Sternwarte Meudon – Halleyscher Komet – Megalithkultur – Archäologie – Bretagne – Normandie

8.-17.6.2007

Sternförmig reisten die Teilnehmer aus dem Bundesgebiet nach Saarbrücken, wo wir uns alle am Hauptbahnhof trafen. Mittags starteten wir über die französischen Autobahnen Richtung Paris, wo wir am frühen Abend ankamen. Dieser Reisebericht erwähnt nur die wichtigsten Stationen.

Den Parisbummel am nächsten Tag unternehmen wir per Metro und fahren zum Pantheon, von dessen Turm  wir einen schönen Blick haben. Den historischen Nachweis der Erddrehung mit dem so genannten Foucaultschen Pendel finden wir dort wieder. Berühmte Wissenschaftler liegen in der Gruft, u.a. Marie Curie. Weitere Ziele sind das Musée des arts et métiers und das Naturhistorische Museum mit seiner geologischen Sammlung.

Eintrittskarte Musee des arts et metiers Eintrittskarte Musee National d'Histoire Naturelle

Links: Paris Musée des arts et métiers Eintrittskarte 9.6.2007

Rechts: Paris Musée National d'Histoire Naturelle Eintrittskarte 9.6.2007
Météorite – Ferronickel


Eintrittskarte Bayeux Teppich Sonntag erfolgt die Abfahrt aus Paris bei nur geringem Verkehr. Durch Regenschwaden und Nebel erscheinen uns die vielen Bäume rechts und links der Autobahn wie verwunschene „Baum-Menhire“ und erinnern uns bereits an das Reiseziel Bretagne mit seinen geheimnisvollen Megalithen. Doch zunächst kreuzen wir den Null-Meridian und erreichen die Normandie. Wir parken in Bayeux und besuchen das Museum mit dem so genannten Teppich von Bayeux, der sowohl für den Kulturhistoriker wie auch für die Astronomen von Interesse ist, da er eine Darstellung des Halleyschen Kometen enthält.

Rechts: Bayeux Teppich Eintrittskarte 10.6.2007 (leider ohne Halleyscher Komet)


Unten: Selbst auf dem Flaschenetikett des Cidre prangen die Heldentaten von Wilhelm dem Eroberer.

Flaschenetikett des Cidre Unseren Ausflug von Bayeux Richtung Strand an die Atlantikküste konfrontiert uns mit den Ereignissen des 2. Weltkrieges, als hier die Alliierten landeten, was sich in  den Tagen unseres Aufenthaltes jährte und noch viele Kriegsveteranen der Alliierten anwesend waren.

Der nächste Tag führt uns in die Bretagne. Beruhigend war zu lesen, dass der Parkplatz am Mont St. Michel bei Flut nicht überschwemmt wird. So können wir uns ganz auf den ansteigenden Fußweg mit lauten Geschäften und Fressbuden konzentrieren. Über sehr viele Treppen und durch unüberschaubare Räumlichkeiten leiten uns Schilder, sonst hätten wir wohl wie in einem Labyrinth nie den Weg auf die oberste Plattform mit einer Aussicht auf eine braune Landschaft, zu Zeiten der Ebbe, gefunden.

Unterwegs halten wir in Dol de Bretagne, berühmt wegen der Geschichte seiner Kathedralen, aber wir kommen wegen seines großen Menhirs, der 9,50 m hoch ist. Sein Umfang beträgt rund 8,70 m.

Weiter fahren wir zum Gezeitenkraftwerk von St. Malo und informieren uns über die Nutzung des Tidenhubs von 13,5 m.

Eintrittskarte Pleumeur-Bodou Das „Cosmopolis“ von Pleumeur-Bodou gefällt uns - das einzige Großplanetarium der Bretagne. Auf dem weitläufigen Gelände befindet sich auch das Radom mit seiner historischen Empfangsantenne für den Satelliten-Transatlantikverkehr, Stichwort Telstar.

