Die Geschichte Chinas, die Verschiedenartigkeit seiner Kultur und seiner Mentalität, sowie die historische Astronomie sind derart vielfältig, dass es nur möglich ist, einen Ausschnitt darüber zu bringen.
PEKING: 2.-6. Tag
Peking - die Hauptstadt Chinas - hat 17 Mio. Einwohner. Allein die Größe der Innenstadt beträgt 625 km². Radfahrer, Fußgänger und Autofahrer bewegen sich in Massen auf chaotischen Straßen. Obwohl sich keine Verkehrsregeln erkennen lassen, das Überqueren von Kreuzungen einem Abenteuer gleicht, scheint ihr System des Kreuz- und Querfahrens zu funktionieren. Peking hat viele Sehenswürdigkeiten. Der TIANANMEN-PLATZ wo 1989 ein fürchterliches Massaker -die Niederschlagung der Demokratiebewegung - stattgefunden hat. Den HIMMELSTEMPEL, erbaut im Jahre 1420, besuchte der Kaiser dreimal im Jahr zum Gebet für Himmel, Erde und gute Ernte. Der KAISERPALAST, 1406-1420 erbaut, umfasst 72 ha, davon beträgt die verbaute Fläche 17 ha mit 9999, Räumen. Ein riesiges Gebiet mitten in Peking mit Gebäuden aus Zedernholz, vielen Skulpturen, Arkaden, Pagoden und Bäumen. Man kann hier den ganzen Tag verbringen und viel über die Geschichte Chinas erfahren. KONFUZIUS lebte vor ca. 2.500 Jahren. Diesem berühmten Lehrer und Philosoph zu Ehren wurde eine Tempelanlage errichtet.
In der Anlage der historischen STERNWARTE aus dem Jahre 1442 n. Chr. (Ming Dynasty) gibt es wunderschöne alte astronomische Instrumente zu besichtigen. Globus 1673 n. Chr., Tycho Brahe Sextant 1673 n. Chr., Azimut Theodolit 1715 n. Chr., Altazimut 1673 n. Chr., Quadrant 1673 n. Chr., einfache Armilla 1673 n. Chr. und die Neue Armilla 1733 n. Chr. In einem schönen Areal mit vielen Bäumen und Sträuchern steht das 40 Jahre alte PLANETARIUM von Peking. Es wurde am 29.9.1957 eingeweiht. Eine große Kuppel mit 23,5 m Durchmesser bietet viel Raum für 600 Sitzplätze. Der erste Projektor kam von Zeiss Jena. Der jetzige wurde 1975 in China selbst gebaut und zeigt 8500 Sterne bis zur 6,5ten Größenklasse. Die in chinesischer Sprache gehaltene Vorführung war jedoch veraltet und mittelmäßig. Zwei kleine Volkssternwarten liegen etwas versteckt dazwischen. In einer davon konnte man ein Teleskop von Jena Zeiss aus dem Jahre 1950 zur Sonnenbeobachtung besichtigen. Der Blick durch das Teleskop brachte kein besonderes Aha Erlebnis. Man darf dabei nicht vergessen, dass viele Teleskope in China nicht dem neuesten Stand entsprechen. Der Stellenwert der Astronomie dürfte in diesem Land nicht sehr hoch sein. Fachliche Auskünfte sind äußerst schwierig zu erhalten, da die Astronomen oftmals sehr wenig Englisch sprechen. Technische Auskünfte über Teleskope erhält man nur von einem eigenen Techniker, der ausschließlich Chinesisch spricht. Für die Chinesen sind Sonnen- und Mondfinsternisse ein besonderes Ereignis. Die ältesten Aufzeichnungen darüber sind 5000 Jahre alt. Jedes Jahr gibt es daher am ersten Vollmond im September ein sehr gemütliches Fest in der historischen Sternwarte mit Musik, Tanz und Karaoke. Anlässlich eines Symposiums waren zahlreiche ausländische Astronomen anwesend. Nachdem Karaoke fast zur chinesischen Kultur gehört, blieb es uns ausländischen Teilnehmern nicht erspart, ein Ständchen zu singen. Sehr zur Belustigung unserer Gastgeber.
