im Hotel, jeder hatte bereits
ein gutes Stündchen Schlaf im Bus. Wir trafen uns nach wenigen Minuten alle im Restaurant, wir hatten eine ganze gedeckte Ecke für
uns und noch volle Büffet-Tische. Dieser Tag war sehr lang, fast 14 Stunden, und er hatte natürlich an die Kondition und Nerven der
Teilnehmer gezerrt. Dennoch alle übereinstimmend, dass es ein wundervoller Tag gewesen sei.
6. Tag Mo, 27.3.06: Benghazi - Ptolemais - Tocra
Der heutige Tag sollte also programmäßig etwas leichter angelegt werden. Um 9 Uhr Abfahrt, kurze Stadtrundfahrt durch Benghazi,
gut eineinhalbstünd. Rundgang auf dem Basar und auf dem Gemüsebasar. Gegen 11 Uhr kam Khaled mit der Idee, sich das Mittagessen in
einem türkischen Restaurant als Lunchpaket präparieren zu lassen, da es nicht genügend Restaurant-Kapazität in Ptolemais,
erst recht nicht in Tocra gebe. Er habe diesen Lunch schon geordert, wir müssten nur hinfahren und ihn abholen.
Bei dieser Gelegenheit könnten wir auch für alle das Problem der anstehenden Pinkelpause lösen. Nun, der Aufenthalt im Restaurant
dauerte eine gute Stunde bis alle gepinkelt hatten und bis die Küche die Lunchpakete fertiggestellt hatte. Also fuhren wir
ziemlich exakt um 12 Uhr mittags ab, waren um 13.20 Uhr in Ptolemais, wo wir auf mindestens zwölf andere große Busse stießen.
Wir nahmen unser Lunchpaket, setzten uns auf die Steinbänke vor dem Museum und legten unser Lunchpaket auf die Steinplatten.
Ganz gemütlich, urig, tatsächlich eine recht praktikable Lösung und gegen 13.30 Uhr unser Rundgang auf dem Ruinenfeld.
Dieses enttäuscht den Besucher zunächst einmal, denn man geht einige hundert Meter über Steine und spärlichen Rasen und kaum
sind irgendwo Ruinen auszumachen Doch dann standen wir vorm Konstantin-Triumphbogen, gingen von hier zur römischen Villa des
Jahreszeitenmosaiks, dann zum Odeon, von hier zur Agora und stiegen hinab in die mächtigen Zisternen. Zum Schluss der Säulenpalast,
wirklich sehr beeindruckend, und Rückgang mit anschließendem Museumsrundgang, wo sich wirklich einzigartige Marmorstatuen und
Großmosaike befinden, darunter die Reliefs des Mänaden-Brunnens. Es war 16 Uhr, und wir fuhren die 37 km auf der „geraden Straße“
zurück nach Tocra. Der Besuch von Tocra wurde diskutiert, da wir ja heute Abend noch eine Informationspräsentation über die
Sonnenfinsternis erleben wollten. Doch bestanden alle auf dem Besuch von Tocra. Hier ein kreisartiger Rundgang, Ostbasilika,
Kasr del Capitello Mistilineo, der Decumanus, unterhalb von ihm die Bäder, Kasernen, das Gymnasion. Auf das Museum wollten dann
alle verzichten. So konnten wir um 17.15 Uhr unsere Rückfahrt antreten, Ankunft in unserem Hotel 18.30 Uhr. Um 19.15 Uhr wollen
wir uns im Vortragssaal treffen. Die Einführungsvorträge durch Herrn Schmidt und Herrn Meissen sehr instruktiv. Beim Abendessen
rege Aussprache. Um 22.30 Uhr zu Bett.
7. Tag Di, 28.3.06: Solar Eclipse Camp
Um 8 Uhr sollte die Abfahrt sein, bereits um 8.10 Uhr bewegte sich tatsächlich unser Bus. Stau bei der Ausfahrt aus Benghazi vor
der Universität, doch dann rollten wir auf der Autobahn, verschiedene Ortschaften passierend, zum 158 km entfernten Ajdabya,
ein weitläufiges trostloses Nest, Zielpunkt verschiedener Wasserrohrlinien (GMMR-Projekt) und der Ölleitung aus dem Jalu-Gebiet.
