Die Pfälzer Eingeborenen
Die Indigenen der Palatina sprechen eine altertümliche Mundart, die nur schwer zu verstehen und kaum zu erlernen
ist. Noch heute ist ihnen der mündliche Ausdruck wichtiger als die Schriftsprache, wohl ein gallisches Erbe.
Häufig neigen sie zu Gesängen und Gedichten.
Förderlich hierfür ist ihre weit verbreitete Droge, die sie fast täglich konsumieren und für die sie große
Anbauflächen verbrauchen. Sie nennen sie „Woi”.
In sogenannten „Wingerte” kultivieren sie die hierfür benötigten Pflanzen mit großem Aufwand. Beim
Woi
handelt es sich wohl um eine Art vergorenen Traubensaft, der rauschhafte Zustände herbeiführen kann. Den
Gärgefäßen bringen die Eingeborenen eine kultische Verehrung entgegen, wie sich u.a. an übersteigert großen
Holzfässern erkennen lässt.
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Weinfässer im Heimatmuseum Bad Dürkheim |
Das „Heidelberger Riesenfass” (1. Fass 1591 / 2. Fass 1664 / 3. Fass 1728 / heute 4. Fass von 1751)
fasst 221.000 Liter der Rauschdroge. Das kulturgeschichtlich jüngere „Dürkheimer Riesenfass” (Därgemer Fass
1934 / erweitert 1958) fasst 1,7 Millionen Liter, allerdings nur noch im übertragenen Sinne: In Dürkheim wird
das Fass nicht mehr direkt mit Woi gefüllt, sondern bereits mit Eingeborenen, die sich dann mit dem
Woi
im Fass berauschen.
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Riesenfass Bad Dürkheim für 1.700.000 Liter |
Ein prägnantes Beispiel stellt auch der ältere „Speyerer Domnapf” (um 1300 / 1490 erneuert) dar. Diese
steinerne Weinschale fasst 1580 Liter
Woi, steht unmittelbar vor einer christlichen Kathedrale und wird
bei jeder Bischofswahl für das Volk gefüllt (zuletzt 2011). Auf der Inschrift von 1490 findet jedoch
auch Bacchus (griechisch Dionysos) Erwähnung, ein antiker Gott des Weines, des Rausches, der Ekstase
und der Fruchtbarkeit. Seine Beinamen lauteten Bakchos (Rufer) und Bromios (Lärmer), was auf lauten mündlichen
Ausdruck hinweist, und Lyäos (Sorgenbrecher). Der Napf deutet auf eine ältere Kultstätte an dieser Stelle hin.
Vormittags verdünnen die Indigenen ihren
Woi mit kohlesäurehaltigem Trinkwasser. Diese Mischung nennen
sie „Schorle”. Sie benutzen die
Schorle zur Flüssigkeitsaufnahme während
ihrer zumeist bäuerlichen Tätigkeiten. Die kleinstmögliche Trinkeinheit nennen sie „Schoppe” (prämetrisch ca.
0,4 Liter / seit 1872 metrischess Maß 0,5 Liter).
Den
Schoppe konsumieren sie im
Schoppeglas oder im „Dubbeglas”, das häufig nachgefüllt wird.
Neben dem
Woi verzehren die Eingeborenen täglich „Weck”, wohl mannigfaltige Getreideprodukte. Dazu essen sie sehr viel „Worscht”, tierische Produkte.
Beliebt sind besonders „Hausmacher”, „Lewwerworscht”, „Lewwerknädel” und „Saumache”. Der Verzehr von
Worscht
mag in kultischem
Zusammenhang mit der Einnahme von
Woi stehen, denn um das Dürkheimer Riesenfass feiern die Pfälzer jährlich den „Dürkheimer
Wurstmarkt”, nach eigener Aussage „das größte Weinfest der Welt”. Die Ursprünge dieses Festes sollen auf eine mittelalterliche
Wallfahrt zu einem heiligen Berg zurückgehen (1155 Monte sancti Michaelis / 1417 Michaelismarkt / seit 1832 Wurstmarkt),
sicherlich ließen sie sich aber noch sehr viel weiter zurückführen, wenn die Eingeborenen schriftliche Aufzeichnungen
hinterlassen hätten.
