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Mehr als eine Weltzeituhr aus Granit

VON RONALD DÄHNERT, 25.02.2010, 19:34h, aktualisiert 25.02.2010, 19:51h

Richard Kieselbach (l.) und Sven Prudlik
Richard Kieselbach (l.) und Sven Prudlik mit ihrem neuesten Werk.
Noch steht die Sonnenuhr in der Werkstatt in Eisleben.
(FOTO: JÜRGEN LUKASCHEK)

EISLEBEN/MZ. Das mehr als eine Tonne wiegende Objekt einfach nur Sonnenuhr zu nennen, wäre Frevel. Was in den zurückliegenden Monaten im Eisleber Steinmetzbetrieb Kieselbach Form angenommen hat, ist weit mehr als eine Sonnenuhr, aber eben auch das.

Das dreiteilige Objekt, bestehend aus einer Globus-Sonnenuhr, einer Planeten-Rolle und einem Mond-Modell, wird zunächst im Rahmen der Ausstellung "Von Zeit zu Zeit - Allgegenwärtig und unbegreifbar" an der Arche Nebra, dem Museum für die Himmelsscheibe zu sehen sein, ehe es als Dauerleihgabe im thüringischen Kleinjena einen Platz finden wird.

Der Steinmetzbetrieb Kieselbach ist seit jeher bekannt für seine Sonnenuhren. Der ehemalige Besitzer Richard Kieselbach (67) hat diese Faible bereits in den 80er Jahren entwickelt, als er nach einem Unfall zeitweise arbeitsunfähig war. Mittlerweile führt seine Tochter Katrin Kieselbach-Prudlik die Geschäfte, unterstützt von ihrem Mann Sven Prudlik.

Die neuste Sonnenuhr ist nicht nur ein Meisterwerk des Steinmetzhandwerks, sondern auch des Sonnenuhrbaus. Den Mittelpunkt der Uhr bildet ein Globus. Über diesen ist nach den Plänen der Steinmetze ein Metallgestell angebracht. Am Globus, ausgerichtet wie die Erde, ist ersichtlich, wo auf der Welt in diesem Augenblick die Sonne auf- oder untergeht. Außerdem bildet eine verschiebbare Kugel die Möglichkeit, den Punkt auf der Welt zu finden, auf den die Sonne senkrecht scheint. Die Uhr bietet aber noch viel mehr. Sie zeigt die Sommer- und Wintersonnenwende an, Entfernungen zu Orten auf anderen Kontinenten und die Uhrzeit, die dort gerade ist. Aber auch damit sind alle Funktionen des neuesten Kieselbachschen Werks längst nicht aufgezählt. Dies zu tun, würde den Rahmen des Beitrages sprengen.

Zum Gesamtobjekt gehören aber auch noch das Mond-Modell, das in der tatsächlichen Größenrelation zum Globus der Sonnenuhr steht. Auf dem Sockel des Mondes, dessen Durchmesser ein Viertel des Globus' beträgt, sind Informationen zum Erdtrabanten eingemeißelt. Und auf der drehbaren Planetenrolle, ebenfalls aus Granit, nicht nur die Planeten, sondern auch deren Alter, Umlaufzeiten, Entfernungen und durchschnittlichen Temperaturen vermerkt.

Dieses Entdecken ist es auch, was Richard Kieselbach erreichen möchte. Vor allem, wenn das Objekt in Kleinjena steht, wünscht sich Kieselbach, dass die Kinder regelrecht begreifen können, wie das mit der Sonne und der Erde funktioniert und warum es auf der Welt so unterschiedliche Uhrzeiten gibt. "Unsere Sonnenuhr soll angefasst werden", wünscht sich der Steinmetz, der die "unbegreifbare" Zeit begreifbar machen möchte.