10. Tag, Mittwoch, 14. Juli
Atacama - Salz und Mondlandschaft

Nachdem wir unseren kurzen Morgenbesuch bei Space Obs beendet hatten, führte uns der Weg durch die Wüste am Observatorium ALMA vorbei. Jenny hatte inzwischen herausgefunden, dass sie in ihrer Reisegruppe von Leuten umgeben war, die sehr viel von Astronomie verstanden. So setzte sie ihren ganzen Ehrgeiz ein, um uns einen Besuch hier herauf zu ermöglichen. Eckehard Schmidt beklagte sich, dass er von Deutschland aus keine Chancen hatte, angeblich läge das an einer Baustelle. Unser Bus parkte am Fuß des Berges beim Pförtnerhaus - Jenny und Eckehard klingelten und bekamen Einlass. Wir blieben sitzen, es war kalt. Nach einer Weile holte Jenny uns mit hinein; in einem Warteraum wurden wir per Video über die Gefahren auf dem Berg informiert. Unterdessen gaben sich die Pförtner alle Mühe und telefonierten wie die Weltmeister mit den Verantwortlichen oben auf ihrem abgeplatteten Berg. Zunächst sah es gut für uns aus. Aber leider klappte es dann doch nicht - - - die Baustelle wäre für Besucher zu gefährlich. Also bestiegen wir nach einer knappen Stunde vergeblichen Wartens wieder unseren Bus. Nun ging es stracks zum Salar de Atacama. Unterwegs überquerten wir den Fluss San Pedro, der dem Grundwasser der Kordillieren entspringt, also Süßwasser enthält, in der Salzwüste Salzkristalle übernimmt und somit zu Brackwasser wird, für die Land- und Gartenwirtschaft also unbrauchbar. Er wurde zum Teil kanalisiert und an der Salzwüste vorbei geführt, so dass er sein Süßwasser behalten konnte.

Jenny machte uns auf den fern liegenden erloschenen Vulkan Licancabur, fast 6000 m hoch, aufmerksam. Er ist sozusagen ihr Hausberg. Er ist der markanteste der Andenvulkane in dieser wüsten Gegend. Trotzdem stehen ihm seine ihn umgebenden, ebenfalls längst erloschenen Nachbarn in Höhe nicht nach. Jenny wies uns auf das Valle de Luna hin, das wir am Spätnachmittag besuchen wollten, wenn die Abendsonne am Sinken war.

Iwanowski:

Der Salar de Atacama liegt südlich der Oase und erstreckt sich über eine Fläche von ca 300.000 ha. Er wird gebildet von einer flachen, abflusslosen Senke, die das Wasser des Rio San Pedro und der vielen kleinen Gewässer aufnimmt, die aus der Kordillere abfließen. Das vulkanische Gestein der Kordillere ist sehr wasserdurchlässig, so dass das Wasser der Gletscher und Schneefelder der höheren Gipfel bis ins Tal hinunter fließen kann. Das Wasser durchfließt das salzhaltige Gestein, die Salze werden gelöst und mit dem Wasser in die Senke gespült. Hier verdunstet ein großer Teil des Wassers wieder, und das Salz bleibt übrig. Der Salar de Atacama ist die größte Salzablagerung Chiles, und von Ufer zu Ufer misst er an seiner weitesten Stelle mehr als 80 km. Ursprünglich nahm er eine weit größere Fläche ein, aber die Kräfte, die die gesamte Andenregion formen, führten dazu, dass im Westen des heutigen Ortes eine Bergkette aufgefaltet wurde, die einen Teil des Salars abschnitt. Dass das Gestein dieses kleinen Gebirges, das den Namen Cordillera de Sal trägt, ursprünglich auf dem Grund eines Salzsees lag, lässt sich heute noch gut erkennen: kommt man von Calama nach San Pedro, durchfährt man die Kette und kann sogar vom Auto aus große Salzkristalle in der Sonne aufblitzen sehen. Es werden verschiedene Salze im Salar abgelagert, u. a. Lithium (40 Prozent des Gesamtvorrates Chiles dieses kostspieligen Minerals befinden sich im Salar de Atacama!), Borax und Kalium. Diese Salze werden am südlichen Ende des Salars abgebaut. Um den Salar zu besuchen, verlässt man San Pedro in Richtung Toconao (C. Antofagasta Richtung Osten), noch im Ort kommt man am Grenzposten vorbei, wenn man nur zum Salar will, braucht man hier nicht anzuhalten. Die Straße ist zunächst noch asphaltiert und führt durch fruchtbares grünes Land, auf dem Landwirtschaft betrieben wird. Der Weg durchquert eine Plantage mit Tamarugos, deren Samen von den Bauern als Viehfutter genutzt werden.