Das
Dubbeglas scheint auf mittelalterliche Glasformen zurückzugehen und zeugt vielleicht ebenso von einer
Woi-Worscht-Verbindung, denn die sogenannten Dubben sollen angeblich das Glas in der fettigen Hand griffiger halten.
Daneben gibt es auf dem Wurstmarkt einen
Dubbeglas-Orden als Sammelobjekt.
Neben
Weck,
Worscht und
Woi kennen die Pfälzer auch viele andere Agrarprodukte, die sie ebenfalls feiern.
Davon zeugen etwa die Spargelfeste (Asparagus), das „Zwiwwelfescht”, das Tabakfest oder das „Grumbeerefescht” Am
häufigsten sind aber die Weinfeste, „Weinkerwe” und „Federweißefescht”. Beim sogenannten
Federweiße handelt es sich um
einen unvollständig vergorenen Traubensaft (Traubenmost). „Roter Rauscher” und „Bitzler” nennen die Indigenen diese
ungefilterte Vorstufe ihres heiligen
Woi. Dieser Most hat bereits eine berauschende Wirkung und regt auch die Darmtätigkeit
stark an. Verzehrt wird er mit „Zwiwwelkuche” (Teigware mit reichlich Zwiebeln), „Saumache” (kalorienreich gefülltem
Schweinemagen) oder „Käschte” (Esskastanien/ Maronen). Fremden sei der Besuch von einem
Federweißefescht nur bei guter
Konstitution empfohlen.
Wilde Fruchtbarkeitsfeste feiern die Eingeborenen auch zur Mandelblüte, Rebenblüte und Kastanienblüte.
Ein Fabelwesen der Indigenen ist die „Elwetritsch”, wohl eine Kreuzung aus Geflügel aus den
Wingerte und Kobolden aus dem
Wald. In diesem eierlegenden Fabelwesen vereinen sich somit die beiden Landschaftsgebiete, die die Pfälzer kennen, ihre
kultivierten Anbauflächen (mit Hühnern, Rebhühnern, Enten u.a.) und den wilden Pfälzer Wald (mit Kobolden, Elfen, Riesen
u.a.).
Leider sind die Pfälzer Eingeborenen heute vom Aussterben bedroht. Mit ihnen werden auch ihre seltsamen alten Bräuche und
ihre altertümliche Mundart seltener. Noch können sich Forscher und Touristen aus aller Welt jedoch auf die häufigen
Woifeschte
begeben und die Reste dieser autochthonen Kultur bestaunen.
©Simone Neusüß 2013 (Fotos: Wikipedia. Erstveröffentlichung in 50+Lautern, 2014)
Kurzer Nachtrag zum Dürkheimer Wurstmarkt
Bei Storl (Wolf-Dieter Storl, Ur-Medizin, 2015, 169), es geht um indoeuropäische Wurzeln in beiderlei Sinn,
findet sich eine Randnotiz zur Wurst:
Der indoeuropäische Wortstamm „Uert” bedeutet
winden, drehen, herausdrehen.
Gehen wir in den schamanischen Kontext, dann finden wir die abgeleiteten Wörter
„Wurm”= die Krankheit; alte Vorstellung, dass ein Wurm im Körper die Beschwerden verursacht; der Wurm
selbst windet sich und er muss, zur Genesung, auch aus dem Körper heraus gewunden und gedreht werden.
„Wurz”= die Heilpflanze; Pflanzen sind mächtige Wesen; ihre gewundene Wurzel besitzt die größte Heilkraft; siehe
Nieswurz, Magenwurz, Meisterwurz, Engelwurz usw.; englisch „Wort“: Banewort= Tollkirsche, Elderwort= Holunder usw.
„Wort“= der Heilgesang; nicht nur die Wurzel, auch das Wort zieht den schädlichen Wurm aus dem Körper; das Wort
windet sich aus der Seele des Heilers und es ist mächtig.
In diesem Zusammenhang haben wir also den „Wurst“-Markt, auf dem das göttliche Rauschgetränk Wein konsumiert wird.
Auch die Wurst wird bei ihrer Herstellung gewunden und gedreht und Tiere sind mächtige Wesen.
(Ursprünglich wurde das wertvolle Fleisch auf der Jagd gewonnen, womit wir dann wieder bei der Jagdmagie und
den Höhlen wären.)
