Klimaschutz und Weltfrieden - diese Verbindung mag auf den ersten
Blick überraschen, dreht sich die Diskussion derzeit doch überwiegend um
wirtschaftliche Aspekte: Um eine höhere Energieausbeute, um den Handel mit
CO2-Zertifikaten, sogenannten Verschmutzungsrechten, um Steuern und Abgaben
oder um Auflagen für die Baubranche.
Die Wirtschaft, als Hauptverursacher des Klimawandels, soll mit ökonomischen
Mitteln zum Klimaschutz beitragen. Was sie nur widerwillig tut, weil sie die
Auflagen nur als Kosten und nicht als Investition in die Zukunft sieht. Wie
kurzsichtig diese Sichtweise ist, darauf hat schon öffentlichkeitswirksam der
Wirtschaftswissenschaftler und frühere Chefökonom der Weltbank Sir Nicholas
Stern hingewiesen. Die Folgen weiterer Inaktivität wären katastrophal:
Schmelzende Polkappen würden die Flutgefahr dramatisch erhöhen, steigende
Meeresspiegel weite Landflächen vernichten.
Und da schließt sich die Verbindung zum Frieden auf der Erde. Wenn Millionen
Menschen auf der Flucht vor Überschwemmungen oder Dürren Aufnahme in fremden
Ländern suchen müssen, wenn Grenzen militärisch abgeriegelt werden und
Verteilungskämpfe um Land, Nahrungsmittel oder Wasser drohen, dann ist der
Weltfrieden in Gefahr. Schon heute sind erste Anzeichen dieses
Schreckensszenariums unübersehbar. Und deshalb ist die Entscheidung, führende
Umweltschützer auszuzeichnen, eine gute Wahl, die gerade in der Kombination von
UN-Klimarat und Al Gore durchaus Charme hat.
Die Klimaschutzbehörde der Vereinten Nationen ist die wissenschaftliche Stimme
in der Debatte. Hier werden Fakten gesammelt, die Forschung vorangetrieben und
eine politische Lösung gesucht im Rahmen der UN-Klimaschutzverhandlungen. Al
Gore dagegen ist als Populist die öffentliche Stimme, die die Botschaft unter
die Menschen bringt mit Vorträgen und mit einem Dokumentarfilm, der um die Welt
ging - nicht immer wissenschaftlich korrekt, aber anschaulich, aufrüttelnd und
verständlich für jeden Laien.
Der Mensch und die Behörde Hand in Hand, diese Symbiose hat in der Tat für
Bewegung und Aufsehen gesorgt, die einen Preis verdient hat, eine Auszeichnung,
die zudem zu einem denkbar günstigen Zeitpunkt kommt. Das bisher gültige
internationale Klimaschutzabkommen von Kyoto läuft in fünf Jahren aus. Eine
Nachfolgevereinbarung muss dringend getroffen werden. Damit will die
Staatengemeinschaft im Dezember dieses Jahres auf Bali beginnen und es wird
kein leichtes Unterfangen, weil dieses Mal nicht nur die Industriestaaten, sondern
auch die Schwellenländer in die Pflicht genommen werden sollen.
Die Verleihung des Friedensnobelpreises, der die Wichtigkeit des Klimaschutzes
unterstreicht, ist dabei eine enorme moralische Unterstützung und ein Signal an
die Länder dieser Welt. Und vielleicht erreicht dieses Signal sogar einen
Außenseiter, der bisher unter dem Dach der Vereinten Nationen nicht mitspielen
will: US-Präsident Georg Bush.