Ziemlich kompliziert, sich hier herauszufinden, und wir mussten uns einem Eskortwagen, ein Hiesiger, der uns gerne half, anvertrauen.
Da unser Bus bis hierher und dann auch noch weiter während des Tages 130 km/h fuhr, fraß er nur so die Kilometer in sich hinein.
Die Straße weiter zur Oase Jalu wurde uns als schlecht angekündigt, doch war sie in den meisten Passagen recht passabel,
also meist wieder 130 km/h. 227 km waren es bis Awjilah, einem der Hauptorte der Jalu-Oase, das wir bereits gegen 13 Uhr erreichten.
Vorher zwei Fotostops, eine Kamelkarawane. Die Oase mit weitläufigen Palmenplantagen, die meist neu angelegt waren,
durch einen Zaun aus Palmwedeln nach allen Seiten hin geschützt. Vom Ort Jalu waren es dann nochmals 95 km, auf der Straße nach Kufra,
Al Jawf und zum Jebl al‘Uwaynat an der Grenze nach Ägypten. Also nochmal der letzte Abschnitt im gewohnten Tempo.
Abbiegen nach rechts und 8,4 km auf Piste bis zu unserem Lager. Unser Lager war eine absolute Überraschung.
Alles recht ordentlich, systematisch in verschiedene Bereiche aufgeteilt. Ali Saidi selber kümmert sich um 966 Teilnehmer.
Die Zelte etwa 6 x 6 m und in großzügiger Mannshöhe mit einer oder zwei Matratzen auf einer Bastmatte. Wir konnten unsere Zelte
sofort beziehen, kein Zeitverlust. Diese methodische Vorbereitung war wirklich eine Überraschung. Unser Mittagessen hatten wir
während der Busfahrt, nachdem Khaled frisches Brot in Ajdabya gekauft hatte, zu uns genommen. Unterwegs fanden wir keinen akzeptablen
Picknick-Platz, und so wurden Brot, Käse, Joghurt, Tomaten improvisiert während der Busfahrt eingenommen. An Getränk gab es Wasser,
verschiedene Säfte, den Thunfisch aus der Büchse mussten wir mit Fingern herausklauben.
Von allen akzeptiert, brachte es uns doch früher ins Camp. Jeder machte es sich behaglich.
Es gab zwei große Zelt-Restaurants die jeweils etwa 500 Teilnehmer an großen Rundtischen fassten, die Essensvergabe per Büffet,
was dann zu ungeheuren Warteschlangen führten, die jedoch zum gegenseitigen Kennenlernen und zur Konversation genutzt wurden.
Es gab verschiedene Schauzelte, kostenloses Internet bei der Libyan Telecom, kostenlose Bücher über Libyen in einem Verlagszelt.
Imposant die lange Reihe von WC-Kabinen, die durch einen durchgehenden Wasserkanal miteinander verbunden waren,
zwar die ganze Pracht des Ausgeschiedenen zeigten, jedoch durch chemische Bearbeitung jeglichen Gestank verhinderten.
Das war gut gemacht, große Papierrollen waren auch da, und einmal 6 und dann links nochmal 7 Waschbecken nebeneinander,
wenn diese dann auch nach eineinhalb Tagen ihren Geist aufgaben: kein Wasser und die Schrauben ausgeleiert.
Insgesamt war jeder enthusiasmiert, der Blick auf den Abendhimmel zeigte die strahlenden Sterne ohne alle Wolken.
Wir freuten uns alle auf die morgige Eclipse. Das Dinner-Büffet war wie üblich in Libyen: Libyen Soup, verschiedene Fleischsorten, Reis, Couscous etc.
Wasser stand auf jedem Tisch, Softdrinks konnte man sich kostenlos aus einem Eisschrank nehmen.