©Simone Neusüß 2015
Pfälzer Ortsregister für Touristen
„Die vorstellung des teufels und teuflischer geister, welche allmählich auch in dem volksglauben so grossen umfang gewonnen
und so feste wurzel geschlagen hat, war unserem heidenthum fremd.“ (Prof. Jacob Grimm, Deutsche Mythologie, 1835)
Auf Pfälzer Gemarkung standen einst 500 Burgen. Bis heute lässt sich mittelalterlicher Einfluss erkennen: Zahlreiche
Heiligennamen stehen diversen Teufeln und Höllen gemütlich gegenüber.
Bad Bergzabern (Berchzawwre): Bekanntes Kurdorf.
Bad Dürkheim (Derkem): Hier findet jährlich das größte Weinfest der Pfalz statt (Derkemer Worschtmarkt). Die Nazis
machten hier ein großes Fass auf.
Biosphärenreservat (Pälzer Wald): Das Biosphärenreservat Pfälzerwald-Vosges du Nord ist ganz viel Wald mit ganz vielen
Funklöchern. Jedenfalls der größte Wald der Pfalz.
Burg Berwartstein (Beawaadschdeu, Bärwelschtein): Altes Raubritternest. Hier geht noch der Hans Trapp um.
Burg Frankenstein (Frongeschdä): Verursacht bei Touristen Gänsehaut aufgrund der Namensgleichheit mit einem berühmten Monster.
Burg Lichtenberg (Lichtebersch): Die größte Burgruine der Pfalz. Mit Museen.
Burg Trifels (Driefels): Die berühmteste Burg der Pfalz. Von den Nazis wiederaufgebaut. War sellemols das Gefängnis von
Richard Löwenherz.
Burrweiler: Hier steht die St. Anna-Kapelle am Teufelsberg.
Dahn: Berühmt sind das Dahner Felsenland und die Dahner Burgen.
Deidesheim (Deidesem): Hier findet jährlich eine Geißbockversteigerung statt.
Donnersberg (Dunnersbersch): Vulkanmassiv. Der höchste Berg der Pfalz. Donar geweiht, von Kelten besiedelt. In Imsbach
kann man unter Tage gehen. In Falkenstein (Falgestä) liegt die steilste Dorfstraße der Pfalz.
Edenkoben (Edekowwe): Weinort an der Weinstraße. Heimatort des Auswanderers Johann Adam Hartmann, literarische Vorlage
des Waldläufers "Lederstrumpf".
Eiswoog: Kleiner Stausee an der Eis. Im Stumpfwald. Mit leckeren Forellen.
Eußerthal: Berühmt für sein Kloster und seine Forellen. Im Pfälzischen Bauernkrieg 1525 wurde das Kloster angezündet.
Freinsheim (Fränsem): Berühmt für seine Stadtmauer.
Gleisweiler (Glääswoiler): Das pfälzische Nizza am Fuß des Teufelsberges. Die Gleisweiler Hölle ist aber etwas Schönes.
Haardt (Haad): Die Haardt ist der Rand des Pfälzer Waldes zur Rheinebene (Rhoiewene) hin.
Hambacher Schloss (Hambacha Schloss, Keschdeburg, Maxburg): Hier fand 1832 das Hambacher Fest statt. Sinnbild für
pfälzische Volksherrschaft.
Heidelberger Schloss (Haidlbärsch): Berühmte Ruine. Einst Residenz der Kurfürsten von der Pfalz. Hier wuchs die
berühmteste Pfälzerin auf: Lieselotte von der Pfalz, die spätere Herzogin von Orléans.
Herxheim (Herxem): Berühmt für neolithische Bandkeramik und für Zigarren.
Hirsauer Kapelle (Hirrsau): Mittelalterliches Kirchlein bei Offenbach-Hundheim.
Johanniskreuz: Der Mittelpunkt des Pfälzer Waldes.
Kaiserslautern (Lautre): Großes Dorf im Herzen der Pfalz. Weder vom Kaiser, noch von der Lauter, noch vom Wappenfisch
ist viel zu sehen. Auf dem Betzenberg (Betze) brennt das Herz der Pfälzer für die Roten Teufel. Hier kickte der berühmteste
Pfälzer: Fritz Walter.
Kallstadt: Weindorf mit Hang zum Saumagen. Urheimat der Trumpe und Heinze, Donald Trump und Heinz-Ketchup.
Karlstal: Das schönste Tal der Pfalz. Bei Trippstadt.