Rechts: Pleumeur-Bodou Eintrittskarte 11.6.2007.
Unten: Pleumeur-Bodou Souvenirkarte Philatelie 11.6.2007 mit Unterschriften

Souvenirkarte Pleumeur-Bodou



Die erfolgreiche Jagd des Tages nach Megalithen setzen wir fort und finden den Menhir von St-Uzec. Dieser wurde durch das Aufsetzen eines Kreuzes „christianisiert“ und deutlich sind die Spuren eingemeißelter christlicher Symbole zu sehen. Diese Art der „Integration“ megalithischer Kultur in die christliche Zeit kommt durchaus häufiger in der Bretagne vor, aber sehr eindringlich hier an dieser Stelle sichtbar.

In Morlaix übernachten wir im traditionsreichen Hotel De L'Europe, ein Haus aus dem 18. Jahrhundert mit reichem, verziertem Stuck an der Decke und einer inneren Wendeltreppe aus  Holz, teilweise mit geschnitzten Figuren.

Plouescat Picknick mit Eselswurst

Unterwegs erleben wir die Artischockenernte, die auf etlichen Fotos festgehalten wird. Auf dem Bauernmarkt von Saint Pol de Léon kaufen wir fürs Picknick ein und machen uns auf den Weg in das Gebiet von Plouescat, eine Stadt, die mit mehreren Megalithen in ihrer Umgebung aufwarten kann.

Links: Plouescat Picknick mit Eselswurst 12.6.2007



Wir beginnen am Dolmen von Kenic, gerade ist Ebbe und die Steine liegen befreit vom Wasser auf dem Strand. Wir picknicken nebenan bei schönstem Wetter. Als wir abfahren, erreicht der Wasserspiegel  bereits die Steine, so dass man im Grab hätte baden können. Zur Zeit der Errichtung des Ganggrabes lag der Meeresspiegel ca. 10 m tiefer.

Der Cairn von Barnenez, eigentlich zwei nebeneinanderliegende, ca. 7000 Jahre alte Grabhügel, ist einer der größten in Europa. Im Inneren Dolmen, die Kammern in Kuppelbauweise bilden. Zwei Gänge sind den Besuchern zugänglich, andere Eingänge sind zugemauert.

Figurengruppe von Guimiliau

Als herausragende Beispiele für die bretonischen Kirchenhöfe (Enclos Paroissiaux) besuchen wir Saint Thégonnec, Guimiliau  und Lampaul-Guimiliau. Diese umfriedeten Pfarrhöfe bestehen charakteristisch aus dem Triumphtor, dem Beinhaus, der Kirche selbst und der Figurengruppe zur Passionsgeschichte. Wir sind früh morgens unterwegs und gehören mit zu den ersten Besuchern, nach uns folgen Busladungen!

Links: Eine Figurengruppe von Guimiliau ist auf einer Briefmarke abgebildet.



Wir folgen dem Tal des Elorn, in Landerneau überbrücken den schmalen Fluss Brückenläden, Wohnungen und die Touristinformation. Bald folgen wir dem „Crozon“-Schild. Auf dieser Halbinsel stehen die Menhir-Reihen „Alignement de Lagatjar“. Aus der Luft betrachtet müssten sie die Fläche umstehen wie die Zähnung eine Briefmarke - nur nicht so regelmäßig und gleichförmig und nach Nordwesten hin offen, also ein U bildend. Eine vermutete Ausrichtung der Menhir-Reihen nach der astronomischen Untergangsrichtung der Plejaden vor etwa 5000 Jahren kann nicht exakt bewiesen werden.

Der nächste Morgen bringt uns einen starken Regenschauer, während wir auf die Schiffsfahrt zur historisch interessanten Insel Gavrinis mit ihrem Cairn warten. Die  „Seepocken“, die die Einheimischen bei der einsetzenden Ebbe suchen, schmecken mit Salz; zum Frischhalten verwendet man Seetang. Wir schätzen eine sehr starke Strömung von ca. 19 km/h, ohne Segel zu setzen treiben Segelboote schnell aufs Meer.

Eintrittskarte Gavrinis Oben: Gavrinis Eintrittskarte 14.6.2007, 10 Uhr

In der Schutzhütte auf Gavrinis legen wir unsere Taschen und Rucksäcke in eine große Truhe. Fotografieren im Dolmen verboten. Die einzigartigen in Stein gehauenen zahlreichen Zeichen sind beeindruckend und wirken mit ihren minimalistischen Ausführungen recht modern.

