Einleitung
Kristallisationspunkt dieser Reise war die Jahrestagung der Gesellschaft für Archäoastronomie,
die in Hamburg, 30.9. bis 3.10.2017, stattfand. Da die Vorträge und Forschungsergebnisse in einem Tagungsband
veröffentlicht werden, gehe ich im folgenden Reisebericht nicht darauf ein, sondern verweise auf
die geplante Publikation.
Um die Tagung herum veranstaltete Wissenschaftsreisen am 30.9. ein halbtägiges Vorprogramm bzw. ein mehrtägiges
Nachprogramm, 3.9.-5.10.2017, über die der folgende Bericht informiert.
|
Die Zeitalter - Archäologisches Landesmuseum Schloß Gottorf. Foto: 2014.
|
Archäologischer Wanderweg
bei Fischbek
Wir beginnen den Tag mit einer Fahrt zum Archäologischen Wanderweg bei Fischbek am südwestlichsten
Hamburger Stadtrand, am Falkenbergsweg. Das Wetter bleibt trüb und neblig, zwar fällt
kein Regen, aber die hohe Luftfeuchtigkeit gibt der Natur und unserem Waldrundgang etwas mysthisches.
Das weiträumige Areal von urgeschichtlichen Bestattungsplätzen ist die größte zusammenhängende
Gruppe archäologischer Denkmäler auf Hamburger Gebiet. Über 170 Fundstellen sind hier durch
Geländeaufnahmen und Ausgrabungen bekannt geworden. Dazu gehören 30 Grabhügel unterschiedlicher
Größe, ein Urnenfriedhof und eine Wallanlage mit vorgelagerten Graben. Die Grabhügelfelder und
der Fischbeker Urnenfriedhof zeigen auf anschauliche Weise die Grabformen und Bestattungsriten
von der Jungsteinzeit bis in die Zeit um Christi Geburt.
Der Einstieg in den Rundweg kann von allen Richtungen aus erfolgen, da er frei zugänglich
im Wald liegt. Gelegentlich wurde aus dem Rundweg für uns ein Suchspiel, da mitunter die Beschilderung
fehlte und die Waldwege unsere pfadfinderischen Fähigkeiten herausforderten. Nicht alle elf
Wanderstationen entdeckten wir. Schautafeln erklären die Bodendenkmale und was sich
hinter den Objekten verbirgt. Einige Hügel wurden in ihren ursprünglichen Zustand wieder
hergestellt, andere zwischen Jesteburg und Lüllau ausgegraben und hierher versetzt. Es ist
ein Lehrpfad über vier Kilometern Länge, der 1974 vom Helms-Museum angelegt wurde.
Tabelle mit den 11 thematischen Stationen des Archäologischen Wanderpfads Fischbek:
- 1. Zeitraffer – Archäologische Denkmäler der Fischbeker
- 2. Glaubensbekenntnis – Gräber der Bronze- und Eisenzeit
- 3. Goldgräberstimmung – Zerstörter Grabhügel der älteren Bronzezeit
- 4. Blickfang – Grabhügel der älteren Bronzezeit
- 5. Wiederverwendung – Ehemaliges Großsteingrab der Jungsteinzeit
- 6. Fundgrube – Lehm- und Mergelkuhlen des 18./19. Jh
- 7. Restbestände – Doppelgrabhügel der Stein- und Bronzezeit
- 8. Spurensuche – Rekonstruierter Doppelgrabhügel der Stein- und Bronzezeit
- 9. Aufhebenswertes – Rekonstruierte Bestattungen der mittleren Bronzezeit
- 10. Grabesstille – Grabhügel der Bronzezeit
- 11. Sinneswandel – Bestattungsplatz der Bronzezeit
|
Ein Doppelgrabhügel der Stein- und Bronzezeit (Station 8)
|
Wir trafen zuerst auf die
Station 8, ein rekonstruierter Doppelgrabhügel der Stein- und
Bronzezeit, also aus zwei aufeinander folgenden Epochen: Jüngere Schichten liegen gewöhnlich
über den älteren. So zeigte eine seitliche Erdüberlagerung an diesem Grabhügel aus der jüngeren
Steinzeit, dass er in der älteren Bronzezeit einen Anbau mit einem weiteren Grab bekommen hatte.