Kirchheimbolanden (Kerchem, Kibo): Hier kämpfte 1849 Mathilde Hitzfeld für die Pfälzische Republik. In Weierhof wohnen
Mennoniten.
Landau (Landaach): Besaß 1691 eine absolut uneinnehmbare Vauban-Festung, die im Spanischen Erbfolgekrieg ab 1702
viermal eingenommen wurde.
Leinsweiler: Berühmt durch den Impressionisten Max Slevogt, einem Wahlpfälzer.
Ludwigshafen (Luschhaafe, Lumbehafe, Lu): Das größte Dorf der Pfalz. Mit dem größten Betrieb der Pfalz: BASF.
Maikammer (Maikomma): Weinort. Liegt bei der Kalmit (Kalmid), dem zweithöchsten Berg der Pfalz.
Meisenheim (Mäsem): Berühmt für seine Altstadt.
Neustadt (Naischdadt): Hier wird jährlich die Weinkönigin gekrönt. Bekannter Elwedritsche-Brunnen.
Otterberg (Odderberg): Berühmt für seine Abteikirche. Hier wohnen Wallonen.
Pirmasens (Bärmesens): Alte Schuhmetropole, Bärmesenser Schlabbefligger. Pirminius gründete Kloster Hornbach.
Rheinzabern (Rheinzawere): Berühmt für die römische Terra Sigillata.
Rhodt unter Rietburg (Rood): Rot mit fünf Buchstaben. Hier findet jährlich das Blütenfest statt. Berühmt ist
die Theresienstraße.
Rodalben: Hier liegt die größte Höhle der Pfalz, die Bärenhöhle.
Schwetzinger Schloss (Schwetzinge): War die Sommerresidenz der Pfälzischen Kurfürsten. Mit berühmtem Schlossgarten.
Und leckerem Spargel.
Speyer (Schbaya): War die Hauptstadt der römischen Nemeter. Der Speyerer Dom ist die größte Kirche der Pfalz.
Hier findet jährlich das Brezelfest statt.
St. Martin (Sangd Maadin): Mittelalterlicher Ort. Hier beginnt die Totenkopfstraße, eine Passstraße in den Pfälzer Wald. 1960 trieb der Pfälzer Al Capone Bernhard Kimmel mit seiner Bande am Toten-kopf sein Unwesen.
Teufelstisch (Deiflsdisch): Berühmtester Tisch der Pfalz. Trotzdem nicht zum Essen zu empfehlen.
Villa Ludwigshöhe (Villa Ludwigsheh): Sommersitz des Königs von Bayern. Vielleicht traf er hier seine Mätresse Lola Montez.
Weinstraße (Woischdrooß): Die Römer brachten den Wein, die Nazis brachten die Deutsche Weinstraße. Trotzdem schön.
Weltachse (Weldachs): Die Pälzer Weltachs markiert den Mittelpunkt der bekannten Welt. Bei Waldleiningen.
Zweibrücken (Zweebrigge): Hier bauten die Schweden ein Schloss.
©Simone Neusüß 2015
Quelle: Rheifränggischi Wikipedia/Pälzisch
https://pfl.wikipedia.org/wiki/Wikipedia:Haubdsaid_(P%C3%A4lzisch)
https://de.wikipedia.org/wiki/Pfalz_(Region)
https://de.wikipedia.org/wiki/Deutsche_Weinstraße
18.09.2015 (Fr): Anreise nach Bad Dürkheim, Reisen in die Umgebung von Bad Dürkheim
Wir treffen uns am Mittag am Bahnhofsvorplatz in Bad Dürkheim. Leider sind wir nur zu dritt, Ecki, Rainer und
ich, weil Simone kurzfristig absagen musste. Als erstes besuchen wir die Ruine der Benediktinerabtei Limburg
in der Nähe des Stadtteils Seebach. In der Klosterschänke nehmen wir eine kleine Stärkung zu uns. Ecki wagt
sich an den Pfälzer Saumagen. Danach fahren wir zurück, erkunden die Stadt und den Dürkheimer Wurstmarkt, nach
eigener Aussage das größte Weinfest der Welt und besichtigen das Heimatmuseum.