Wieder zurück auf dem Festland fahren wir nach Locmariaquer. Im Eingangsbereich zeigt uns ein Videofilm die Fakten dieser Anlage, die besonders große und stark gravierte Megalithen beherbergt, darunter den größten bekannten Menhir des Neolithikums, Le Grand Menhir Brisé, der mit seinen 20 m Länge und ca. 350 t Gewicht viergeteilt auf dem Boden liegt. Außerdem gibt es den Table des Marchand (ein Gangdolmen, ursprünglich als Cairn angelegt.) und den Tumulus Er-Grah zu erforschen. Zusammen mit den Menhir-Reihen von Carnac lag wohl das europaweite Zentrum der Megalith-Kultur.

Am „Maison de la Megalithe“ finden wir einen Parkplatz, gegenüber ragen die Menhir-Reihen über den Zaun hinweg. Hier führt die „Route des Alignemments“ entlang. Den Rest des Tages sind wir beschäftigt, die Straße abzuschreiten und auch ein Stückchen mit dem Auto zu fahren. Wie Perlen auf einer Kette reihen sich die berühmten Megalith-Orte aneinander: Alginement du Ménec, de Kermario, de Kerlescan, Tumulus von Kercado, Le Géant du Manio, Cromlech Quadrialatère, Petit Menic usw.

Der nächste Morgen bedeutet Abschied nehmen von der Bretagne. Wir fahren weiter nach Nantes.  Dort besuchen wir das Planetarium, das zwar geöffnet, aber nur für die Handwerker, die  es renovieren. Der Vorteil dieser Situation ist, dass uns persönlich die Räumlichkeiten gezeigt werden. Kein klassischer Planetariumsprojektor, sondern Videotechnik mit Beamer befindet sich hier im Einsatz. Schräg gegenüber liegt das Jules-Verne-Museum. Es ist auf seine Werke und Leben abgestimmt. Eher ein kleines Museum für einen so großen Schriftsteller.

Auch das Archäologische Museum  der Universität wird noch von uns besucht. Dann geht es geschwind ins „La Cigale“, einem schönen Jugendstil-Restaurant zum Kaffeetrinken und zur Verarbeitung von den vielen Eindrücken.

Dem Weg nach Paris-Meudon folgen wir so schnell, dass ein Stop Over bei der Kathedrale von  Chartres möglich ist. Schnell finden wir die astronomisch-kulturellen Höhepunkte heraus: Sonnenuhren außen, astronomische Uhr im Inneren, Lichtflecke erzeugt durch Löcher in den Fenstern zeigen auf dem Steinboden der Kathedrale das Sonnenbild, Tierkreiszeichensymbole in den bunten Glasfenstern und das geheimnisvolle Labyrinth beschäftigen uns.

Das Hauptziel des Tages erreichen wir in Meudon: die Sternwarte. Sie ist eher astrophysikalischen Aufgaben zugewandt wie der Sonnenbeobachtung. Besuchern offeriert man einen Planetenweg, der an kleineren, ausführlich gezeigten Teleskopen entlang führt und am großen historischen Refraktor endet. Dessen Kuppel darf aber zurzeit nicht betreten werden, da ein Unwetter wenige Wochen vorher das Dach undicht werden ließ und die Bau- und Aufräumarbeiten noch nicht fertig sind. Durch ein Fensterchen erblicken wir eine in Plastikfolien eingewickelte Montierung mit langem Tubus.

Postkartenmotiv

Abschied nehmen von einer sehr schönen Reise und Verarbeiten von Eindrücken der Bretagne entlädt sich anderntags im Scherz über den größten Menhir der Welt – den Eiffelturm. Ihn und Notre Dame besuchen wir noch, bevor wir zurück fahren. In Saarbrücken angekommen stellen wir fest: 2606 Reisekilometer liegen hinter uns.

Postkartenmotiv, gekauft in Quimper: Hält sich dieser Bretone auf dem Hünengrab etwa für einen Druiden?