Viele andere archäologische Denkmäler sind mit
der Zeit zerstört worden, nicht unbedingt aus böser Absicht. Manchmal störte ein Hügel bei
der Feldarbeit, war beim Bau von Gebäuden und Wegen hinderlich, oder man wollte Baumaterial
wie Sand und Steine, anderweitig verwenden. Wichtige Zeugen einer vergangenen Kultur gingen
so unwiderbringlich verloren.
Bei der
Station 9 fällt der Blick ins Innere dieses Grabhügels aus der mittleren Bronzezeit
(1200-1100 v. Chr.) und ist auch ein Blick auf das Leben der Bestatteten. Häufig sind die Überbleibsel
in den Gräbern das einzige Material, mit dem wir die Toten (zumindest im Geiste) wieder auferstehen
lassen. Mit etwas Glück können Kleidung, Berufe oder die soziale Stellung rekonstruiert werden.
|
Aufhebenswertes – Rekonstruierte Baumsargbestattung der mittleren Bronzezeit ohne
aufgeschütteten Grabhügel und mit jüngerer Nachbestattung (Station 9).
|
Hier wurden zwei Menschen beerdigt. Von der zentralen Bestattung im Baumsarg blieb nur eine
Pfeilspitze aus Feuerstein übrig.
Die kleine Steinkiste an der Seite wurde später in der jüngeren Bronzezeit angelegt.
In ihr fanden die Ausgräber Reste einer Feuerbestattung. Offenbar wurden die Teile einer
Frauentracht bestehend aus Schmuckgegenständen zusammen mit der Asche der Toten aus den Resten
des Scheiterhaufens gesammelt und in einer Urne begraben. Vermutlich wurde dieses Schmuck auch zu Lebzeiten
getragen und nicht extra für die Bestattung angefertigt. An Objekten anderer Fundorte konnte
man sehen, daß sie lange Zeit in Gebrauch waren.
Gräber sind allerdings kein direkter Spiegel der Lebenden. Ein Pfeil allein macht den Toten
im Sarg noch nicht zum Jäger. Die Bedeutung kann ganz unterschiedlich sein.
Im Laufe der Bronzezeit änderte sich die Bestattungssitte. Zunächst beerdigte man die Toten
in einem Baumsarg unter einem Erdhügel. Später verbrannte man die Toten und streute ihre Asche
in einen Sarg. In einer Spätphase setzte man die Asche in einer Urne bei.
Ein leeres Grab,
Station 7, ist manchmal das einzige, was bei einer archäologischen Grabung
ans Tageslicht kommt. Das bedeutet aber nicht, daß schon bei der Bestattung auf Beigaben verzichtet
wurde. Das Fehlen von Gegenständen kann viele Gründe haben. Teilweise sind Menschen daran schuld,
teilweise äußere Umstände wie der Boden, das Klima und natürlich das Material der Gaben selbst.
|
Restbestände – Rekonstruierter, etwa zwei Meter hoher Doppelgrabhügel der Stein- und Bronzezeit (Station 7).
|
Eine kleine Pfeilspitze aus Feuerstein war der bescheidene Rest aus der unteren Bestattung in
diesem Grabhügel. Die darüber liegende Bestattung (oberer Steinkreis) war fundleer. Eine
derartige Fundarmut kann kann verschiedene Ursachen haben: organisches Material wie etwa die
Leiche, Kleidung, Nahrung, der hölzerne Sarg oder ein Bogen zersetzt sich in sandigem Boden
schnell und vergeht. Dadurch wird der Eindruck vom ursprünglichen Grabinhalt verfälscht.