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Ruine Benediktinerabtei Limburg |
https://de.wikipedia.org/wiki/Bad_Dürkheim
https://de.wikipedia.org/wiki/Dürkheimer_Wurstmarkt
http://www.bad-duerkheim.de/stadtmuseum-im-kulturzentrum-haus-catoir
https://de.wikipedia.org/wiki/Kloster_Limburg
Wir fahren in die Haardt oberhalb Bad Dürkheims. Auf einer längeren Wanderung besichtigen wir den Teufelsstein
und die Reste des Keltischen Ringwalls „Heidenmauer”. Leider ist die Beschilderung der Wanderwege nicht optimal,
so dass wir den Römischen Steinbruch und den Kriemhildenstuhl in angemessener Zeit nicht finden konnten. Danach
fahren wir nach Schifferstadt zum Übernachten.
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Teufelsstein |
https://de.wikipedia.org/wiki/Teufelsstein_(Haardt)
https://de.wikipedia.org/wiki/Heidenmauer_(Pfalz)
https://de.wikipedia.org/wiki/Kriemhildenstuhl
19.09.2015 (Sa): Südlicher Pfälzerwald: Burgen-Schlösser-Naturdenkmäler
Nach dem Frühstück brechen wir zum Naturpark Pfälzer Wald auf. Er ist das größte Waldgebiet Deutschlands und
gehört zum Biosphärenreservat Pfälzerwald-Vosges du Nord. Unsere erste Station ist der Teufelstisch im Dahner
Felsenland. Der Teufelstisch steht auf 284 m über Normalhöhennull auf einem bis 312 m hohen Bergrücken. Im Herbst
2009 wurde in der Umgebung des Felsens der Erlebnispark Teufelstisch eröffnet, für den kein Eintrittsgeld verlangt
wird. Er bietet eine in die Landschaft eingebettete Riesenrutsche, ein Felsenmeer, ein Labyrinth, das zu einem
Glockenturm führt, eine Matschstation und eine Seilbahn. Adresse:
Im Handschuhteich 31,
66999 Hinterweidenthal.
Vom Erlebnispark führt der direkte Anstieg in etwa 20 Minuten zum Teufelstisch.
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Teufelstisch |
https://de.wikipedia.org/wiki/Dahner_Felsenland
https://de.wikipedia.org/wiki/Teufelstisch_(Hinterweidenthal)
http://www.hinterweidenthal.de/og_hinterweidenthal/Erlebnispark%20Teufelstisch/Deutsch/
Auf der Weiterfahrt besichtigen wir in der Ortschaft Hinterweidenthal die ersten Stationen eines Planetenwegs.
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Hinterweidenthaler Planetenweg |
Im Dahner Felsenland gibt es insgesamt 16 Burgen. Als erstes besichtigen wir die drei beieinanderstehenden Burgen
Altdahn, Grafendahn und Tanstein. Nur 10 km südlich verläuft die Grenze zum französischen Elsass. Anschließend besuchen
wir den Berwartstein, die einzige Burg, die wiederaufgebaut und bewohnt ist.
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Dahner Burgengruppe: Altdahn, Grafendahn und Tanstein; Blick auf den Pfälzer Wald |
https://de.wikipedia.org/wiki/Dahner_Burgengruppe
http://www.swr.de/landesschau-aktuell/rp/hohenberg-bei-annweiler-praesentation-von-funden-aus-alter-burganlage-in-pfalz/-id=1682/did=15932662/nid=13831106/uhkiu/index.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Burg_Berwartstein
Wir fahren weiter nach Herxheim, wo wir das sehenswerte archäologische Heimatmuseum besichtigen. Hier sind unter anderem die
umfangreichen Funde aus den Ausgrabungen am Ortsrand zu besichtigen. Ein Erweiterungsbau des Museums ist in Arbeit.
http://www.museum-herxheim.de/kultplatzherxheim.html
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Museum Herxheim |
Die Reichsburg Trifels ist nicht mehr ganz original, auch die Kleinodien nicht, aber historisch interessant ist sie schon.
http://www.burgen-rlp.de/index.php?id=reichsburgtrifels
Es gibt eine neue Fundstelle bei Annweiler aus der späten Urnenfelderzeit - möglicherweise an diesem Ort ein „Vorläufer
vom Trifels” und ein Schutzbau wegen „durch Sonnenaktivitäten ausgelöster Wanderbewegungen”.