Wir waren als erste dran, doch wer später kam, musste mit einer Wartezeit von rund einer Stunde rechnen.
Spätabends dann, so etwa ab 23 Uhr, ein fünfteiliges Feuerwerk, am Südrand unseres Camps eine Tanzaufführung, wohin doch nur wenige unserer Gruppe gingen,
Gadhafis Sohn im weißen Gewand auf einem silbernen Stuhl soll wohl auch in der ersten Reihe gesessen haben.
Viele hatten sich in ihr Zelt begeben, wollten einschlafen, doch weckte uns immer wieder dieses Feuerwerk,
als würden die Raketen unmittelbar neben unseren Zelten abgeschossen. Dennoch, so gegen Mitternacht fielen die Augen endgültig zu.
Glücklicherweise hatte man uns vorher einen Daunenschlafsack gegeben, und diesen haben wir auch wirklich benötigt, denn nachts wurde es empfindlich kalt.
8. Tag Mi, 29.3.06: Sonnenfinsternis
Nach dem Frühstück begannen die Vorbereitungen für die Sonnenfinsternis. Ein Tisch wurde etwa 300 Meter westlich aus dem Camp getragen, dazu Stühle.
Unsere Gruppe traf sich dann unmittelbar neben zwei Militärzelten, wobei es zu einer freundlichen Begegnung mit den Soldaten (gegenseitiges Fotografieren) gekommen ist.
Etwa 80 Minuten vor Eintritt der totalen Sonnenfinsternis die sog. „erste Berührung“, dann das Warten auf die Totale.
Unsere Gruppe war gut ausgestattet, mit opulentem Fernrohr, mit Temperaturmesser und allem möglichen,
GPS natürlich auch - tatsächlich waren wir exakt auf der Zentrallinie - und man verfolgte nun die einzelnen Phasen.
Totale, Corona und Protuberanzen und dann die laufenden Mondschatten, Abkühlung und Verdunklung - die vielen hier in der Wüste zu hell erschien - erzeugten Spannung.
Plötzlich war Venus zu sehen -, Merkur leider nur mit dem Fernrohr - und dann löste sich die stark aufgelaufene Spannung,
als beim Verlassen des Mondes aus der Totale der Diamantring auftrat und dann die nochmals 80 Minuten bis zur „zweiten Berührung“ hinter uns gebracht wurden.
Herr Meissen, einer der profilierten Experten in unserer Gruppe, rannte dann mit seinen geschossenen Bildern zur Telecom-Zentrale,
um sie weltweit zirkulieren zu lassen, Später erfuhren wir dann, dass die Beobachtungsplätze bei Tobruk, in Ägypten und in der Türkei, auch wolkenfrei gewesen sind.
Die meisten in unserer Gruppe waren „Mehrfachtäter“, für Herrn Hermes war es bereits die elfte Totale - und sie meinten,
dass sie eine so fantastische Eclipse bisher selten erlebt hätten. Kein Zittern um mögliche Wolken, die im Umfeld darauf lauerten,
einem die Totale zu verderben, keine anderen Störelemente, schlechthin ideale Bedingungen.
Gegen 18 Uhr trafen wir uns dann vor unseren Zelten, Khaled hatte da ungefähr 3 Liter selbstgebrannten Feigenschnaps besorgt.
Jeder erhielt seinen Anteil, und keiner sagte nein. Die Hochstimmung erfuhr damit noch einen i-Punkt, und alle beschlossen,
sich sodann mit Vornamen und per Du anzureden, was vorher nur für bestimmte Regional-Sektionen gegolten hatte.
Jeder stellte sich kurz vor, und danach langte es gerade noch, den Sonnenuntergang zu erleben. Das Büffet-Dinner wie am Vorabend,
allgemeine Müdigkeit, glücklicherweise kein Feuerwerk mehr, doch hörten wir in naher Ferne zwei oder drei Tanz- und Gesangsgruppen.
darunter eine Tuareggruppe aus Ghat. Gegen 23 Uhr verkroch sich jeder in sein Zelt.