Auch Menschen können die Reste einer Grabausstattung verändern, sei es durch Grabraub oder
die Zerstörung eines Grabes durch Bodeneingriffe. Selbst Tiere, die ihre Gänge durch das
Erdreich buddeln, können kleinere Objekte verschleppen.
Station 1 informiert allgemein über archäologische Denkmäler in der Fischbeker Heide. Über
viele Jahrhunderte haben Menschen in diesem Gebiet gelebt und ihre Toten bestattet. Das
älteste Grab stammt aus der jüngeren Steinzeit vor 4500 Jahren. Seitdem wurden von der
Bronzezeit bis um Christi Geburt hier immer wieder Gräber und ganze Friedhöfe angelegt.
Jüngere Spuren reichen vom Frühmittelalter bis ins 19. Jahrhundert.
Fast alle geschichtlichen Epochen sind im Gebiet zwischen Heidekrug und Tempelberg
vertreten: die jüngere Steinzeit durch ein Großsteingrab, die ältere Bronzezeit durch
zahlreiche Erdhügel, unter denen man die Toten begrub. Urnengräber der jüngeren Bronze-
und Eisenzeit waren erst nach Ausgrabungen erkennbar.
Aus historischer Zeit stammen ein frühmittelalterlicher Kultplatz am alten Großsteingrab
und Abbaugruben von Lehm und Mergel aus dem 18./19. Jh. Nachdem ein hier ansässiger Bauer
immer wieder auf Scherben urgeschichtlicher Gefäße gestoßen war, fanden schon 1922 erste
archäologische Untersuchungen statt. Als 1973 gab es weitere Grabungen in der Fischbeker
Heide. Die Ergebnisse ermöglichten es, eine Reihe von Denkmälern wieder in ihren
ursprünglichen Zustand zu versetzen und 1974 den archäologischen Wanderpfad anzulegen.
Einen Blick ins Jenseits erlauben uns die Bestattungen vergangener Zeiten wie hier an
Station 2, ein Urnenfriedhof der vorrömischen Eisenzeit, von dem allerdings oberirdisch
nichts zu sehen ist. Die Gräber sind ein Spiegel bestimmter Glaubensvorstellungen und Umgangs
mit dem Tod. Ungefähr 2000 Jahre lang vom Ende der Jungsteinzeit bis zur Zeitenwende
wurden in der Fischbeker Heide Menschen beerdigt. Dabei änderte sich mehrfach die Art und
Weise der Bestattungen.
In diesem Waldstück und auf der angrenzenden Wiese wurden von der späten Bronze- bis
in die jüngere Eisenzeit, zwischen dem 8. Und 2. Jh v. Chr. Gräber angelegt. Die Körper
der Toten wurden verbrannt und die Asche in Urnen beigesetzt. Die ältesten Urnengräber
um 500 v. Chr. angelegt, liegen
unter flachen Erdhügeln. Spätere Urnenbestattungen wurden mit einem Steinpflaster oder
einzelnen Steinen bedeckt. Jüngere Brandgräber hatten lediglich einen einfachen
Steinschutz. Die Grabbeigaben waren insgesamt spärlich, auch wenn Frauen reichlicher
ausgestattet waren.
Und wir fuhren weiter südlich nach Klecken zum Ortsteil Am Walde.
Hünenbett im Klecker Wald
Abfahrt nach Klecken bis kurz vor Bendestorf. Das Hünengrab liegt neben der Landstraße
und ist mit einem Schild versehen und von der Straße einsehbar.
