Lösungsbeschreibung des Preisrätsels vom Juni 2009

Astronomische Fehler auf der Kepler-Sonderbriefmarke

Es gibt selbstverständlich die Schwierigkeit, astronomische Dimensionen im Briefmarkenformat wiederzugeben. So ist allein die Größe der Sonne sowohl zu den Planeten wie auch zu den gezeichneten Bahnen maßstäblich unverhältnismäßig - dies sei aber dem Briefmarkenentwerfer verziehen, weil es nicht anders geht. Dennoch zeigt sich, dass der Briefmarkenentwerfer einige astronomische Grundkenntnisse einhalten bzw. astronomische Nähe suchen sollte, weshalb wir von Fehlern auf der Briefmarke schreiben wollen, auch wenn dem Briefmarkenentwerfer künstlerische Freiheit zugebilligt werden kann.

a) Die Planetenbahnen sind alle in einer Ebene liegend. Schematisch mag das stimmen, entspricht aber nicht den Tatsachen.

b) Die Abstände der Planetenbahnen zueinander sind gleichmäßig und damit falsch.

c) Die Sonne steht in einem Brennpunkt der Ellipse des Planeten. Hier sind die Ellipsen sehr übertrieben dargestellt. Die Sonne hätte etwas näher zur Mitte stehen können. Das Verhältnis großer zu kleiner Halbachse ist in allen Fällen gleich, d.h. alle Exzentritäten auf der Briefmarke stehen im Widerspruch zum tatsächlichen Planetensystem.

d) Wer die Sonne genauer betrachtet, entdeckt auf der linken Sonnenhälfte einen Schatten. Durch diesen künstlerischen Trick erscheint die Sonne als schöne Kugel und nicht nur als Scheibe, aber in Natura strahlt die Sonne nach allen Seiten gleich stark und darf deshalb keinen Schatten haben.

e) Großzügig geht der Briefmarkenentwerfer auch mit der Beleuchtungssituation auf den Planeten um: Auf einigen Planeten sind Tagundnachtgrenzen erkennbar (Erde und Venus), die aber falsch sind. Die Nachtseiten der Planeten müssen von der Sonne weggerichtet liegen.

f) Die Farben der Planeten hätten an Erfahrungen anknüpfen können. Zum Beispiel wird Mars als der rote Planet bezeichnet und die Erde als blauer Planet.

g) Bei der Größe des Planeten hätte die Erdoberfläche mit Wasser-und Kontinenten versehen sein können. immerhin sind die Radien der Planeten untereinander ungefähr im richtigen Verhältnis. Der Sonnenradius lässt sich nicht maßstabsgerecht darstellen.

h) Keplers Gesetze gelten ebenso für alle Himmelskörper. Warum aber Mars und die anderen Bahnen nicht in die Flächendarstellung integriert werden, ist ein Rätsel. Außerdem sind die Flächeninhalte nicht gleich, der Unterschied ist durch perspektivische Verzerrung nicht zu rechtfertigen.

i) Die Farbe der kosmischen Hintergrundstrahlung ändert sich nicht entlang der Linie der Planeten. Die Reihung der Planeten entlang der Linie zwischen hellem und dunklem Hintergrund ist idealtypisch. Es müssten ja lauter Sonnenfinsternisse entstehen.

j) Wo ist der Erdmond?

k) Der Asteroidengürtel hätte zusätzlich zwischen Mars- und Jupiterbahn eingezeichnet werden müssen.

Insgesamt bewertet wäre es astronomisch interessanter gewesen, wenn der Künstler nicht zu schematisch das Thema bearbeitet hätte. Die Briefmarke fördert kein astronomisches Wissen. Stünde nicht der Text "400 Jahre Keplersche Gesetze" auf der Marke, hätten vermutlich nur wenige Briefmarkenkäufer erfahren, was sie erwerben.