9. Tag Do, 30.3.06: Tripolis
„Junko“, Junkermann, hatte den Weckdienst übernommen.
Um halb sechs Uhr wollten wir mit dem Bus losfahren, denn um 8 Uhr sollte von der Flugpiste Jakharrah, am Nordostrand der Jalu-Oase, unser Charterflug gehen.
Ursprünglich war vorgesehen, mit dem Bus zurück nach Benghazi zu fahren, also rund 7 Stunden, und dann den Spätnachmittags- oder Abendflug nach Tripolis zu nehmen.
Mit dieser Programmänderung war jeder mehr als einverstanden. Unser Bus blieb dann im Ort Jalu plötzlich stehen, der Dieselvorrat war zu Ende gegangen.
Der Fahrer lief zur nächsten Tankstelle, etwa 1 km entfernt, kam mit einem Kanister wieder, so dass wir wenigstens zum Auftanken fahren konnten,
und dann in schnellem Tempo - wir hatten etwa 45 Minuten verloren! - an der Flugpiste ankamen, so etwa 7.30 Uhr.
Gleichzeitig mit uns war auch das Charter-Flugzeug, eine Boeing 737-200 der Air Libya gelandet.
Ein augenscheinlich übersehbares Durcheinander beim Check-ln, es drängte sich auch eine große schweizer Gruppe, Amerikaner, Engländer.
Das Flugzeug war bis zum letzten Platz besetzt und verließ mit einer halben Stunde Verspätung die Oase.
Die Flugzeit eineinhalb Stunden, also Ankunft in Tripolis 10 Uhr, wieder im ehemal. amerikan. Militärflughafen.
Von hier nur ein knapper km zu unserem Hotel BLUE SHIP. Wir waren als erste da und konnten gleich unsere Zimmer beziehen.
Um 1 Uhr dann Mittagessen im Hotel, um 3 Uhr ein Ausflug in den Vorort Janzur, Besuch des Museums, das eigentlich geschlossen war,
und der freigelegten antiken Felsengräber, die mit prachtvollen Wandmalereien geschmückt sind.
Die Rückfahrt hielt am Grünen Platz vor dem Nationalmuseum, wo die meisten ausstiegen, um einen weiteren individuellen Stadtbummel in Tripolis zu unternehmen
und dann mit der Taxe zum Hotel zu gelangen, für 2 bis 5 Dinar pro Taxi, je nachdem, wie ehrlich der jeweilige Taxichauffeur war.
Um 19.15 Uhr wollten wir uns dann im Hotel zur Abfahrt in ein in der Nähe gelegenes Restaurant am Fischmarkt zum Abendessen treffen,
und alle bis auf drei nahmen daran teil. Fischsuppe und Schwertfisch, dazu Gemüse- und Homus-Teller, waren vorzüglich,
doch waren wir aufgrund des zu frühen Aufstehens heute Morgen anschließend reif fürs Bett.
10. Tag, Fr, 31.3.06: Fahrt nach Ghadames
Für 8 Uhr war die Abfahrt geplant, um 8.15 Uhr rollte der Bus. Über die Parallelstraße zur Flughafen-Autobahn, dann über Al Aziziyah auf
zweispuriger Straße, bei wenig Verkehr, unterhalb des Jebl Nafusa, bis Qasr al Haj, das einen Kilometer abseits liegt. Ein imposanter
Getreidespeicher, der erste heute. Gegen 12.30 Uhr waren wir in Nalut, steile Auffahrt in Spitzkehren, gepflastert mit Gadhafi-Zitaten
aus dem Grünen Buch. Nalut wirklich sehenswert: uralte Ölpressen, eine der ältesten Moscheen, ein labyrinthartiger Getreidespeicher.
Danach 22 km im Kreis gefahren und uns dabei doch nur 3 km Luftlinie von Nalut entfernt, Mittagessen an der Tankstelle, wo sich
natürlich jede Touristengruppe nach oder von Ghadames einfand. Essen einfach, doch schneller und freundlicher Service.