Das Klecker Grab ist 48 m x 6 m groß. Es ist das am besten erhaltene archäologische Denkmal
im Landkreis Harburg. Es ist jedoch nicht nur ein eindrucksvolles Zeugnis des steinzeitlichen
Totenkults. Seine bewegte Vergangenheit zeigt auch, wie nachfolgende Generationen mit diesem
Denkmal umgegangen sind.
|
Hünenbett im Klecker Wald
|
Vor rund 5500 Jahren – und damit lange vor dem Bau der Pyramiden - breitete sich bei den
Menschen in Norddeutschland der Brauch aus, die Toten in Großsteingräbern beizusetzen. Diese
Anlagen nahmen im Lauf der Zeit immer größere Dimensionen an. Schließlich entstanden lange,
mit Erde überhügelte Monumente, die man wiederholt als Grabstätte benutzte. Diese Ganggräber,
zu denen auch das Hünenbett im Klecker Wald gehört, entstanden in der Zeit um 3200 v. Chr.
Nachdem das Grab aufgegeben worden war, verfiel es allmählich. Einige der Umfassungssteine
stürzten um und die ursprünglich in die Zwickel gesetzten Steinplatten, die dem Grab den
Eindruck einer geschlossenen Mauerfront gegeben hatten, brachen auseinander. Vermutlich
im Mittelalter oder in der frühen Neuzeit trugen dann die Bauern der Umgebung das fruchtbare
Erdreich der alten Hügelschüttung ab. Möglicherweise entfernten sie aus der Grabkammer die
Knochen und Grabbeigaben, von denen jedenfalls nichts erhalten geblieben ist. Zuletzt
versuchten Steinschläger einen Teil der Findlinge zu sprengen, um sie zu Baumaterial zu
verarbeiten. Von dieser Tätigkeit, der im 18. und 19. Jahrhundert zahlreiche norddeutsche
Großsteingräber zum Opfer gefallen sind, zeugen rechteckige Schlaglöcher an einigen der
Umfassungssteinen. 1892 wurde das Grab von dem Forstbeamten Schneemann wieder hergerichtet.
Er ließ einige Lücken auffüllen und die umgestürzten Steine wieder aufstellen, wobei der
eine oder andere allerdings nicht an seinen ursprünglichen Platz gelangte. So sind die
beiden als „Wächtersteine“ bezeichneten Blöcke vor den östlichen Ecken des Grabes wohl
Schneemanns Fantasie. Ursprünglich standen sie sicher direkt in der Einfassung des Hünenbetts.
|
So dürfte das Klecker Grab ursprünglich ausgesehen haben
|
100 m nördlich des Großsteingrabes liegt ein stark beschädigter Erdhügel. Eine Probenuntersuchung
des Helms-Museums im Frühjahr 2008 erbrachte den Nachweis, daß es sich dabei um einen Grabhügel
handelt. Er wurde vermutlich in der älteren Bronzezeit errichtet, ein Grab wurde aber nicht
entdeckt. Wahrscheinlich ist dieser Hügel von Steinsuchern durchwühlt worden, die den Steinkranz
am Hügelfuß ausgruben. Auch eine Steinpackung, die im Zentrum des Hügels als Unterbau für einen
Baumsarg angelegt worden sein dürfte, fiel den Steinsuchern zum Opfer.
Wallmuseum Starigard / Oldenburg
Im Wallmuseum werden Herkunft und Einwanderung der Slawen nach Ostholstein, ihre Lebensverhältnisse
im Alltag, ihr Schicksal, die frühere Bedeutung Oldenburgs als Fürstenresidenz und Bischofsitz sowie
heidnischer Kult und christliche Mission dargestellt.
Der Aufbruch der Slawen nach Ostholstein begann ab dem 6. Jh. n. Chr. Sie kamen aus der Ukraine und
südöstlichem Polen in die von den Germanen verlassenen Regionen Ost- und Mitteleuropas. Sie bildeten die Stämme der
Abotriten, Wilzen und Heveller. Im 10. Jh. gründete der deutsche Kaiser Otto d. Gr. in Oldenburg und anderswo
Bischofssitze als Stützpunkte christlicher Mission bei den heidnischen Slawen. Erst nach ihrer
endgültigen Unterwerfung im 12. Jh. verschmolzen die Slawen mit den deutschen Siedlern fast vollständig. Heute
erkennbar in Orts- oder Familiennamen, Keramik und Bestattungen der damaligen Zeit.
