Legende von der Elsternbrücke


Dies ist eine sehr schöne, über die Jahrhunderte weitererzählte Liebesgeschichte, eines der vier bekanntesten Liebesmärchen in China.

Der Legende nach verliebten sich im Himmelspalast das Webermädchen (Vega) und der Jüngling (Altair). Das war aber gegen das Himmelsgesetz. Das Webermädchen ist eine Enkelin der Königsmutter. Zur Strafe versetzte die Königsmutter den Jungen in das irdische Leben, während das Webermädchen pausenlos weben musste. Die Arbeit besteht darin, mit einer magischen Seide eine wunderschöne Schicht Wolken auf dem Webstuhl zu weben, deren Farbe sich mit den Tages- und Jahreszeiten änderte. Dies ist "der Himmel". Das Webermädchen vermisste sehr ihren auf die Erde versetzten Jüngling, die Tränen flossen oft über ihr Gesicht, sie arbeitete sehr hart, webte und webte, und hoffte, durch ihre gute Arbeit die Gnade der Königsmutter zu gewinnen und die Rückkehr des Jünglings in den Himmel zu ermöglichen.

Eines Tages baten mehrere Feen die Königsmutter, auf der Erde in dem grünen Lotus-Teich baden gehen zu dürfen. Die Königsmutter war am diesem Tag gut gelaunt und erteilte die Erlaubnis. Die Feen baten auch, das traurige Webermädchen mitgehen zu lassen, und sie genehmigt es auch, und befahl den Feen die baldige Rückkehr.

In der irdischen Welt wurde der Jüngling in eine Bauernfamilie wieder geboren und man nannte ihn Niu-Lang (Viehhirt). Nachdem seine Eltern verstorben waren, lebte er mit seinem Bruder und der Schwägerin zusammen. Diese waren sehr unbarmherzig und gemein, sie wollte sich von ihm trennen. Sie gaben Niu-Lang nur einen alten Bullen und einen kaputtes Karren. Den Rest behielten sie und trennten sich von ihm. Seitdem lebten Niu-Lang und der alte Bulle zusammen, sie bestellten Felder und bauten sich ein Haus, so führten sie ein einfaches Leben. Aber er war einsam, ihm fehlte die Wärme, abgesehen von dem alten Bullen, der nicht sprechen konnte. Der Hirt wusste aber nicht, dass der alte Bulle ursprünglich der goldene Bulle(Sternbild Stier) am Himmel war. Eines Tages sprach plötzlich der Bulle zu Niu-Lang: "Heute gehst du zum grünen Lotus-Teich, wo die Feen baden. Dort versteckst du ein rotes Kleid. Die Fee, die dieses Kleid trug, wird deine Frau." Niu-Lang war erstaunt und fragte sich: "Ist es war, dass ein Rind spricht? Sagst du die Wahrheit?“ Der Bulle nickte. Niu-Lang ging also, versteckte sich leise im Schilf neben dem Teich und wartete auf die Ankunft der Feen. Bald flatterten die Feen an den Teich, zogen sich die leichten bunten Kleider aus und sprangen in das klare Wasser. Der Hirt rannte aus dem Versteck und nahm das rote Feen-Gewand weg. Die Feen sahen jemanden kommen, sprangen rasch in ihre eigenen Kleider, und flogen wie die Vögel davon, nur eine Fee blieb zurück, die ohne Kleidung nicht entkommen konnte: das Webermädchen. Sie schämte sich und sah hilflos ihr rotes Kleid in den Händen eines jungen Mannes. Dieser trat nun an sie heran und sagte zu ihr, dass er ihr Kleid zurückgeben würde, wenn sie versprach, seine Frau zu werden. Als die Weberin ihn genau ansah, wurde ihr klar, dass der Hirt ihr lang vermisster Jüngling war. Schüchtern willigte sie ein, seine Ehefrau zu werden, und so wurden sie ein Paar. Sie heirateten und lebten sehr glücklich, bekamen zwei Kinder, ein Junge und ein Mädchen.