Bis hierher 282 km, bis Sinawin (Pinkelpause) weitere 100 und dann nochmals 134 km (längere Pinkelpause) bis zur Oase Dirj.
Ankunft in Ghadames um 18.30 Uhr, nach insgesamt 585 km. Durch die westliche Lage der Stadt Sonnenuntergang fast eine Stunde
später als in der Cyrenaika. Check-In im DAR Hotel, gut vorbereitet, innerhalb von wenigen Minuten. Ein deutschspr.
Vize-Direktor empfing uns. Jeder war begeistert von der Qualität dieses ganz neuen Hotels. das erst im Februar 2006 von einem
Sohn Ghadafis feierlich eröffnet worden war. Um 20 Uhr Abendessen, der Küchenchef hatte 20 Jahre in Deutschland gearbeitet,
Köfte und gebutterte Stampfkartoffeln. Gegen 10 Uhr alle in ihren Zimmern, die geschmackvoll eingerichtet waren. Bisher das
beste Hotel auf dieser Tour.
11. Tag Sa, 1.4.06: Ghadames
Heute sollte ein örtlicher deutschsprachiger Führer mit uns gehen, doch war wohl eines seiner Kinder über Nacht erkrankt und er konnte nicht erscheinen.
Dafür Mahmut, exzellent englischsprechend und von großem Wissen, einnehmende Persönlichkeit.
Der faule Khaled wusste sich dann nach der Busankunft am Museum schnell aus dem Staub zu machen,
angeblich um den Koffergriff von Dr. Junkermann zu reparieren - was natürlich, heute Feiertag? - nicht zustande kam.
Mehr noch, er hatte uns nicht darauf hingewiesen, dass wir nach dem Museumsbesuch den Bus nicht vorfinden
und dann direkt unsere Tour durch die Altstadt beginnen würden. Ärger bei Frau Hermes und Frau Miller, da kein Sonnenhut etc.
Die fünf Sektionen des Museums, danach eine Shoppingpause auf dem Touristenmarkt am Museum. Um 10.30 Uhr begann unser Altstadt-Rundgang.
Es waren etliche andere Gruppen unterwegs, dennoch ein eindrückliches Erlebnis. Um 1 Uhr, nach dem Besuch des Maulbeerbaum-Platzes,
teilten wir uns auf in 15 und 11 Teilnehmer die in zwei traditionellen Häusern ihr Couscous-Mittagessen einnahmen.
Schuhe mussten ausgezogen werden, das Essen reichlich, doch nicht jedem behagte der Schneidersitz auf dem Teppich oder auf niedrigen Kissen.
Dennoch alles positiv, anschließend Rückfahrt ins Hotel, wo uns zwei gute Stunden für eine Siesta blieben.
Der Tag sehr heiß, in der Altstadt natürlich sehr viel Staub, doch am Spätnachmittag hatte sich die Hitze etwas gelegt.
Um 17 Uhr warteten acht Geländewagen auf unsere Gruppe vor dem Hotel. Statt 9 waren nur 8 Landcruiser gekommen, und 8 x 4 sind eben nur 32 Plätze.
Herr Greiling bot sich sofort an, nicht mitzufahren, Herr Vogt wollte hinten im Gepäckraum sitzen,
Wilder und Walthert, unser Romeo & Julia-Pärchen, setzte ich auf eine durchgehende Vorderbank rechts,
und auch der dicke Khaled musste sich hinten im Fond eines Landcruisers breitmachen, was ihm überhaupt nicht passte.
20 Minuten später erschien der Pickup eines Tuareg, der mit seinem dreijährigen Sohn sich uns anbot.
Der Reiseleiter und Frank Greiling folgten den andern, die in Ras al-Ghul, der Berberfestung Sedemus, vermutetet wurden.
Sie waren gerade beim Abstieg, Umsetzen in den Fahrzeugen, Wilder & Walthert kamen in den Pickup, Vogt erhielt einen Vordersitz, nur Khaled blieb hinten sitzen.
Von hier zu den hohen Wanderdünen an der algerischen Grenze Aufstieg zum höchsten Dünenkamm, um von hier aus den Sonnenuntergang zu erleben.