TAMARUGO (Prosopis tamarugo) ist ein Baum, der sogar mitten in der Atacama-Wüste bis zu 20 m hoch werden kann, denn er benötigt keinen Regen, sondern begnügt sich mit Tau und dem hier sehr salzigen Grundwasser, an das er mit seinen bis zu 15 m langen Wurzeln herankommt. Sein Holz nimmt man zur Heizung, seine Blätter als Futter für Ziegen und Schafe und seine nussartigen Früchte dienten über Jahrtausende den Atacameños und ihren Tieren als Nahrung. Einst bedeckten ganze Tamarugo-Wälder große Flächen, und nach der erbarmungslosen Abholzung während der letzten Jahrhunderte versucht man seit 1960, die Wüste mit Tamarugo-Plantagen wieder aufzuforsten.

Man fährt immer am Ostufer des Salars entlang, der hier allerdings noch von einer spärlichen Vegetation bedeckt ist und eher den Eindruck eines Sturzackers als den eines glitzernden Salzsees macht! Nach 33 km erreicht man Toconao, einen kleinen Ort mit Polizeiposten und einem Büro von CONAF, wo Informationen über die Reservi National de Flamencos eingeholt werden können. Der Salar (und auch dasValle de la Luna) gehören teilweise zu diesem Schutzgebiet Auch die Kirche des Dörfchens ist sehenswert: ein Bau aus der Zeit um das Jahr 1744. Der freistehende Turm wurde aus weichem weißen Vulkangestein gebaut, und ist inzwischen so etwas wie das Wahrzeichen des Dorfes geworden. Er wird in klein auch auf dem winzigen Kunsthandwerkermarkt gegenüber der Kirche verkauft. Der Ort liegt am Ausgang der Quebrada von Jerez, ein tief eingeschnittenes Tal, durch das ein Bach abfließt, der dem Ort das Süßwasser liefert, das er zum Obstanbau braucht. Die Quebrada de Jerez ist wie geschaffen für ein Picknick: zwischen den grünen Obstgärten weitet sich das Bett des Baches zu kleinen Becken, in denen auch ein Bad möglich ist. Drei Kilometer hinter Toconao zweigt der Weg nach rechts zum Lago Chaxa ab (von hier noch 19 km), einer der schönsten Stellen des Salars. Hier dringt das Wasser eines unterirdischen Sees bis an die Oberfläche und bildet eine Lagune, in der einige Flamingos und andere Wasservögel waten. Man lässt das Auto stehen, zahlt Eintritt und kann dann auf einem Weg durch die Lagune verschiedenen Vogelschwärme beobachten. Besonders am Spätnachmittag und bei Sonnenuntergang, wenn die Vulkane im Osten in den schönsten Farben erglühen. Hier findet man auch weiße Salzbro-cken und Kristalle, generell ist der Salar jedoch durch den Wüstenstaub bräunlich gefärbt.

Vom Lago Chaxa aus muss man zur Hauptstraße zurück.


Dieser Flamingo gehörte eigentlich gefilmt. Er brachte uns zum Lachen, weil er sich mit dem Schnabel beim Gründeln um die eigene Achse drehte, einer Bohrmaschine gleich. Zwischendurch schnappte er nach Luft, und wir dachten schon: "Aha, jetzt hat er seine Beute," da bohrte er weiter. Manchmal in die andere Richtung, wahrscheinlich um keinen Drehwurm zu kriegen. Auch Flamingos können schwindeln ...

Die Vögel sind zu weit entfernt, um sie mit der Kamera richtig einfangen zu können, dafür biete ich als Trost (aus Rainers Schatzkiste) die unterschiedliche Färbung des Wassers, je nach Eisen- bzw. Kupferanteil aus den Salzkristallen.

Nachmittag im Valle de la Luna. Es liegt westlich der Stadt San Pedro im Salzgebirge. Dieser Ausflug in die rauhe Schönheit der Wüste beginnt mit der Abenddämmerung. Seltsame Salz- und Felsformationen inmitten vegetationsloser Sandlandschaft und der Licancabur-Vulkan im Hintergrund verleihen dem Tal tatsächlich das Aussehen einer Mondlandschaft. Die untergehende Sonne taucht das Tal fast minütlich in ein neues Licht und bietet so ein faszinierendes Farbenspiel.

Iwanowski:

Das Valle de la Luna

Die zweite der Touren, die fast schon zum Pflichtprogramm in San Pedro gehören, ist das Valle de la Luna, etwa 12 km westlich des Ortes gelegen. Täler des Mondes gibt es in Südamerika viele, das von San Pedro ist aber sicherlich eines der schönsten! Die Hügel und Klippen waren vor Jahrmillionen einmal der Grund eines Sees. Die gewaltigen Kräfte, die an der ganzen südamerikanischen Westküste die Erdschollen hin und herschieben, haben den verhärteten Grund empor gedrückt und wie Papier gefaltet. Dann kamen Wind und Wasser, und so hat die Verwitterung die bizarren Formen hervorgebracht, die dem Tal zu seinem Namen verholfen haben. Am schönsten sind die Dünen, die Salz- und Lehmskulpturen bei Sonnenuntergang zu sehen, dann werfen sie die dramatischsten Schatten, während sie im harten Tageslicht der Wüste seltsam flach erscheinen. Wenn dann noch der Vollmond über dem Vulkan Licancabur aufgeht, ist das Postkartenmotiv komplett!