Allgemeine Information zum Wilkins Mondflugprojekt

"Es könnte zwar jemand sagen, dass man nicht mit einem Schiff nach dem Mond fahren kann. Ich antworte darauf, dass wir zwar jetzt noch kein dergleichen Schiff besitzen, daß es aber in Zukunft vortreffliche Köpfe geben wird, die neue Experimente und Erfindungen machen. Kepler meint, daß sogleich nach der Erfindung der Flugkunst einige beherzte Leute von seiner Nation eine Kolonie in jener neuen Welt errichten werden..." Weiterhin wägt Wilkons ab, auf welche Schwierigkeiten ein Mondreisender stoßen würde wie Überwindung der Schwerkraft, Reiseverpflegung, Reisedauer und Luftvorrat. Letztendlich favorisiert Wilkins den Reisevorschlag des Bischofs Domingo Gonsales, macht ihn zu seinem eigenen Vorschlag und schreibt:

"Der Autor setzt voraus, dass es für viele Geschöpfe einen gangbaren Weg zwischen der Erde und dem Mond gibt. Er sagt beispielsweise, dass die Heuschreckenschwärme, die unlängst viele Länder der Erde heimgesucht haben, vom Mond gekommen sind. Wenn wir nämlich die Berichte von diesen Heuschreckenschwärmen durchlesen, finden wir, dass diese Schwärme an den betreffenden Orten vorher öfters in den hohen Wolken gesehen wurden. Danach kamen sie näher, nahmen einen großen Raum ein, verfinsterten den Tag und löschten das Sonnenlicht aus. Der Autor zieht heraus den Schluss diese Schwärme vom Mond gekommen sein müssen. Weiter nimmt er an, dass die Schwalben, Kuckucke, Nachtigallen sowie die anderen Vögel, die nur ein halbes Jahr bei uns bleiben, bei ihrem Wegwandern in die Höhe fliegen. Unter diesen Vögeln soll es auch eine Art wilder Schwäne geben, die zu bestimmten Jahreszeiten nach Ostindien fliegen. Diese Vogelart vermag deshalb so weite Flüge auszuführen, weil sie von großer Stärke ist. Da sie ferner wie unsere wilden Gänse in Scharen auftritt, glaubt der Autor, dass viele dieser Vögel sehr wohl einen Körper im Gewicht eines Menschen fortbringen könnten. Und zwar insbesondere dann, wenn man, wie der Autor es für möglich hält, eine Maschine bauen würde, welche die Last gleichmäßig auf alle Vögel verteilt. Man könnte sich also vorstellen, dass ein Mensch jährlich einmal eine derartige Reise ausführt, indem er mit den Vögeln anfangs des Winters wegwandert und im Frühling mit ihnen zurückkehrt."

Quelle: J. Classen: Das Mondflugprojekt des John Wilkins von 1638. Mit 1 Abbildung. Veröffentlichungen der Sternwarte Pulsnitz, Nr. 21, 1985.