Bei soviel kriegerischen Auseinandersetzungen mußte die Bevölkerung geschützt werden. Die von den Slawen Starigard (alte Burg)
genannte Ringwallanlage ist die größte slawische in Schleswig-Holstein. Die Lage der Burg auf einer Moränenkuppe an der engsten
Stelle des Oldenburger Graben bot Schutz vor militärischen Angriffen, aber auch eine günstige maritime Anbindung an den Fernhandel.
|
Ausschnitt von der Wallanlage
|
Die Entwicklung der Wallanlage von Starigard beginnt um 700. Jh. n. Chr. Gegen 800 erfolgte der Ausbau zur Großburg
durch eine zweiten Befestigungsring. Die Bauweise des Walls bestand darin, Holzkästen mit Lehm und Sand zu verfüllen
und zu stapeln.
|
So dürfte der altslawische Tempel von Starigard/Oldenburg vergleichsweise ausgesehen haben. Dies Foto von 2014 zeigt den
Tempel im Archäologischen Freilichtmuseum Groß Raden.
|
Das Gräberfeld des Burgadels entstand um 950 n. Chr., ein Friedhof im Zentrum des Burgwalls. Die meisten der über 100 Gräber
- Frauen, Männer, zahlreiche Kinder - enthielten keine Beigaben oder waren nur spärlich ausgestattet.
Mit der Entwicklung von der slawischen Fürstenburg zur deutschen Stadt endete auch die slawische Selbständigkeit. 1139 kam ein Landesteil
unter die Regie der Grafschaft Holsteins. 1149 wurde Starigard/Oldenburg zerstört. 1156 gründete sich eine sächsische Siedlerkolonie in Starigard/Oldenburg.
Bis zu ihrer Zerstörung im Jahr 1260 diente sie als Sitz der Grafen.
Megalithanlagen in Holstein
Übersicht der besuchten Megalithgräber:
- 1. Großsteingrab Albertsdorf auf Fehmarn
- 2. Langbett von Wulfen auf Fehmarn
- 3. Dolmen im Museumshof auf Fehmarn
- 4. Steinkammer von Grammdorf
- 5. Großsteingräber bei Kaköhl
- 6. Holsteiner Kammer bei Flehm
- 7. Grabkammer Malente
1. Großsteingrab Albertsdorf auf Fehmarn
Es liegt nahe der See auf einer leichten Geländeerhöhung. Das Grab besteht aus vier Trägersteinen der
beiden Längsseiten und einem Deckstein. Früher existierten noch ein Abschlußstein an der Schmalseite und
zwei flache Eintrittssteine. Man könnte es auch als Dolmen charakterisieren, aus der Jungsteinzeit, ca. 3500
v. Chr., mit Erde überhügelt.
|
Großsteingrab Albertsdorf
|
Da das Grab von See zu erkennen war, diente es den Seefahrern als Wegweiser. Die Seite zur See hin war weiß
angestrichen und auf dem Deckstein leuchtete ein weißes Kreuz. Das Grab durfte nicht weggenommen oder
verändert werden.
2. Langbett von Wulfen auf Fehmarn
Am Wulfener Berg befand sich ein bedeutendes steinzeitliches Gräberfeld mit Großsteingräbern aus der Zeit von
3600-3200 v. Chr. Besonders bemerkenswert waren mehrere Langbetten von bis zu 130 m Länge. 1836 beschrieb der
Altertumsforscher und Pastor Diederich Harries die schon damals weitgehend zerstörten Gräber bei Wulfen.