Fast alle stiegen auf, der Sonnenuntergang war wunderschön. Um 21 Uhr waren wir wieder im Hotel, Abendessen, diesmal Gulasch und Bratkartoffeln.
12. Tag, So, 2.4.06: Ghariyan
Da die Entfernung wieder im Bereich von 650 km liegt, Abfahrt wieder um 8 Uhr morgens, woraus dann 8.15 Uhr wurde. Die 100 km bis zur
Oase Dirj nahezu im Halbschlaf. Die Oase selber außerordentlich pittoresk, wir besuchten nicht die aufgegebene Altstadt,
sondern den inmitten eines riesigen Palmenwalds belebten heutigen Ort. Pinkelpause im Straßencafé am Nordrand von Dirj,
und dann fuhren wir in einem Rutsch die 200 km über Sinawin bis nahe Nalut. Hier wieder Mittagessen im Tankstellen-Restaurant,
wir waren um 12.30 Uhr die erste Gruppe, und das Mittagessen war in einer Stunde beendet. Direkt abzweigend von der Tankstelle
dann die Nafusah-Straße, auch diese in allerbestem Zustand, und wir fuhren über die Hochebene bis zur Abfahrt nach Kabaw.
Hier unsere dritte Nafusah-Speicherburg, eigentlich die schönste von den dreien, die wir bisher gesehen hatten. Schön restauriert,
hier eine Gruppenaufnahme. Vorher die Besichtigung der alten Ölpresse. Weiterfahrt nach Yefren, Besuch einer ehemaligen Synagoge
mit dichter Beschriftung der Oberdecke - vor allem auch in hebräisch. Pinkelpause im Hotel, das einst als italienisches Fort diente
und 18 recht passable Zimmer hat. Blick von hier in die Tiefen Tripolitaniens. Abschließend einstündige Fahrt nach Ghariyan,
wo wir um 18.30 Uhr ankamen. Das Hotel etwas heruntergewohnt, es funktionierten Elektrizität und/oder Wasser in verschiedenen Räumen
nicht - konnte nachgebessert werden. Um 20 Uhr Abendessen an einem langen Tisch nur für unsere Gruppe. Anschließend versuchten
einige einen Spaziergang, der jedoch wegen der Lage des Hotels in der Dunkelheit kaum etwas bot.
13. Tag Mo, 3.4.06: Rückflug - Ankunft
Um 9 Uhr Abfahrt, wir besichtigten die Trogdodyten-Behausungen in einem tiefen Erdloch in Ghariyan, zu denen wir auf einer Treppe
hinabsteigen konnten. Ein absolutes Besichtigungs-Muß! Nach der steilen Abfahrt von den Nafusah-Bergen in die Ebene, ähnlich attraktiv
wie diejenige in Nalut, ein fast kilometerlanger Keramikbasar an unserer Straße kurz vor Al Urban. Kaufpause, dann direkt zum Flughafen,
wo wir um 11 Uhr ankamen. Der Abflug sollte um 13.25 Uhr sein, also meinten wir, genügend Zeit zu haben. Doch hatte Lufthansa nur 2
Schalter, der Flug war bis auf den letzten Platz besetzt, ein chaotisches Geschiebe. Eine der Counter-Angestellten sammelte alle Pässe
und Tickets Unserer Gruppe ein für einen Gruppen-Check-In, der dennoch eine gute Stunde erforderte. Es war so ziemlich zehn Minuten
vor Abflug, als unsere letzten zwei Teilnehmer auf das Flugzeug sprangen. Der Service an Bord sehr freundlich, ein Mittagessen,
nach 13 „trockenen“ Tagen (wenn man einmal von dem kleinen Eclipse-Umtrunk absieht) zum ersten Mal wieder Wein und Alkohol.
Keiner hatte dies als abträglich empfunden. Abflug pünktlich, ich verabschiedete mich kurz vor der Landung im Flugzeug von jedem
Teilnehmer. Die meisten Teilnehmer flogen innerdeutsch weiter.