Eine Gaswolke auf dem Weg in das galaktische supermassive Schwarze Loch

S. Gillessen, R. Genzel, T. K. Fritz, E. Quataert, C. Alig, A. Burkert, J. Cuadra, F. Eisenhauer, O. Pfuhl, K. Dodds-Eden, C. F. Gammie & T. Ott

übersetzt aus: Nature 481, 51-54 (5. Januar 2012) von Klaus Meissen

Messungen von Sternorbits liefern überzeugende Beweise, dass die kompakte Radioquelle Sagittarius A* im galaktischen Zentrum ein schwarzes Loch mit der vier Millionen fachen Masse der Sonne ist. Mit Ausnahme von schwachen Röntgen- und Infrarot-Flares ist Sgr A* überraschend ruhig, was darauf hindeutet, dass die Akkretionsrate und Strahlungseffizienz in der Nähe des Ereignishorizonts derzeit sehr niedrig ist.

Hier berichten wir über das Vorhandensein einer dichten Gaswolke, etwa die dreifache Masse der Erde, die in die Akkretionszone von Sgr A* fallen wird. Unseren Beobachtungen zufolge ist die Umlaufbahn der Wolke sehr exzentrisch, mit einer größten Annäherung von nur etwa dem 3.100-fachen des Ereignishorizonts, welche im Jahr 2013 erreicht sein wird. In den vergangenen drei Jahren wurde die Wolke gestreckt, vor allem durch Gezeiten-Scherung infolge der Gravitationskraft des schwarzen Loches.

Die dynamische Entwicklung der Wolke und ihre Strahlung in den nächsten Jahren wird zeigen, wie die Eigenschaften des Akkretionsflusses und der Fütterungsprozess des Schwarzen Lochs ablaufen. Die KeV-Röntgenemission von Sgr A* kann sich deutlich aufhellen, wenn die Wolke die größte Annäherung erreicht. Es kann auch in einigen Jahren zu riesigen Strahlungsausbrüchen kommen, wenn die Wolke zerrissen wird und das Gas ihrer Fragmente in die zentrale Akkretionszone fällt.