Niu-Lang und das Webermädchen dachten, dass sie für immer so lieben und leben könnten. Aber die Königsmutter erfuhr dies. Wütend sandte sie Götter und Feen zur Erde, um die Weberin in den Himmel zurück zu zerren, und sie zu bestrafen. An jenem Tag war die Weberin gerade beim Kochen, als Niu-Lang vom Acker zurück eilte. Seine Augen waren rot und voller Tränen und er sagte: "Der große Bruder Bulle ist gestorben. Zuvor bat er mich, sein Fell nach seinem Tod abzuziehen und gut aufzubewahren, denn irgendwann, wenn man es umhängst, könnte man damit in den Himmel fliegen“. Als die Weberin das hörte, dachte sie: „Das Rind war der goldene Bulle am Himmel, nur weil er ein paar schöne Worte für den Jüngling gesagt hatte, wurde auch er in die irdischen Welt versetzt. Wie konnte er nun so plötzlich sterben?" Sie ließ Niu-Lang die Viehhaut abziehen und begrub den Bullen. Plötzlich tobte der Himmel mit Wind und Donner. Die himmlischen Soldaten stiegen herab, nahmen gnadenlos die Weberin in Gewahrsam und flogen wieder hinauf. Von Ferne hörte die Weberin die Stimme des Hirten: „Weberin, warte auf mich!“ Sie blickte zurück und sah Niu-Lang mit den zwei Kindern in Körben, umhüllt von einem Rinderfell hinter ihr her fliegen. Sie kamen sich immer näher, und die Weberin könnte ihre niedlichen Kinder sehen. Die Kinder mit offenen Armen riefen: "Mutter!" Es sah so aus, als dass sie bald wieder vereint sein könnten. In diesem Moment kam die Großmutter auf einer Wolke herangeflogen. Sie zog den goldenen Haarstecker aus ihrem Haar und machte damit im Schwung einen Schlag. So entstand ein tosender Strom (Tianhe), der unüberwindbar ist und Niu-Lang und die Weberin für immer trennt. Die Weberin sah den Hirt und die Kinder auf der anderen Seite des Flusses und brach in Tränen aus. Niu-Lang weinte und die Kinder schrien "Mutter", es war so herzzerreißend, dass selbst die Feen-Göttin und die Götter, die dies ansahen, auch zerrissen waren. Die Königsmutter wurde von dieser starken Liebe ebenfalls berührt. So erlaubte sie, dass Niu-Lang und die Kinder im Himmel bleiben dürfen, und sie können einmal im Jahr am 7. Juli mit der Weberin zusammentreffen. Von da an lebten der Hirt und seine Kinder im Himmel, getrennt durch einen Fluss vom der Weberin.

In dem herbstlichen Nachthimmel können wir immer noch zwei große glitzernde Sterne auf beiden Seiten der Milchstraße sehen, nämlich die Vega und Altair. Es gibt auch zwei kleine Sterne neben Altair, der Sohn und die Tochter. Am 7. Juli jeden Jahres bilden unzählige Elstern über dem Fluss eine Brücke, wo sich Niu-Lang und die Weberin wieder vereinen. Die Legende besagt, dass man dann dem Liebesgeflüster im Hintergrund der Himmelsmusik lauschen kann. So gehen an diesem Tag die Jungfrauen unter den freien Himmel und blicken zu den Sternen auf, nach Altair und Vega, auf beiden Seiten der Milchstraße, und um Ausschau zu halten und zu hoffen, ihr jährliches Treffen zu sehen. Dabei wünschen sie sich auch so tüchtig und schön wie die Weberin zu werden, und beten, dass auch sie eine glückliche Ehe haben werden. So ist das Qixi-Fest (chinesischer Valentinstag am 7. Juli) entstanden.

Übersetzt aus der offiziellen chinesischen Originalseite von Li Hua