Astronomische Fehler auf der Kepler-Sonderbriefmarke
Es gibt selbstverständlich die Schwierigkeit, astronomische Dimensionen
im Briefmarkenformat wiederzugeben. So ist allein die Größe der Sonne
sowohl zu den Planeten wie auch zu den gezeichneten Bahnen maßstäblich
unverhältnismäßig - dies sei aber dem Briefmarkenentwerfer verziehen,
weil es nicht anders geht. Dennoch zeigt sich, dass der
Briefmarkenentwerfer einige astronomische Grundkenntnisse einhalten
bzw. astronomische Nähe suchen sollte, weshalb wir von Fehlern auf der
Briefmarke schreiben wollen, auch wenn dem Briefmarkenentwerfer
künstlerische Freiheit zugebilligt werden kann.
a) Die Planetenbahnen sind alle in einer Ebene liegend. Schematisch mag
das stimmen, entspricht aber nicht den Tatsachen.
b) Die Abstände der Planetenbahnen zueinander sind gleichmäßig und
damit falsch.
c) Die Sonne steht in einem Brennpunkt der Ellipse des Planeten. Hier
sind die Ellipsen sehr übertrieben dargestellt. Die Sonne hätte etwas
näher zur Mitte stehen können. Das Verhältnis großer zu kleiner
Halbachse ist in allen Fällen gleich, d.h. alle Exzentritäten auf der
Briefmarke stehen im Widerspruch zum tatsächlichen Planetensystem.
d) Wer die Sonne genauer betrachtet, entdeckt auf der linken
Sonnenhälfte einen Schatten. Durch diesen künstlerischen Trick
erscheint die Sonne als schöne Kugel und nicht nur als Scheibe, aber in
Natura strahlt die Sonne nach allen Seiten gleich stark und darf
deshalb keinen Schatten haben.
e) Großzügig geht der Briefmarkenentwerfer auch mit der
Beleuchtungssituation auf den Planeten um: Auf einigen Planeten sind
Tagundnachtgrenzen erkennbar (Erde und Venus), die aber falsch sind.
Die Nachtseiten der Planeten müssen von der Sonne weggerichtet liegen.
f) Die Farben der Planeten hätten an Erfahrungen anknüpfen können. Zum
Beispiel wird Mars als der rote Planet bezeichnet und die Erde als
blauer Planet.
g) Bei der Größe des Planeten hätte die Erdoberfläche mit Wasser-und
Kontinenten versehen sein können. immerhin sind die Radien der Planeten
untereinander ungefähr im richtigen Verhältnis. Der Sonnenradius lässt
sich nicht maßstabsgerecht darstellen.
h) Keplers Gesetze gelten ebenso für alle Himmelskörper. Warum aber
Mars und die anderen Bahnen nicht in die Flächendarstellung integriert
werden, ist ein Rätsel. Außerdem sind die Flächeninhalte nicht gleich,
der Unterschied ist durch perspektivische Verzerrung nicht zu
rechtfertigen.
i) Die Farbe der kosmischen Hintergrundstrahlung ändert sich nicht
entlang der Linie der Planeten. Die Reihung der Planeten entlang der
Linie zwischen hellem und dunklem Hintergrund ist idealtypisch. Es
müssten ja lauter Sonnenfinsternisse entstehen.
j) Wo ist der Erdmond?
k) Der Asteroidengürtel hätte zusätzlich zwischen Mars- und Jupiterbahn
eingezeichnet werden müssen.
Insgesamt bewertet wäre es astronomisch interessanter gewesen, wenn der
Künstler nicht zu schematisch das Thema bearbeitet hätte. Die
Briefmarke fördert kein astronomisches Wissen. Stünde nicht der Text
"400 Jahre Keplersche Gesetze" auf der Marke, hätten vermutlich nur
wenige Briefmarkenkäufer erfahren, was sie erwerben.