Das war die Studienreise (3.- 11.8.2002)

ASTRONOMISCHE UHREN, TYCHO BRAHE UND OLE RØMER

Es war wie eine „Zeitreise“. Wir beschäftigten uns mit der „Familie“ der astronomischen Ostsee-Uhren in Lübeck, Bad Doberan, Rostock, Stralsund und Lund. Die Uhr in Danzig lernten wir bereits auf einer früheren „Kopernikus-Reise“ kennen.

Wie kamen die großen astronomischen Uhren in die Kirchen der Backsteingotik? Wie entdeckte Ole Rømer die Lichtgeschwindigkeit ? Welche berühmten Wissenschaftler lebten und wirkten noch im Ostseeraum? Das waren einige der erkenntnisleitenden Fragen, auf die wir Antworten suchten.

Karte mit Route
Die eingezeichnete Route gibt den wahren Reiseweg nur schematisch wieder.

Wir starten unsere Rundreise um die westliche Ostsee in der „Königin der Hanse“: Die sieben großen Kirchentürme von Lübeck sehen wir schon von weitem; sie machen uns neugierig auf die Stadt. Mit dem Fahrstuhl fahren wir den St. Petri-Kirchenturm hinauf und uns liegt die hanseatische Geschichte zu Füßen. Via Marktplatz und Rathaus schlendern wir in Richtung Marienkirche und auch zum berühmten Buddenbrook-Haus. Übernachtung in Lübeck.

Informationsstunden und Erklärungen von Ernst-Reinhold Mewes an seinem Demonstrationsmodell zur astronomischen Zeitmessung begleiten uns während der gesamten Reise. In St. Marien stehen wir vor der ersten, riesigen astronomischen Uhr der Reise und lassen uns von ihr in die Zeit von vor rund 600 Jahren versetzen, um ihre Bedeutung zu erfassen.

In Bad Doberan besichtigen wir die astronomische Uhr im Münster, von der nur die Grundscheibe erhalten blieb. Übernachtung in Rostock.

Besichtigung der astronomischen Uhr (erbaut 1379/80) in Rostock. Anschließend gehen wir einige Schritte weiter und erreichen die Gedenkplatte an Tycho de Brahe. Sie erinnert an seine Aufenthalte, aber auch an sein Duell in dem er seine Nase verletzte und seitdem einen künstlichen Nasenflügel trug.

Fahrt nach Stralsund zur astronomischen Uhr. Ein Abendbummel durch die historische Altstadt rundet diesen Reisetag ab. Leider bleibt wegen Regen der Blick auf die Schaufassade des schönen gotischen Backstein-Rathauses getrübt. Übernachtung in Stralsund.

Über den Rügendamm und weiter zur Fähranlage in Sassnitz-Mukran geht die Reise. Wir fahren mit dem Eisenbahnfährschiff „Sassnitz“. An der Rügen-Küste sehen wir die Kreidefelsen der Stubbenkammer. Je näher wir Schweden kommen, desto schöner wird das Wetter.

Von Trelleborg aus erreichen wir bald unser nächstes Ziel, die historische Stadt Lund. Übernachtung in Lund.

Erster Besichtigungspunkt ist der Dom zu Lund und seine astronomische Uhr mit Figurenumlauf. Im Historischen Museum empfängt uns der Leiter, Hampus Cinthio. U.a. sehen wir einen Himmelsglobus von Willem Blaeu, einem Schüler von Tycho de Brahe. An einer Wand hängt ein gewaltiges Zahnrad aus der Zeit um 1400: wir zählen 365 und 24 Zähne, es gehört sicher zu einer astronomischen Uhr - aber welcher? Übernachtung in Lund.

Von Landskrona aus bringt uns die Fähre „Stjerneborg“, der Name von Brahes Sternwarte, zur Insel Ven. Außer den gelben Fahrrädern gibt es dort noch Pferdekutschen oder die eigenen Füße als Fortbewegungsmittel. Bald erreichen wir die „drei Museen“: Multivisionsschau in Brahes Sternwarte Uraniborg, der Renaissancegarten von Brahes Sternwarte Stjerneborg und die Ausstellung über sein Leben und Wirken.

Zurück in Lund folgt die Sternwartenbesichtigung. Es führt uns Ingemar Lundström. Schaubilder im Eingangsbereich erläutern die lange Geschichte der Astronomie in Lund, die bereits mit der Universitätsgründung vor rund 350 Jahren begann. Wir sind begeistert von der guten architektonischen Gestaltung sowie von der Ausstattung der neuen Räumlichkeiten.

Sternwarte Bildsnett

Da die eingesetzten Forschungsmethoden auf hochauflösender Spektroskopie basieren, stört das Stadtlicht kaum. Die Sternwarte entwickelt das Swedish Extremely Large Telescope (ELT) von 50 m. In der Bibliothek werden für uns sehr alte Bücher und Drucke der Astronomie aus dem verschlossenen Glasschrank gezeigt.

Zum Höhepunkt der Besichtigung wird der 32 m hohe Wasserturm. Zuerst geht es mit dem Fahrstuhl in die Planetariums-Etage, wo der Projektor steht. Der nächste Fahrstuhlhalt ist ganz oben auf 78 m ü. NN. Auch diese Kuppel ist leer; hier soll einmal der Spiegel des Schwedischen Teleskops von La Silla (Chile) stehen. Gezeigt werden uns auch die Vorkehrungen zum Bau eines Vakuum-Sonnenteleskops. Übernachtung in Lund.

Wir fahren weiter via Malmö über die neue Öresund-Brücke nach Kopenhagen. Im Anschluss an die Besichtigung des Runden Turms und des Stadtrundgangs gehen einige zum Schloss Rosenburg und erhalten von einem wissenschaftlichen Mitarbeiter eine persönliche Führung an Rømers Instrumentensammlung: Das sind die Originale einer Planetenmaschine und eines Eklipsariums. Übernachtung in Kopenhagen.

In einem Vorort von Kopenhagen erreichen wir das Ole-Rømer-Museum. Uns begrüßt Frau Lisbet Rasmussen, die uns führt. Eine ehemalige Scheune eines Bauernhofes wurde zu einem Museum umgebaut und wir hören im rustikal gestalteten Vortragssaal einen Einführungsvortrag in deutscher Sprache über das Leben und Wirken des Ole Rømers. Danach gehen wir durch die Ausstellungsräume, wo uns Frau Rasmussen sehr detailliert die Museumsstücke erklärt. Wir setzen den Rundgang im Freigelände fort und kommen zum Grundriss des Hauses, das Rømer sich als Sternwarte erbaute. Der Grundriss, die Raumaufteilung und die Fundamente seines Meridianinstrumentes sind durch Platten, Steine und Holzpfosten markiert. Die Gegend soll noch ähnlich so aussehen wie zu Rømers Zeiten, da das moorige Gelände unter Naturschutz gestellt wurde. Übernachtung in Kopenhagen.

Wir fahren von Kopenhagen nach Rødby. Das Fährschiff heißt M/F Prinsesse Benedikte und bringt uns in 45 Minuten nach Puttgarden. Auf der Vogelfluglinie fahren wir nach Lübeck, wo die Reise fast pünktlich um 12 Uhr endet.

Eckehard Schmidt