http://www.allgemeine-zeitung.de/politik/rheinland-pfalz/armreifen-und- speerspitzen_15942049.htm
Wir fahren nach Landau in der Pfalz. Die Vauban-Festung in der alten Garnisonsstadt galt zwar als uneinnehmbar,
wurde aber gleich geschliffen, so dass nur noch Rudimente vorhanden sind. Im Zentrum befindet sich der Paradeplatz
(Rathausplatz). Direkt hinter dem klassizistischen Palais befindet sich das Alte Kaufhaus, die Katharinenkapelle
und das Frank-Loebsche-Haus, in dem der Urgroßvater von Anne Frank wohnte. Auf Empfehlung von Simone speisen wir in
Landau bei sommerlichem Wetter eine Pasta auf der Hochterrasse mit Blick über den Paradeplatz. Zum Übernachten
fahren wir zurück nach Schifferstadt.
20.9.2015 (So): Nördlicher Pfälzerwald
Morgens brechen wir zur Besichtigung der Bärenhöhle bei Rodalben auf. Wir besuchen noch kurz die Gedenktafel am
Rand von Schifferstadt, die an den Fundort des goldenen Huts von Schifferstadt erinnert. Rodalben wurde vermutlich
als Siedlung des keltischen Stammes der Mediomatriker gegründet. Die Herkunft des Namens ist nicht eindeutig geklärt.
Als
alb bezeichneten die Kelten Flüsse oder Bäche. Für den Namensbestandteil
Rod, zeitweise auch
Roth, gibt es zwei
Erklärungsansätze. Zum einen könnte der rote Sand des Flussbettes der Namensgeber sein, zum anderen die Tatsache,
dass in den Tälern durch das Roden (Rotten) der Wälder weite Wiesen- und Ackerflächen angelegt wurden.
https://de.wikipedia.org/wiki/Rodalben
http://rodalber-felsenwanderweg.kruemelhuepfer.de/baerenhoehle-bruderfelsen/
http://www.felsenwanderweg.de/images/flyer2015.pdf
Das Besondere an den Pfälzer Höhlen: Höhlen sind in der Pfalz (Buntsandstein) eher klein und haben deswegen
für die Besiedlung kaum eine Rolle gespielt. Der Buntsandstein erodiert stark und schnell. Wir haben hier die
gleiche Situation wie im Buntsandstein von Luxemburg. Da gibt es auch kaum Funde, die aus der Zeit vor dem
Mesolithikum stammen.
Wir fahren in die Rheinebene nach Speyer. Das ist historisches Agrarland mit Anbau von Wein, Kartoffeln,
Zwiebeln, Spargel, Tabak etc. Speyer mit dem Kaiserdom (UNESCO) und seinen Museen lohnt sich auf jeden Fall. Im
Dom sollte man auch die Krypta besuchen. Neuerdings ist auch einer der Türme geöffnet. Vor dem Dom sind der
Domnapf, der Santiago-Pilger und das Altpörtel sehenswert. In Speyer gibt es auch eine mittelalterliche Mikwe,
die älteste Mitteleuropas, für die man sich anmelden muss. Ebenso gibt es eine neue Synagoge, Beith-Schalom.
http://www.speyer.de/sv_speyer/de/Tourismus/Sehensw%C3%BCrdigkeiten/J%C3%BCdisc hes%20Erbe/Ritualbad%20%28Mikwe%29/
Wir besichtigen das Historische Museum der Pfalz neben dem Dom mit seiner umfangreichen archäologischen Sammlung.
https://de.wikipedia.org/wiki/Historisches_Museum_der_Pfalz
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Historisches Museum Speyer mit Goldhut von Schifferstadt
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Unsere Wochenendreise endet gegen 18 Uhr in Speyer.
Persönliche Eindrücke
Obwohl als Urlaubsregion in Deutschland kaum bekannt, ist die Pfalz eine Reise wert. Der Pfälzer Wein, ob rot
oder weiß, ist zu empfehlen, die Würste sind sehr schmackhaft, das Pfälzer Nationalgericht, der Saumagen, deftig.
Offenbar wird in der Pfalz viel gefeiert. In fast jedem Ort, den wir besuchten, wurde gerade ein Fest gefeiert.
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Zum Mittagessen Saumagen
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Anmerkung: Was den Saumagen betrifft bin ich von einer Eingeborenen belehrt worden, dass dieser nicht deftig, sondern fein sei!