Steinschläger hatten sie zersprengt und als Baumaterial verkauft. Heute finden sich von dem Gräberfeld keine Spuren mehr.
|
Langbett Wulfen - modellartiger Neubau
|
Die Arbeitsgemeinschaft "Schönes Wulfen" e.V. regte den Neubau eines Langbettes an und sorgte 2010 für die
Durchführung des Projektes. Als Vorbild diente eine Zeichnung, die Pastor Harries von einem seinerzeit noch
gut erhaltenen Langbett angefertigt hatte, das auf der Salzwiese unterhalb des Wulfener Bergs gelegen hat.
Das Langbett bestand aus einem Ost-West gerichteten Steinrahmen und zwei Kammern mit je sieben Trägersteinen
und zwei Decksteinen. Dieses Grab wurde 1876 zerstört, als man Steine für den Deichbau benötigte.
|
Neues Langbett Wulfen - Kammer
|
Der Steingrab-Neubau ist 60 m lang und 7 m breit. Die Steine holte man von verschiedenen Stellen auf ganz
Fehmarn zusammen. Sie wurden mittels Baggern aufgestellt. Auf die in der Steinzeit übliche Überhügelung mit
Erde verzichtete man, ebenso wie auf das Schließen der Lücken zwischen den Steinen mit Trockenmauerwerk und Lehm.
3. Dolmen im Museumshof auf Fehmarn
Eigentlich suchten wir den Urdolmen von Katharinenhof (auch Katharinenhof V genannt) auf Fehmarn - vergeblich!
so recherchierten wir im Privatmuseum Katharinenhof, doch niemand der Museumsmitarbeiter wußte etwas davon. Das
einzige war der Dolmen im Museumshof, über den aber auch keine Details vorlagen. So entschieden wir uns
hier abzubrechen und uns erstmal bei Kaffee und Mittagsimbiß im Allee-Cafe Katharinenhof zu stärken bevor wir die
Insel verließen.
|
Dolmen im Museum Katharinenhof
|
4. Steinkammer von Grammdorf
Autofahrer kommst du nach sechs Kilometern von Oldenburg i. Holstein an den Abzweig nach Meischenstorf,
dann achte auf den Straßengraben auf der Fahrerseite: Im Zwickel liegt die Steinkammer von Grammdorf. "Natürlich"
übersahen wir die Steinkammer und mußten uns im nächsten Dorf durchfragen und umkehren, bis dann das Aha kam.
Dieses Megalithgrab liegt versenkt. Zu seinem Bau wurde eine Grube ausgehoben. Das Grab war bei Feldarbeiten
entdeckt worden. Der ursprüngliche Deckstein war bereits entfernt. Die archäologische Untersuchung begann 1982. Ein
Jahr später errichtete man nahe bei der Fundstelle das Grab erneut mit neuen Decksteinen.
|
Die Steinkammer von Grammdorf
|
In der Gruft aus der Zeit um 2700 v. Chr. entdeckte man eine ca. 800 Jahre spätere Beisetzung mehrerer Toter
mit Becher, Bernsteinperlen, drei Steinbeilen und elf Pfeilen mit teils seltenen Feuersteinspitzen. Die Kammer
soll zu einem etwa 40 m langen Hünenbett gehört haben.
5. Megalithgräber von Kaköhl
Am besten erhalten ist ein trapezförmiges Langbett mit Grabkammer. Davon sind vier der
sechs Decksteine sowie sechs Trägerpaare und ein Abschlußstein vorhanden. Die westlich vom Langbett
gelegenen Steine sind Reste einer Grabkammer, die ehemals überhügelt war. Die im Süden befindliche
Steingruppe ist nach alter Überlieferung der Rest eines weiteren Langbettes. Steinzeitliche Siedler
erbauten solche Gräber.
|
Megalithgräber bei Kaköhl, um 2700-2500 v. Chr. erbaut.
|
Haupthandwerkszeug waren geschliffene Feuersteinbeile, mit denen der Wald durchforstet werden konnte
und die Grundlage einer bäuerlichen Lebens- und Wirtschaftsweise bildete. Im Zusammenhang mit einem
nicht näher bekannten Totenbrauch kamen Keramikgefäße,
Bernsteinschmuck und Steingeräte in die Grabkammern.
