15. Tag, Montag, 19. Juli und danach
Heimreise - der weite Flug zurück ins Nest

Jenny brachte es fertig:

Bei diesem Flug nach Santiago und dem Heimflug konnten wir zusammensitzen und brauchten uns, nachdem unser Gepäck hier in Antofagsta verfrachtet war, nicht mehr darum zu kümmern; es wurde ohne unser Zutun in die Maschine nach Frankfurt durchgecheckt. Bravo! Der Abschied war herzlich, Jenny war mit in die Email-Adressenliste integriert, sie gehört nun zu uns.

Unsere Langstreckenmaschine, in Buenos Aires eingesetzt, ließ lange auf sich warten. Warum, weiß niemand. Für die Andenken- und Dutyfree-Shops der Knüller, die Passagiere kauften mehr ein als gewollt. Und auch für die Restaurants. Gerd und Wolfgang aus Wien organisierten wunderbar gekühlte Halbe, die unseren Durst zu löschen wussten. Gelangweilt duch-wanderte ich das Gebäude, mir graute vor der Sitzerei auf dem 18-Stunden-Flug. Endlich traf die Maschine ein, und schon spazierte die uns zugewiesene Crew an uns vorbei. Gut ausgeschlafen und mit vier Kapitänen. Nach ruhigem Durchstarten ging es hoch über die Anden - und hier wurden wir eine halbe Stunde lang heftigst durchgeschüttelt. Turbulenzen ohne Ende. Unser Käp´ten lotste seine Maschine wacker hindurch, dann verlief die Fahrt weit über den Wolken gleichmäßig und ruhig - und als inzwischen erfahrene Langstreckenfliegerin wusste ich meine strumpfgestützten Beine gut unterzubringen, so dass auch ich zum Schlafen kam. Etwa auf Höhe der Azoren war für uns die Nacht vorbei, wir landeten in Madrid mit der Verspätung, die wir in Santiago beim Abflug hatten. Was erwartete uns hier? Wieder eine fragwürdig lange Weile. Warum? Aus Ruhegründen für das Personal wie auf dem Hinflug. Die LAN-Maschine blieb die gleiche, das Personal wechselte.

In Madrid filzte uns der Zoll gehörig durch, und Jörg musste sich von einem Petroglyphen trennen, den er in seinem Handgepäck durchschmuggeln wollte. Ein kleiner Stein nur. Pech.

"Mach doch schnell noch ein Foto von ihm", schlug ich ihm vor, aber seine inzwischen schon sprichwörtliche Lust aufs Fotografieren war ihm ausgerechnet hier vergangen.


Wir landeten in Frankfurt so spät, dass sich jeder von uns überlegen musste, wie er jetzt nach Hause kam. Einige entschlossen sich, im Ibis-Hotel zu übernachten. Rainer hatte sich in weiser Voraussicht hier schon ein Zimmer gebucht. Heinz und ich fanden noch einen ICE bis Heidelberg und überlegten, ob wir eventuell dort im Ibis übernachten sollten. Es war schon lange nach Mitternacht, und eine letzte Bahn ging gerade noch bis Neckargmünd. Dann - war Schluss. Noch im ICE ein Telefonat mit Taxi-Kistner in Buchen (zum Glück hatte Heinz sein elektronisches Adress- und anderes - Merkerchen dabei - und es funktionierte sogar - und hatte die Telefonnummer gespeichert). Frau Kistner schickte Herrn Scholz los. Dieser erwartete uns mit dem Taxi auf dem verlassenen Bahnhof Neckargmünd, schaukelte uns über die gewohnte Odenwaldstrecke nach Buchen und setzte uns vor unserer Haustür ab. Das Ganze kostete 70 Euro und Heinz war beim Entlöhnen zu müde und kaputt, um noch an Trinkgeld zu denken. So läuft er heute noch mit einem Zehneuroschein herum, den er, sollte er Herrn Scholz mal treffen, ihm überreichen will. Insgesamt dauerte die Heimreise von Sonntagnachmittag 14 Uhr bis Dienstagfrüh 2 Uhr, also sage und schreibe 36 Stunden. Dass wir total kaputt zu Hause ankamen, war klar, aber die tolle Reise war diese Strapazen wert!

Tja, und dann überkam uns der gesunde Hunger. Gegen vier Uhr morgens verputzten wir Rostbratwürste mit Rosmarinkartoffeln und Bohnengemüse. Danach konnten wir schlafen - uuuuuunendlich lange. Als wir erwachten, wussten wir nichts mit der Zeit anzufangen:

War es nun Vormittag oder Abend? War es heute oder gestern? Oder sogar schon Morgen?

Egal.

Nur eines wusste ich: Ehe mich der Alltag wieder so richtig einkriegt, setze ich mich hin und schreibe unsere Erlebnisse von Anfang bis Ende auf. Erst dann gebe ich meinen Kopf wieder frei für neue Eindrücke.

Und das ist jetzt der Fall.