Ca. 100 km von Peking entfernt, erstreckt sich die 2000 Jahre alte GROSSE MAUER entlang einem Gebirgszug. Von den 6750 km sind derzeit nur 10 km restauriert und begehbar. Zwischen Menschenmassen plagt man sich steile alte Stufen die Mauer entlang hinauf. Jedoch nach einer halben Stunde wird man durch einen wunderschönen Rundblick auf das Gebirge entschädigt. Der SOMMERPALAST, 1750 erbaut, diente der Kaiserfamilie zur Erholung und Freizeit. Heute ist dieses wunderschöne Riesengelände mit vielen kleinen Gängen, Gebäuden, Wäldern, Seen und kleinen Brücken, alten Bäumen und schönen Sträuchern ein beliebtes Ausflugsziel der Chinesen. Eine Arkade mit 8000 gemalten Bildern lädt zu einem romantischen Spaziergang ein. In der Nähe befinden sich auch die berühmten MING GRÄBER. Sie wurden in der Ming Dynasty 1368-1644 erbaut. Zur Errichtung des letzten 13. Ming Grabes 1584-1594 wurden 30.000 Arbeiter pro Tag benötigt.
XING LONG: 7. Tag
(Außenstation der Beijinger Astronomischen Sternwarte)
170 km Busfahrt zum astrophysikalischen Observatorium auf 1000 m Höhe mit dem größten Spiegelteleskop Chinas. 2,16 m Durchmesser.
Die Fahrt geht durch eine sehr schöne Landschaft ins Gebirge. Dörfer mit Ziegelhäusern säumen die Straße. Die Bauern legen das Getreide auf die Straße und die darüber fahrenden Autos dreschen es. Den Menschen in dieser Gegend geht es für chinesische Verhältnisse sehr gut. Sie haben Obst-, Walnuss-, Birnen-, Äpfel- und Kastanienbäume. Dazu sind ausreichend Baumwolle, Tabak, Kaki, Gewürze und Sonnenblumen sowie Zypressen und Trauerweiden vorhanden.
OBSERVATORIUM: Eine wunderschöne große Anlage erstreckt sich über den Bergrücken. In 1000 m Höhe ist das Klima angenehm. Die Luft ist klar, und es riecht nach Natur. Viele kleine Bäume, Sträucher und Wiesenblumen liegen zwischen kleinen Kuppeln. Die größte Kuppel beherrscht überwältigend das Panorama. 1965 wurde diese Anlage mit insgesamt fünf Sternwarten gebaut. Hier werden alle Arten von astrophysikalischen Forschungsaufträgen entgegengenommen. Vier Kuppeln mit je einem 60 cm, 85 cm,, 60 cm + 90 cm Schmid und einem Infrarotteleskop liegen verstreut in der Anlage. Das Infrarotteleskop dient zur Entdeckung und Erforschung "kalter Materie" und Himmelskörper. Mit dem 60 cm Spiegel wird Jagd nach Supernovae in unserer und in der Nähe unserer Galaxie auf photometrische Art gemacht.
Das 2,16 m Spiegelteleskop ist das größte in China. Auf diesem Teleskop wird spektroskopisch nach Körpern bis zur 22. Sternengröße geforscht. Das Gesamtgewicht beträgt 92 Tonnen. Der Spiegel allein ist 3 Tonnen schwer und 30 cm dick. Das System ist Coude und Cassegrain für Breitbandspektrum. Die Gesamthöhe der Kuppel beträgt 35 m. Das Gesamtgewicht der Kuppel ist 250 Tonnen. Ein Traumhimmel am Abend lässt auf eine tolle Beobachtungsnacht hoffen. Die Hoffnung geht leider nicht in Erfüllung. Wir können zwar den Profiastronomen bei ihrer Arbeit über die Schulter schauen, aber eine visuelle Beobachtung war nicht möglich. Mit einem undefinierbaren Miniteleskop wurde uns zwar der Jupiter gezeigt, aber den sehe ich zu Hause besser. Schade!
HUAIROU: 8. Tag
(Außenstation der Beijiner Astronomischen Sternwarte)
Besuch des größten chinesischen SONNENOBSERVATORIUMS. Das größte chinesische Sonnenobservatorium liegt an einem idyllisch gelegenen See. Mit einem kleinen Boot gleitet man dem Observatorium entgegen. Entlang des Ufers erstreckt sich eine fast unwirklich anmutende Landschaft. Wir haben Glück, und die Kuppel ist geöffnet. Wir sehen von weitem das Teleskop in schwindelnder Höhe dem Himmel entgegen ragen.
Das Sonnenobservatorium beinhaltet folgende Instrumente: Mehrfachkanal-Sonnenteleskop zur Messung von Magnetfeldern und Geschwindigkeiten. Ein Weißlicht-Flare-Detektor und ein Sonnenmagnetfeldteleskop. Der Schwerpunkt liegt bei der Sonnenforschung. Es werden aber auch Ballons gestartet, die in die äußersten Lufthüllen der Erde vordringen, diese Lufthüllen erforschen und elektromagnetische Strahlungen messen.