Leider überraschte uns zu dieser Zeit ein stärkerer Regenschauer. Am Liebsten hätten wir die Fotos
aus dem Auto heraus gemacht, aber wir wagten uns immerhin bis zum Wiesenrand, der schon durchnäßt und glitschig
war (Rutschgefahr). Schnell fuhren wir weiter.
6. GEMEINDE HÖGSDORF
- Holsteiner Kammer bei Flehm -
|
Archäologische Beschreibung des Langbetts bei Flehm
|
Die Krux mit dem Auffinden der Objekte galt es auch hier zu überwinden. Wieder einmal war es Rainer, der die Tafel mit der
archäologische Beschreibung als erster entdeckte. Das Grab selbst war von dem asphaltierten Feldweg aus schwer zu entdecken,
da es durch eine Knicklandschaft überwachsen war.
Das rechteckige Ganggrab von Flehm, Kreis Plön, wurde um 3000 v. Chr. erbaut. Seine Form ist typisch für die holsteinischen
Megalithanlagen der Trichterbecherkultur. Sie werden „Holsteiner Kammern" genannt.
|
„Holsteiner Kammer" - Ganggräber mit rechteckiger Kammer
|
Die Grabkammer mit kurzem Gang und die rechteckige Einfassung bestehen aus ausgewählten Findlingen
unterschiedlicher Größe. Der Kammerboden ist mit einer Schicht gebrannten Flintschotters bedeckt und
die gesamte Anlage mit Erdreich überhügelt.
|
Flehm - Ein Modell aus dem Archäologischen Landesmuseum Gottorfer Schloß
|
Das Modell aus dem Archäologischen Landesmuseum Gottorfer Schloß, Schleswig, Foto: 2014, zeigt einerseits die
vollständige Grabanlage bald nach ihrer Errichtung (linke Modellhälfte), andererseits den heutigen
beklagenswerten Zustand (rechte Modellhälfte). Grabungsbefund von 1953.
7. Grab in Malente
|
Hünengrab Malente aus der jüngeren Steinzeit, Grab einer Bauernsippe 2000 v.Chr.,
gefunden auf der Feldmark Pennebusch (restauriert)
|
Lübeck - Königin der Hanse
Den Abschluß der Reise bildete der Besuch im Europäischen Hansemuseum Lübeck. Damit
schloß sich der Themenkreis Handel und Wandel über 5000 Jahre, denn wir hatten während der Reise unter den Funden aus
der Zeit um 3000 v. Chr. gehandelte Gegenstände aus der Fremde gesehen. Wir sahen
im Wallmuseum Handelswege aufgezeichnet bis nach
Nowgorod. Während der Hansezeit, Höhepunkt etwa 1350 bis 1530, potenzierte sich der Handel, es entstehen regelrechte
Handelsströme, die einer straffen Lenkung und Organisation bedurften.
Von Heinrich dem Löwen 1159 an der Trave gegründet, prägte Lübeck als erste bedeutende Handelsstadt an der Ostsee
massgeblich den mittelalterlichen Hanse-Bund. Dieser Zusammenschluss von Kaufleuten diente zunächst allein der
Sicherung der Seewege zwischen Westeuropa und dem nördlichen Ostseeraum, entwickelte sich jedoch schon bald zu einem
Städtebündnis, dem auch mecklenburgische und pommersche Städte wie Wismar, Rostock, Stralsund und Greifswald beitraten.
Dies alles ist sehr informativ und intensiv in vielen Facetten im Hansemuseum präsentiert. Mir gefiel das sehr gut.
Eckehard Schmidt