Die Bärenhöhle bei Rodalben (Pfalz)
„Die obere Bärenhöhle ist die größte natürliche Sandsteinhöhle in der Pfalz. Sie weist eine Tiefe von 40 m auf.
In ihr entspringt ein kleiner Bach, der über die Klippe der unteren Bärenhöhle fällt.”
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Bärenhöhlen außen |
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Untere Bärenhöhle von innen |
Die 3. Etappe des Rodalber Felsenwanderwegs ist empfehlenswert für Steinzeit-Feeling in der Natur. Sie führt
an zahlreichen, einst heiligen Quellen, Felsen, Abris und der Doppelhöhle vorbei.
Am Ausgangspunkt gibt es auch ein Hotel (Zum Grünen Kranz) mit Wanderparkplatz.
Infos
zur Felsenwanderung.
Über Funde ist mir nichts bekannt. Es gab 2008 einen AiD-Beitrag über die Höhlen im Pfälzer Wald
„Höhlen im Pfälzerwald”
(Text: Erwin Cziesla):
„Die Buntsandsteinformation des Pfälzerwaldes ist reich an Kleinhöhlen und natürlichen Felsdächern. Größere Höhlen
hielten der Verwitterung nur selten stand, und daher heißt es beim pfälzischen Heimatforscher Daniel Häberle
(1918): „Bei der Untersuchung einzelner Höhlen werden kaum wichtige Ergebnisse zu erwarten sein, die ein Licht auf
die Frühgeschichte unserer Heimat werfen”. Unser Beitrag zeigt jedoch, wie ein ungestörter Siedlungshorizont aus
dem Mesolithikum in der Weidental-Höhle bei Wilgartswiesen diese Einschätzung verändert hat. (...)”
Den ausführlichen Originalbeitrag finden Sie in AiD Heft 6 / 2008.
Schalensteine soll es im
Biosphärenreservat Pfälzerwald-Vosges du Nord übrigens auch geben.
Über den Zusammenhang von Höhlenbären und Bärenhöhlen hatte ich schon einmal geschrieben. Da die Bärin um
Mittwinter gebärt, steht sie in direktem Bezug zur Sonne. Ursa Major, die Große Bärin, war in der Steinzeit
offenbar auf der Nordhalbkugel von Europa bis Amerika bekannt.
„Für die nordamerikanischen Indianer stellte der Kasten des Wagens einen Bären dar, die Deichselsterne wurden
als Jungbären, die ihrer Mutter folgen, oder aber als Jäger gedeutet.” (wikipedia)
Eine Übereinstimmung der Mythen in der nördlichen Hemisphäre findet sich auch bei Sirius, dem Hundsstern.
„Bei den Griechen und Römern war Sirius mit Hitze, Feuer und Fieber verbunden. Die Römer nannten die heißeste Zeit
des Jahres (üblicherweise vom frühen Juli bis Mitte August) die „Hundstage” (lat. dies caniculares, Tage des Hundssterns).
Im deutschen Volksglauben wurden die Hundstage ab dem 15. Jahrhundert als Unglückszeit angesehen. Sirius galt bei
den Griechen als Wegbereiter der Tollwut.
Auch bei vielen nordamerikanischen Volksstämmen wird Sirius mit Hunden oder Wölfen assoziiert. Bei den Cherokee
beispielsweise sind Sirius und Antares die Hundssterne, welche die Enden des „Pfades der Seelen” (der Milchstraße)
bewachen: Sirius das östliche Ende am Winterhimmel, Antares das westliche Ende am Sommerhimmel. Eine aus der Welt
scheidende Seele muss genug Futter mit sich tragen, um beide Hunde zu besänftigen, wenn sie nicht ewig auf dem
Pfad der Seelen herumirren will. Die Pawnee bezeichnen Sirius als Wolfstern.
Bei den Chinesen bildeten Sterne der heutigen Konstellationen Achterdeck und Großer Hund ein Pfeil und Bogen
darstellendes Sternbild. Der Pfeil zielte direkt auf den „Himmelswolf”, nämlich Sirius.” (wikipedia)
Vom Quellwasser der oberen Höhle habe ich getrunken. Der Wasserfall darunter lud schon zum Duschen ein, aber dafür war
es etwas zu frisch. Glücklicherweise fand sich unterhalb des steinernen Bären ein Kneipp-Becken, genau das richtige für neuen Schwung.
©Simone Neusüß 2014