Es folgen Berichte über die Städte: SHAANXI: Sternwarte mit 1,05m Spiegel (hier wird die Zeitmessung mit einer Atomuhr für ganz China gemacht), DENG FENG: Die älteste Sternwarte Chinas mit alten GNOMONEN, NAN KING: Observatorium auf dem Purpurberg, Spiegelschleiferei und Fabrik zur Erzeugung von Großteleskopen, QINGDAO: Sonnenteleskop
Hier eine chinesische Philosophie:
"Wir suchen das Geheimnis des Weltraumes, und wir nutzen dieses Geheimnis für die menschliche Gesellschaft."
XIAN: 9. Tag
XIAN umgibt eine 14 km lange und 12 m hohe Stadtmauer aus dem Jahre 1370. Hunderte kleine hell erleuchtete Lampions laden in der Nacht zu einem romantischen Spaziergang ein. Rund 36 km entfernt befindet sich die berühmte 2000 Jahre alte Terrakottaarmee. Diese Ausgrabung ist eine Touristenattraktion. Menschenmassen schieben sich rund um die Absperrung. Es ist nicht leicht, in Ruhe die 1000 Skulpturen zu betrachten.
Weit idyllischer geht es in der sehr schönen Anlage der heißen Quellen zu. Schon vor rund 3000 Jahren (Westl. Quing Dynasty) dienten diese Quellen als Badeort für den Kaiser und seine Familie. Auch heute noch werden die heißen Quellen als Badeort benutzt. Ein besinnlicher, ruhiger und gemütlicher Ort.
Am Nachmittag besuchen wir die SHAANXI Sternwarte auf 1018 m Höhe. Eine unwegsame steile Straße lässt unseren Kleinbus erhitzen und stehenbleiben. Zu Fuß keuchen wir über eine Stunde den restlichen Weg hinauf. In der Ferne erblicken wir ein eigenartiges Gebilde. Verschwitzt angekommen, stehen wir vor einem riesigen pilzförmigen Gebäude, dem Observatorium. Der Anblick des 1,05 m Spiegelteleskopes ist die Anstrengung wert. Mit einem Ritchey-Chretien + Cassegrainsystem, sowie einer Nasmythmontierung dient das Teleskop zur Beobachtung von Asteroiden, Planeten, Saturnmonden und zur Astrometrie. Im Hauptinstitut in der Stadt wird die Zeitmessung mit einer Atomuhr für ganz China gemacht. Leider konnten wir diese Uhren nicht besichtigen.
Ein Nachtzug bringt uns nach LUOYANG. Nach dem Schock des ersten Anblickes der Kabinen benötigen wir einen kräftigen Schuss Whisky. Das Reinigen der Abteile dürfte seit einiger Zeit vergessen worden sein. Unausgeschlafen, in der Hoffnung, keine " Flohbisse" am Körper zu haben, stehen wir um 5 Uhr früh am Bahnhof von LUOYANG:
LOUYANG: 10. Tag
1 Mio. Menschen leben in dieser alten Stadt. Man merkt, dass hier die Geschichte 3000 Jahre alt ist. Etwa eine halbe Autostunde entfernt befinden sich die berühmten LONGMEN-GROTTEN. 2cm bis 17 m hohe Steinfiguren wurden entlang eines Bergrückens herausgemeißelt. Die ersten großen Höhlen gehen auf das 7. Jh. zurück. Die ersten Anfänge der Grottenkultur der heraus gemeißelten Figuren liegen noch 200 Jahre früher, ca. 500 n. Chr. Zwei berühmte Astronomen lebten 290-220 v. Chr. (Han Dynasty) in dieser Stadt. ZHANG HENG (Seismologie) und GONG SHUN CHANG (Globus aus Kupfer).
Das 1. Buddhakloster aus dem Jahre 68 n. Chr. liegt in einer sehr schönen 4 ha großen Anlage mit vielen Buddhas, Pagoden, Brunnen, kleinen Wegen, Bäumen und Sträuchern. Anwesende Mönche und viele Räucherstäbchen bewirken eine fremdartige Stimmung.
DENG FENG: 11. Tag
Die älteste erhalten gebliebene Sternwarte Chinas befindet sich in Deng Feng. 1276 n. Chr. gegründet, ist diese Sternwarte heute ein Museum. Dieser alten Sternwarte kommt eine besondere Bedeutung zu. In Europa erreichte erst 1582 der Gregorianische Kalender die Genauigkeit von Deng Feng. Also rund 300 Jahre später.
Ein großes 12,62 m hoher GNOMON zur Bestimmung des Jahreskalenders beherrscht die Anlage. Folgende historische Instrumente waren ebenfalls zu besichtigen. Ein 3,91 m hohes Sonnenmeßgerät aus dem Jahre 1250 n. Chr. (Tang Dynasty). Eine Wasseruhr "SHENKUOS" aus dem Jahre 1.100 n. Chr. zum Zeitmessen. Ein Gerät für Eklipsen, Original aus dem 12. Jhdt.. Eine Sonnenuhr zur Bestimmung der Tageszeit. Ein kleines 3 m hohes Gnomon.
In der Nähe befindet sich das 493 n. Chr. erbaute SHAOLIN Kloster. 379 n . Chr. kam erstmals der erste buddhistische Zweig der CHAN Sekte über Indien nach China. 527 n. Chr. schuf ein indischer Mönch den CHAN Buddhismus und den SHAOLIN -KUNG-FU.
NANKING: 12. Tag
In der 5 Mio. Stadt Nanking begann die moderne Astronomie. Entlang der 33 km langen und 14 m hohen Stadtmauer fahren wir auf einer schönen Waldstraße zum Observatorium. Die Anlage liegt auf dem 250 m hohen Purpurberg. In einem Areal von ca. 1 km² mit dichtem Baumbestand liegen verstreut sechs kleine Sternwarten. Die größte, 1929 - 1934 erbaut, beeindruckt mit alten Strukturen und alten Ziegeln. Kleine versteckte Wege und Stufen laden zu einem Spaziergang ein. Wunderschöne alte Instrumente gibt es dabei zu besichtigen.
Sternenglobus aus Bronze 1905 (Ende Ming Dynasty) erbaut mit 1449 Sternen, Gnomon 1439 (Ming Dynasty)- das System eines Gnomons ist 3000 Jahre alt-, einfache Armilla 1437 mit einer Sonnenuhr und Armillasphäre 1439.
In den Kuppeln befindet sich ein 43/60 cm Schmidt Teleskop, ein 40 cm Zwillingsrefraktor, ein 60 cm Reflektor, ein 32 cm Refraktor, ein Sonnenteleskop mit 2 Tuben a 26 cm Objektiv (ein Tubus ist für Weißlicht Sonnenflecken und Granulen, der zweite Tubus ist für die feine Struktur der Chromosphäre) und ein Radioteleskop.
In der Fabrik der Akademie der chinesischen Wissenschaften werden Großteleskope, Amateurteleskope und Radioteleskope hergestellt. Beim Schleifen eines neuen 1 m Spiegels (mit Wasser und Diamantsand) konnten wir zusehen. Die Bearbeitung dauert ca. 5 Monate. Die Technik, die wir besichtigen konnten, war sehr veraltet. Vieles musste per Hand eingestellt werden.
QING DAO: 13. Tag
Diese am Meer gelegene 7 Mio. Einwohnerstadt wurde 1800 n. Chr. von den Deutschen erobert. Der deutsche Einfluss ist noch heute bemerkbar. Der Baustil ist europäisch, es gibt wenig Radfahrer, dafür aber viele Busse und Straßenbahnen. Qing Dao ist für seine Bierbrauerei berühmt. Die 1. Brauerei Chinas, 1903 gegründet, produziert mit 1600 Mitarbeitern 230.000 Tonnen TSING TAO Bier pro Jahr.
Auf einem kleinen Hügel mitten in der Stadt steht ein Sonnenobservatorium. Das Teleskop mit einem 32 cm und 20 cm Spiegel wurde 1932 aus Frankreich importiert und 1960 von Zeiss modernisiert. Wir haben Glück und können einige Sonnenflecken beobachten. Die historische Besonderheit dieses Teleskops liegt darin, dass es ca. 100 Jahre alt und von dem Bautyp ist, auf den sich vor über 100 Jahren die internationalen Sternwarten geeinigt hatten, um einen internationalen photographischen Himmelsatlas zu erstellen. Nach so viel Geschichte und Astronomie der letzten 2 Wochen genießen wir am Abend den Sonnenuntergang am Hafen der Stadt. Das Bedürfnis nach Ruhe und Erholung ist groß.
PEKING: 14. Tag
Nach der Besichtigung des deutschen Gouverneursitzes (1903 erbaut) in Qing
Dao, fliegen wir zum Ausgangspunkt unserer Reise zurück. Am Abend erwartet
uns ein luxuriöses Essen, organisiert vom Planetarium Pekings und unserem
Reiseorganisator Hr. Dr. Eckehard Schmidt. Es endet feucht fröhlich und
mit dem Wissen, neue chinesische Freunde gefunden zu haben. Ich brachte viele
neue Eindrücke nach Hause mit und kann mit gutem Gewissen sagen:
China ist eine Reise wert.
GABI GEGENBAUER
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